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101 - Das Narbengesicht

101 - Das Narbengesicht

Titel: 101 - Das Narbengesicht
Autoren: Dämonenkiller
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bin Jesse", wiederholte der Narbengesichtige zum drittenmal. „Einst feierte man mich in den Vereinigten Staaten als Schauspieler. Meine Filme hatten großen Erfolg. Ich besaß die einmalige Gabe, meine Zuschauer durch bloßen Blickkontakt in Bann zu schlagen. Ja, ihr habt mich richtig verstanden. Meine projizierten Blicke ließen die Filmbesucher in Raserei geraten - in Ekstase … Sie wurden von mir in den Bann der Schwarzen Mysterien gezwungen. Die Mächte der Finsternis achteten mich. Übergeordnete Dämonen vergrößerten meine Macht…"
    Nara spürte ein Würgen im Hals. Er ahnte, daß er in Dinge verwickelt wurde, die sein Weltbild völlig verändern würden. Er rechnete nicht mehr damit, jemals wieder lebend aus der Gewalt der Mißgestalteten zu entkommen.
    „Ich war ehrgeizig", fuhr Jesse fort. „Ich wollte in die Schwarze Familie aufgenommen werden. Ich begehrte alles, wonach sich das düstere Streben eines Dämonendieners richten kann. Als ich angenommen hatte, daß meine Hypnokräfte stark genug waren, filmte ich mich selbst. Ich ließ den gewaltigen Bann meiner hypnotischen Kräfte frei. Das Zelluloid konservierte sie. Als mein dämonischer Mittler zum Obersten Unwesen erschien, ließ ich diesen genialen Hypnofilm ablaufen. Der Schwarze Hund kämpfte verzweifelt gegen meinen Bann an… Er wand sich in äußerster Agonie - bis ihn seine Helfershelfer unterstützten. Sie schalteten den Projektor ab und fielen über mich her. Die Aura der Schwarzen Magie hielt meine Seele fest, als sie mich zerstückelten. Ich lag da, ein Scherbenhaufen aus blutigen Organen. Ich erlebte mein Fegefeuer. Ich litt, wie noch nie ein Wesen vor mir leiden mußte. Denn ich konnte nicht sterben. Meine Seele war untrennbar mit den Fetzen meines Körpers verbunden. Dann fügten sie mich wieder zusammen… Oooh, diese Schmerzen!"
    Jesse bäumte sich auf. Die Erinnerung an sein apokalyptisches Schicksal übermannte ihn. Die anderen Freaks stimmten in sein Heulen ein. Ihre Wehlaute schallten durch den langgestreckten Kellerraum. Die Kerzen flackerten, und aus den Kräuterpfannen stiegen gelbliche Dämpfe empor.
    Dann hatte sich der Anführer der Mißgestalteten wieder in der Gewalt.
    „Ich wurde zerstückelt, wieder zusammengefügt und von den Dämonen verstoßen. Sie nahmen mir meine einzigartige Fähigkeit. Hört ihr? Sie raubten mir die Hypnokraft. Sie verstießen mich in die Abwässer dieser Stadt. Wie ein Wurm mußte ich mein elendes Dasein fristen. Doch ich gab niemals auf. Ich scharte diese armseligen Kreaturen um mich und !ehrte sie, die Stimmen der Dämonen zu verstehen. Ich unterrichtete sie im Untergrundkampf gegen die Sterblichen. Ich übertrug meinen grenzenlosen Haß auf ihre stupiden Gemüter, bis sie alle haßten - die Menschen und die Dämonen!" Jesse winkte einem buckligen Gnom zu, der sofort einen bereitstehenden Projektor einschaltete. Der Lichtkegel fiel auf eine verdreckte Leinwand. Spinnweben hingen von der feuchten Kellerdecke herab, und Dreckfasern erschienen auf der Projektionsfläche.
    „Ich konnte meinen letzten Film retten", gurgelte Jesse und strich sich mit den zusammengeflickten Händen über die narbenbedeckte Brust. „Ihr zwei werdet am eigenen Leib spüren, wozu ich einmal fähig war. Meine Augen werden euch in jämmerliche Freaks verwandeln. Ich brauche Kampfgefährten. Ich muß mich vor den Nachstellungen der Polizei schützen. Immer mehr von uns fallen den Bastarden zum Opfer…"
    „Laßt Niko gehen!" stieß Nara hervor. „Nehmt mich, aber laßt wenigstens die Frau frei!"
    Jesse krümmte sich vor Lachen. Die anderen fielen meckernd ein.
    „Die Frau freilassen? Wie käme ich dazu? Meine Kampfgefährten wollen die Frau haben. Wir sind fast nur Männer."
    Die keifende Stimme einer mißgestalteten Alten schrillte durch den Kellerraum. Sie humpelte auf zwei Krücken in den Vordergrund. Lichtes Silberhaar umgab ihren verschrumpelten Schädel wie Spinngewebe. Ihre Haut war faltig und welk wie ausgekochtes Leder.
    „Nehmt mich als Vorbild! Sie soll so werden wie ich!"
    Niko schrie gellend auf. Dann verlor sie das Bewußtsein. Sie sah nicht mehr, daß Jesse den Hypno-Film in die Transportspule des Projektors einlegte. Wenig später erschienen die ersten Bilder auf der Leinwand. Nara wollte sich abwenden, doch zwei Freaks hielten seinen Kopf fest. Ein anderer zog ihm gewaltsam die Augenlider hoch. Er mußte den Film sehen, ob er wollte oder nicht.
    Der Film spielte irgendwo in Kalifornien. Eine
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