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1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände

1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände

Titel: 1010 - Das Geheimnis der blutigen Hände
Autoren: Jason Dark
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die Dunkelheit. Kein Licht, kein künstliches und auch keine Sonne. Der verdammte Keller blieb finster wie eine Gruft, in der sich die Seelen der Verdammten aufhielten.
    Manchmal, wenn ihre Augen vom langen Starren in das Dunkel schon brannten, dann bildete sie sich ein, es wäre Bewegung in die Dunkelheit gekommen. Sie hörte dann nichts, aber die Finsternis wurde schon von einer anderen Macht durchdrungen.
    Als kleines Kind hatte ihr der Großvater immer vom Tod erzählt. Ihr Großvater war sehr schlau gewesen. Er hatte immer auf alles eine Antwort gewußt. Er wußte sogar, wie der Tod aussah, wenn er kam, um die Menschen zu holen. Jessica hatte diese Beschreibung niemals vergessen. Jetzt, wo sie als Gefangene in der Finsternis ausharrte, da hatte sie manchmal den Eindruck eines Besuchers gehabt, der durch den Keller ging und dabei keinen Laut abgab. Aber er hatte ausgesehen wie die Gestalt, die sie aus den Erzählungen ihres Großvaters kannte.
    Eine schwarze, mit einer Sense bewaffnete Knochengestalt, der Tod eben, der die Menschen in sein Reich zerrte.
    Aber er war an ihr vorbeigegangen. Er hatte sie nicht mal berührt. Die Finsternis hatte ihn schließlich geschluckt, doch die Furcht war bei Jessica geblieben und nahm sogar noch zu, ebenso wie die Erschöpfung und der Durst.
    Sie hätte ihn mit bestem Merlotwein löschen können - wenn man ihr die Ketten abgenommen hätte.
    Aber daran dachten die feinen Menschen nicht einmal.
    Jessica war an die Wand des Weinkellers angekettet worden, die schon seit Jahrhunderten allen Stürmen widerstanden hatte.
    Ja, sie kannte auch den Mund der Wahrheit. Um ihn zu erreichen, mußte man das Dorf verlassen und ein kleines Stück in die Berge hineingehen, bis zu einem bestimmen Felsen. Dort war er dann zu sehen, und es gab kaum jemanden, der freiwillig hinging.
    Vor allen Dingen keine Frau.
    Wie es später mit ihr weitergehen würde, wußte Jessica Malfi auch nicht. Vielleicht würde sie sterben, verbluten, alles war möglich. Zum Arzt würde man sie nicht bringen, denn der konnte ja Fragen stellen, die anderen Leuten sauer aufstießen. Nein, nein, das würde ganz anders ablaufen, aber Jessica hoffte noch immer, daß jemand kam und sich ihrer erbarmte. So schlimm war ihr Vergehen auch nicht gewesen.
    Die Ketten ließen ihr soviel Spielraum, daß sie sich hinknien konnte. Manchmal hatte sie auf dem Boden gekauert wie ein kleines Kind, das sich unter allen Umständen vor irgend jemandem verstecken wollte.
    Dann hatte sie etwas getan, worüber sie sich im nachhinein noch wunderte. Sie hatte sogar gebetet.
    Ausgerechnet sie, wo sie doch mit der Kirche und vor allen Dingen mit ihren Vertretern nicht viel im Sinn hatte. Aber es gibt wohl bei jedem Menschen einen Punkt, an dem er sich an das erinnerte, was er einmal als Kind erlebt hatte. So war es auch bei ihr gewesen.
    Apathie hatte sie überkommen. Es war wieder Zeit gewesen, sich hinzuhocken, das lange Stehen hätte sie nur noch schwächer gemacht, und das wollte Jessica nicht.
    Nein, die Finsternis und das Wissen um ihre Zukunft hatten sie noch nicht wahnsinnig gemacht.
    Dennoch summte sie ein Lied aus ihrer Kindheit, obgleich sie es nicht gewollt hatte. Dazwischen klirrten auch die Glieder der Ketten, wenn sie sich zu heftig bewegte, aber sie vernahm auch ein anderes Geräusch, das sie bisher in dieser Einsamkeit noch nicht gehört hatte.
    Da war eine Tür geöffnet worden.
    Vorn, wo der Eingang lag. Zuerst bekam sie es nicht so richtig mit, oder sie wehrte sich dagegen, aber sie schloß nicht die Augen. Deshalb fiel ihr auch der Lichtstrahl auf, der von einer Taschenlampe stammte und durch die Finsternis des Kellers hüpfte, weil sich der Träger der Lampe unregelmäßig bewegte.
    Sie hörte die Schritte. Das hüpfende Auge näherte sich ihr. Sie war gezwungen, die Augen zu schließen, denn nach dieser langen Dunkelheit empfand sie das Licht einfach als zu grell.
    »Da ist die Schlampe ja!« sagte ein Mann und grunzte zufrieden wie ein sattes Schwein.
    »Sicher, Cesare, ich habe es dir doch gesagt.«
    »Ob sie wohl freiwillig mitgeht?«
    »Das spielt keine Rolle. Wir werden sie mitnehmen und sie der Bestrafung zuführen.«
    Die beiden Kerle waren vor der Gefangenen stehengeblieben. Jessica konnte sie trotzdem nicht erkennen, weil das Licht sie noch immer blendete. Sie wußte aber, wer gekommen war. Zum einen Cesare Caprio, ein schon älterer Mann, der brutal und bösartig war. Einer, der schon seit Jahren für die Bestrafung
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