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1024 - Bestien aus Satans Garten

1024 - Bestien aus Satans Garten

Titel: 1024 - Bestien aus Satans Garten
Autoren: Jason Dark
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denn welcher Mensch besitzt schon Röntgenaugen.
    Einen Blick warf ich noch über den Teich.
    Er lag dort wie glatt gestrichen. Keine einzige Welle kräuselte die Oberfläche. Eine sehr friedliche Idylle, ein Biotop, das von der Natur angenommen worden war. Und zugleich ein Stück Hölle in einem angeblichen Paradies.
    Und wie sah es im Wohnhaus aus? Der Gedanke ließ mich nicht los und trieb mir zugleich Schweiß auf die Stirn. Wenn ich davon ausging, daß der Tote Horatio Baker gewesen war - der Vater also -, wo hielt sich dann die Mutter auf?
    Oder war sie auch…
    Daran dachte ich zwar nicht gern, aber ich tendierte zu dieser Möglichkeit. Mochten die Eltern so komisch oder urwüchsig gewesen sein wie sie wollten, und mochten sie auch ihre Nachbarn abgelehnt haben, um ein eigenes Leben zu führen, sie waren es nicht, die hier Zeichen gesetzt hatten, sondern eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, zwar vom Alter her erwachsen, ansonsten aber mit einer inneren Einstellung, die ich nicht akzeptieren konnte. Sie nahm den Tod anderer Menschen hin, um sich selbst verwirklichen zu können. Das war die falsche Art der Emanzipation, die sowieso nicht hierher paßte, denn Jamie war dabei, sich wieder in die Abhängigkeit einer anderen Person zu begeben, die auf den Namen Mandragoro hörte.
    Mandragoro, der Umwelt-Dämon!
    Wie lange kannten wir uns schon. Wir hatten gegeneinander gekämpft, aber wir waren keine direkten Feinde oder Todfeinde. Ich verstand ihn irgendwo. Er wollte die Natur erhalten und sie nicht von den Menschen zerstören lassen. Verständlich, ich wollte es auch, aber die Mittel, die Mandragoro dabei anwendete, konnte ich nicht akzeptieren. Er nahm den Tod der Menschen in Kauf, das hatte ich oft genug erlebt, und er setzte Menschen auch für seine Ziele ein, wie hier die junge Jamie Baker. Sie hatte ihm eine kleine Welt erschaffen wollen, ein Refugium, und sie hatte ihm dabei die Hindernisse aus dem Weg geräumt.
    Ob sich Mandragoro schon in der Nähe aufhielt? Ich wußte es nicht, aber er oder sein Geist konnten überall auf der Welt sein. Hier in England ebenso wie im fernen Asien, das hatte ich ebenfalls schon erlebt.
    Jetzt lag das Haus vor mir.
    Stille. Nichts bewegte sich hinter den Scheiben, die wie kantige Augen aus dem Bewuchs hervorschauten. Die Ranken waren dicht und sattgrün. Auf den Blättern lag ein feiner Glanz. Sie wuchsen so weit vor, daß sie Vögeln als Verstecke dienen konnten.
    Ich war vor der Rückseite stehengeblieben und dabei auch vor einer aus Bruchsteinen gebauten Terrasse. Keine Stühle, kein Tisch. Sie wirkte wie leergefegt. Nicht einmal ein Blatt lag auf der Fläche. Eine geschlossene Hintertür hatte längst meine Aufmerksamkeit erregt. Sie war für mich der Eingang.
    Die Terrasse lag höher als das übrige Gartenniveau. Um sie betreten zu können, mußte ich drei breite Stufen hochgehen. Ich hörte das leise Knirschen meiner eigenen Schritte und achtete natürlich auch auf jedes andere Geräusch.
    Da war nichts Fremdes in meiner Nähe. Eine dumpfe Stille umgab mich weiterhin. Ich konzentrierte mich mehr auf mein Gefühl und spürte dabei, daß irgend etwas im Busch war. Ich war nicht allein.
    Ich stand wie in der Manege und bestrahlt von einem unsichtbaren Scheinwerfer. Im Hintergrund hielten sich die Zuschauer auf, die von Jamie Baker geführt wurden. Sie wartete darauf, daß etwas passierte, daß ich genau das tat, was sie sich wünschte. Auch wenn ich mich umgedreht hätte, um diesen Garten zu verlassen, es wäre wohl jetzt nicht mehr möglich gewesen. Ich war ein Zeuge, ich wußte zuviel, und Jamie Baker hätte mich nie im Leben entkommen lassen.
    Es galt also, die Flucht nach vorn anzutreten. Deshalb ging ich auf das Haus zu.
    Dieser Garten war Mandragoro geweiht worden. Jamie würde ihn verteidigen, und sie hatte von dem Umwelt-Dämon längst Unterstützung bekommen. Einen besseren Partner konnte er gar nicht finden.
    Das Haus war aus Backsteinen gebaut. Wo der Bewuchs Lücken gelassen hatte, schimmerte das dunkle und manchmal schmutzige Rot durch. Ansonsten wirkte es wie eingepackt.
    Ich dachte an die kleinen Drachen. Bestien so groß wie eine Hand, aber gefährlich und auch tödlich, wenn sie in der Masse auftraten. Die beiden Gartenkrallen gaben mir das Gefühl einer trügerischen Sicherheit. Wenn ich tatsächlich angegriffen wurde, mußte ich sie schnell und zielsicher führen.
    Die Hälfte der Terrasse hatte ich hinter mir gelassen, als sich der Bewuchs an der
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