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1006 - Das Palladium

1006 - Das Palladium

Titel: 1006 - Das Palladium
Autoren: Jason Dark
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war nur ein Schrei in meinem Innern, ein stummer, wie man sagt. Und auch die Templer schrien nicht. Ihnen schienen die Stimmen geraubt worden zu sein, denn sie waren augenblicklich in den Machtbereich der Lade hineingeraten und kamen aus ihm nicht mehr hervor.
    Die Lade war nicht normal. Sie schickte ihre Kraft, und das war das Licht.
    Ich schaute hinein. Es war mir in diesen Momenten egal, ob ich geblendet wurde. Aber ich sah auch nicht alles, denn oberhalb der Lade, zwischen den beiden Cherubim, sorgte ein Netzwerk von blau-weißen Funken für Aufmerksamkeit.
    Dort befand sich das Zentrum. Von ihm strahlte das weitere Licht ab, das möglicherweise wie Pfeile in die Reihe der Templer hineingestoßen war.
    Ich hatte es nicht gesehen, aber ich erlebte die Folgen. Die Menschen waren von einem wahren Inferno aus Elektrizität umgeben.
    Sie standen auf der Stelle und starben auch dort. Das Licht fraß sie auf. Es verbrannte sie. Es machte sie zu Staub, zu Asche, und nicht ein Laut drang an meine Ohren.
    Ich stand wie ein Schattenriß dieser Blitz- und Lichtwolken, wobei ich mich nicht bewegte und nun das Kreuz vor der Brust spürte.
    Es leuchtete ebenfalls auf, aber es sprühten keine Funken. Ich rechnete damit, daß es einen Schutzschild um mich, seinen Träger, aufgebaut hatte.
    Die Templer waren wehrlos gewesen, und sie wurden von dem Mysterium nicht akzeptiert.
    Es tötete sie!
    Das Licht und die Blitze schossen jetzt quer durch die Kapelle, als wollten sie auch alles mitnehmen, was noch lebte. Sie strahlten ein letztes Mal auf, als sollte ihr Licht selbst die Steine und Mauern verglühen lassen, dann war es vorbei.
    Die große Dunkelheit fiel wie ein zuschnappendes Tuch in das Innere der Kapelle hinein und legte sich über alles, was noch lebte.
    Auch über mich.
    Ich stand im Finstern und sah auch die Flammen nicht mehr.
    Sekundenlang raste mein Herzschlag wie verrückt. Es war einfach nicht zu fassen. Die Furcht brachte mich beinahe um. War ich in dieser kurzen Zeit erblindet?
    Panik erfaßte mich. Ich zwinkerte jetzt, aber noch immer tobte die Helligkeit in meinen Augen nach. Daß Hector de Valois neben mich getreten war, sah ich nicht. Ich spürte nur, wie seine Knochenfinger meinen rechten Arm anfaßten.
    »Du brauchst keine Sorgen zu haben, John. Es geht vorbei. Bei mir geht es auch vorbei.«
    »Was weißt du?«
    »Du bist nicht blind.«
    Er hatte mir Hoffnung gegeben, und ich stellte fest, daß er recht behielt.
    Allmählich nahm ich wieder die Gegensätze zwischen Hell und Dunkel wahr.
    Verschwommen war alles noch, was ich sah. Wie von einem dünnen Nebelschleier umflort. Die Flammen waren noch vorhanden. Sie bildeten bei meiner Sichtweise allerdings ein kleines Meer, denn sie waren zusammengewachsen und lösten sich nach einer Weile voneinander. Mit der linken Hand rieb ich über meine Augen. Wenig später verhinderte ein Tränenschleier meine Sicht, aber auch der verging. So konnte ich wieder normal schauen.
    Die Lade war da. Die Cherubim auch. Nichts hatte sich bei ihnen verändert. Aber vor dem Mysterium, und zwar dort, wo die Templer gestanden hatten, malte sich auf dem Boden eine hellbraune Spur ab. Nicht mehr, keine Knochen, keine Reste der Kleidung, auch nicht das geschmolzene Metall der Waffen.
    Nur Asche…
    Vor einer oder zwei Minuten hatten hier noch Menschen gestanden. Nun sah ich die Reste, und ich wußte auch, wer dafür gesorgt hatte. So stimmten dann die Geschichten aus dem Alten Testament.
    Die Bundeslade hatte noch nichts von ihrer Macht eingebüßt. Sie war ein Palladium, das die Israeliten mit in ihre Kriege genommen hatten, um die Feinde zu erschrecken. Erst Salomo, der seinen Tempel für die Lade gebaut hatte, wollte den Frieden. In seiner Zeit war sie auch weggeschafft worden, und die Kriege waren erst später wieder aufgeflammt, als Salomo nicht mehr regierte. Da hatte die Lade schon nicht mehr in Jerusalem gestanden.
    »Siehst du, was geschehen ist?« fragte Hector.
    Ich nickte nur.
    Er ließ mir Zeit. Dann wollte er wissen, wie es weitergehen würde.
    »Hast du dir jetzt einen neuen Plan überlegt?«
    »Nein.«
    »Du machst mich unsicher.«
    Ich hob die Schultern. »Das weiß ich, aber ich glaube nicht, daß ich so schnell von hier weglaufen werde. Ich habe Zeit. Ich werde die nächsten Stunden hier verbringen.«
    »Du willst die Kapelle also nicht verlassen?«
    Meine Antwort war ein Kopfschütteln.
    »Es ist schwer, dir einen Rat zu geben, aber denke daran, was mit den Templern
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