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101 - Das Narbengesicht

101 - Das Narbengesicht

Titel: 101 - Das Narbengesicht
Autoren: Dämonenkiller
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auf alle dämonischen Kräfte hatte sie zusammengeführt. Jeder auf Castillo Basajaun wußte, daß Abi Flindt seine Frau durch Dämonen in den Flitterwochen verloren hatte.
    „Wir hätten Coco nicht allein nach Tokio fliegen lassen dürfen", warf Ira Marginter ein. „Nach Dorians Tod dürfen wir unsere Kräfte nicht verzetteln. Wenn wir dem Treiben der Dämonen wirkungsvoll Widerstand leisten wollen, müssen wir zusammenhalten."
    „Coco könnt ihr abschreiben", meinte Abi düster. „Die Hexe spielt ein Doppelspiel. Ich bin sicher, daß sie uns alle in die Fänge der Schwarzen Familie treiben will."
    „Vielleicht ist Dorian nicht tot", flüsterte Ira. „Vielleicht stellt sich alles als Irrtum heraus."
    „Wenn Dorian lebt, soll er mir hier und jetzt ein Zeichen geben!" schrie Abi Flindt und stampfte mit dem Fuß auf. Seine Augen leuchteten wie Bergkristall.
    Im selben Augenblick schrillte das Telefon.
    Alle Augen richteten sich auf Ira Marginter, die den Hörer abgenommen hatte. Jeder hoffte insgeheim, daß sich Dorian Hunter am anderen Ende der Leitung melden würde.
    Ira legte die Hand auf die Sprechmuschel.
    „Ein Ferngespräch aus Tokio. Sie verbinden gerade."
    „Stell den Lautsprecher ein, Ira!" rief Fenton. „Ich will mitkriegen, was Coco uns mitzuteilen hat." Nachdem Ira den Lautsprecherknopf der Telefonanlage gedrückt hatte, hörten alle das Rauschen in der Leitung. Englische Gesprächsfetzen mischten sich mit dem Quäken anderer Sprachen. Dann knackte es in der Leitung.
    „Hier Yoshi", meldete sich der Practicus der Magischen Bruderschaft. Hideyoshi Hojo war zusammen mit Coco nach Tokio gereist. „Was gibt es Neues auf dem Castillo?"
    „Hier ist alles beim alten", sagte Ira Marginter. „Nur die Stimmung könnte besser sein."
    Hideyoshi Hojo überging Iras Bemerkung. Er kam sofort zur Sache.
    „In Tokio gehen merkwürdige Dinge vor sich. Cocos Verdacht hat sich bestätigt. Olivaro ist am Werk. Wir vermuten, daß der janusköpfige Dämon eine Verschwörung großen Stils angezettelt hat. Leider sind wir noch nicht hinter sein Geheimnis gekommen. Hauptakteur in diesem dämonischen Intrigenspiel ist der Schwarze Samurei. Das Monstrum ist hinter dem Tomokirimaru her…"
    „Das mußt du uns genauer erklären, Yoshi", verlangte Ira Marginter.
    Aus dem Lautsprecher drang ein leises Lachen.
    „Das Tomokirimaru ist das Schwert aller Schwerter", erklärte Hideyoshi Hojo. „Es wurde vom sagenhaften Schmied Masamune geschaffen. Die Klinge wird nie stumpf. Man kann damit Steine wie Butter durchschneiden. Ein wahres Zauberschwert. Der Schwarze Samurai will es zurückholen. Im Augenblick wird es im Landesmuseum im Ueno-Park ausgestellt. Dort gibt es noch andere Wunderdinge aus den großen Epochen der Schogune und der Samurai. Wir müssen jedenfalls verhindern, daß der Schwarze Samurai das Schwert in seine Hände bekommt."
    Abi Flindt ergriff den Telefonhörer.
    „Besten Dank für die Nachhilfestunde in japanischer Traditionskunde, Yoshi. Wenn ich dich recht verstanden habe, ist Coco einer dämonischen Verschwörung auf der Spur. Hat sie jetzt die Rolle des Dämonenkillers übernommen?"
    Aus dem Lautsprecher kam ein Räuspern. Yoshi schien zu ahnen, unter welchem seelischen Druck der Däne stand.
    „Ich weiß nur, daß Coco ihren Jugendfreund Richard Steiner getroffen hat. Die beiden verstehen sich ganz gut…"
    „Wie gut, Yoshi?"
    „Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst, Abi, aber die beiden sind ein Herz und eine Seele. Doch das dürfte die anderen nicht interessieren. Ich wollte euch nur berichten, was sich hier abgespielt hat. Wenn es etwas Neues gibt, melde ich mich wieder."
    Yoshi unterbrach die Verbindung.
    Abi Flindt legte den Hörer auf die Gabel. Er blickte lange zu Boden. Als er wieder aufblickte, stand sein Entschluß fest.
    „Ich fliege noch heute nach Tokio", sagte er knapp.

    Die lange Nacht des Todes war der Nacht der Lebendigen gewichen. Der Schwarze Samurai lebte wieder. Er stand im Schatten der Bäume des Ueno-Parks. Hinter den weitausladenden Baumkronen ragten die spitzgiebligen Dächer einer Pagode in den Nachthimmel. In einem See spiegelte sich die angestrahlte Fassade eines Hochhauses.
    Tomotada, der Schwarze Samurai, war für einen Japaner ungewöhnlich groß. Vom Scheitel bis zur Sohle maß er etwa zwei Meter. Ein schwarzes, bis zu den Knien reichendes Gewand, das innen blutrot gefüttert war, bedeckte seinen wiederbelebten Körper. In der blutroten Schärpe steckten zwei
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