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1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände

1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände

Titel: 1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände
Autoren: Jason Dark
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Cesare Caprio sein Beil unter der Kleidung hervorholte. Der Stahl der Klinge schimmerte wie ein matter, leicht angedunkelter Spiegel. Es war der Tod in Stahl.
    »Willst du ihr die Hände so abschlagen?« fragte di Mestre.
    »Nein!«
    »Wie dann?«
    »Sie soll sich auf den Rücken legen.«
    Da lachte Flavio auf. »Stark. Das ist wirklich stark. Auf den Rücken legen. Wunderbar, sage ich da nur. Sie hat sich ja schon oft auf den Rücken gelegt.« Nach dieser Bemerkung trat di Mestre der Frau die Beine weg, fing sie aber auf, damit Jessica nicht aufschlug, und wuchtete sie noch im Fallen herum.
    Sie fiel auf den Rücken. Harte Steine, die aus der Erde wuchsen, bohrten sich in ihre Haut. Der Stoff des Pullovers konnte die Messer nicht aufhalten.
    »Welche Hand zuerst?« fragte Flavio.
    »Die linke.«
    »Gut.«
    »Halte du den Arm fest, und knie dich auf sie.«
    »Das mache ich doch glatt!« Er hatte seinen Spaß. In Flavios Gehirn lief einiges durcheinander. Er gehörte nicht in das normale Leben, sondern in eine geschlossene Anstalt. Da hätte er gleich einige Bewohner aus dem Dorf mitnehmen können.
    Jessica wehrte sich nicht. Sie wußte, daß es keinen Sinn hatte. Flavio packte ihren linken Arm und zerrte ihn so zur Seite, daß er zum Körper hin einen rechten Winkel bildete. Dann kniete er sich auf die Schulter und auch auf einen Teil des Oberarms, damit dieser so fest wie möglich auf dem Boden lag.
    »Zufrieden, Cesare?«
    »Ja, bin ich.« Der Mann mit der Axt trat näher. Dann kniete er sich hin. Er atmete schwer. Er schwitzte. In seinen Augen stand die Bitte um Vergebung, als er die Frau anschaute. Aber er wußte auch, daß er nicht anders konnte.
    Jessica unternahm einen letzten Versuch. »Muß es denn sein?« flüsterte sie voller Angst. »Könnt ihr mich nicht freilassen? Ich werde nie mehr zurückkommen, das verspreche ich euch. Ihr könnt den anderen sagen, daß ich entkommen bin. Dann wird man euch glauben. Bitte, ich möchte auf keinen Fall…«
    »Nein, es geht nicht.«
    »Wie wahr, wie wahr!« bestätigte auch Flavio. »Der Mund der Wahrheit braucht Nachschub.«
    Caprio sagte nichts. Er atmete nur schwer, als er sein Beil anhob. Er wußte selbst, daß er schuldig war, und daß ihn diese Schuldigkeit irgendwann teuer zu stehen kommen würde, aber auch er konnte nicht über seinen Schatten springen.
    Deshalb schüttelte er den Kopf.
    Jessica hatte die Botschaft verstanden. Sie bäumte sich nicht mal auf. Apathisch hatte sie sich in ihr Schicksal ergeben. Sie schloß die Augen.
    Plötzlich war alles anders. Sie hörte das Rauschen des Bachs überdeutlich. Aus der Tiefe drang es wie eine schwere Musik an ihre Ohren, als sollte sie von den Melodien weggetragen werden. Jessica sah nicht, wie Caprio das Beil mit beiden Händen umklammerte, noch einmal Maß nahm und zuschlug.
    Die linke Hand war ab.
    Kein Schmerz.
    Nichts.
    Nur ein taubes Gefühl.
    Ein Traum? War alles nur ein Traum gewesen, aus dem ich jetzt erwache?
    Dann war die Stimme des Beilträgers wieder da. »Und jetzt der rechte Arm.«
    Jemand zerrte ihn zur Seite.
    In diesem Augenblick erwischte sie der Schmerz im linken Arm. Sie konnte ihn nicht beschreiben.
    Er war so etwas von schlimm, daß Jessica nicht mal in der Lage war, zu schreien. Sie hatte den Mund weit aufgerissen und sah dabei so aus, als wollte sie den Schrei in der Kehle noch sammeln, um ihn dann auszustoßen, wenn Caprio zum zweiten Schlag angesetzt hatte.
    Er tat es.
    Jessica spürte wieder diesen Druck, aber sie schrie noch immer nicht, denn von einem Augenblick auf den anderen war sie bewußtlos geworden. Eine Gnade, die nicht allen Verurteilten zuteil geworden war.
    ***
    Cesare Caprio stand auf. Er atmete nicht, er röchelte, und sein Gesicht aus dem die Augen beinahe hervorstachen wie bei einem Frosch, war schweißnaß geworden.
    Auch Flavio sagte nichts. Ihm war übel geworden. Er hockte an der rechten Seite der Frau und starrte auf die Armstümpfe.
    Blut war aus den Wunden geflossen und floß auch noch weiter. Es verteilte sich auf dem Boden, würde versickern und braune Flecken hinterlassen.
    »Was ist?« fragte Caprio rauh.
    Di Mestre schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht«, flüsterte er. »Verdammt noch mal, ich kann nicht.«
    Er schnellte plötzlich hoch, drehte sich um und lief weg.
    Cesare Caprio hörte, wie sich sein Begleiter übergab. Da hatte er sich bereits gebückt und die noch warmen Hände aufgenommen. Auch ihn schüttelte es, aber er war für diese »Arbeit«
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