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1006 - Das Palladium

1006 - Das Palladium

Titel: 1006 - Das Palladium
Autoren: Jason Dark
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einzuschalten, auch jetzt, aber meine innere Erregung stand kurz vor dem Siedepunkt. Ich würde etwas völlig Neues und Entscheidendes zu Gesicht bekommen, damit mußte ich erst einmal fertig werden, obwohl ich ein Mensch war, der sehr viel hinter sich hatte.
    Wie groß oder klein war sie? War sie gefährlich? Würde sie reagieren, wenn sie plötzlich von einem fremden Lichtstrahl getroffen wurde? Sah sie mich als Feind oder als Freund an? Oder war sie einfach nur da? Präsent sozusagen, nicht mehr.
    Ich schaltete die Lampe ein.
    Eine weiße, schmale Lanze bohrte sich in die Dunkelheit, erreichte den Boden, hinterließ dort einen kleinen Kreis, der weiterwanderte, als ich den Arm anhob, um die Dunkelheit vor mir aufzuhellen.
    Beim Licht der Kerzen war mein Eindruck schon ein anderer gewesen. Da hatte ich geglaubt, daß die Helligkeit von der Umgebung verschluckt würde. Jetzt war das anders. Der Strahl fand seinen Weg, durchbohrte die Schwärze und traf sein Ziel.
    Plötzlich klopfte mein Herz schneller. Die Augen fingen an zu brennen. Ich kam mir vor wie in einer Zentrifuge, die sich heftig drehte. Dieses Ziel war keine Einbildung. Es war vorhanden. Es war die Verwirklichung des Traumes, dem ich so lange hinterhergejagt war.
    Vor mir stand die Bundeslade!
    Und diesmal war es die echte!
    ***
    Ich lauschte dem Stöhnlaut, der durch die Stille wehte. Mir wurde kaum bewußt, daß ich ihn ausgestoßen hatte. Eine Welt aus Gedanken und Vorstellungen stürzte über meinem Kopf zusammen. Ich kam mit dem Anblick nicht zurecht. Ich konnte es kaum glauben.
    Meine Knie zitterten, aber das Bild verschwand nicht.
    Es blieb.
    Zwar nur in einem kleinen Ausschnitt, aber die Lade war da. Ich sah sie trotzdem nicht, denn wie so oft in den alten Überlieferungen beschrieben, war sie verhüllt worden.
    Ein großes Tuch bedeckte sie. Es hing an beiden Seiten herab, und ich hielt mich an einer der Längsseitenauf. Meine rechte Hand zitterte, mit ihr der Lichtkegel.
    Nun führte ich ihn nach rechts. An der Seite entlang. Die Farbe des Tuchs war nicht genau zu erkennen. Vom Grund her dunkel, aber der Stoff zeigte auch ein Muster. Ich überlegte, wie alt er wohl sein konnte, dann stieß der Strahl wieder ins Leere, aber es erschienen trotzdem neue Ziele.
    Kerzen!
    Im ersten Moment schüttelte ich den Kopf. Ich hatte sie hier nicht erwartet. Nach einigem Überlegen kam mir in den Sinn, daß sie ganz natürlich waren, denn die Wächter der Lade, die sich manchmal in der Kapelle aufhielten, wollten nicht unbedingt ausschließlich durch die Dunkelheit wandern.
    Die Kerzen waren nicht jungfräulich. Dunkle Dochte, die Kerzen selbst schon etwas niedergebrannt, aber zwischen ihnen gab es genügend große Lücken, durch die ich gehen konnte. Die Kerzen selbst standen auch nicht auf dem Boden, sondern hatten ihre Plätze in eisernen Ständern gefunden, die aufgrund ihres Gewichts so leicht nicht umkippen konnten. Natürlich nahm ich die Einladung der Kerzen an. Ich wollte, ich brauchte Licht, so machte ich mich daran, die Dochte der Reihe nach mit Feuer zu versorgen.
    Der typische Kerzengeruch entstand. Das Licht war auf eine gewisse Weise wunderbar, denn je mehr Dochte brannten, um so mehr konnte ich von der Kirche erkennen. Allmählich erschienen die Innenwände. Ich sah alte Bilder, Fresken, die irgendein einheimischer Künstler gemalt haben mußte.
    Die Motive spiegelten die Vergangenheit dieses Landes wider. Oft war die Lade in den Mittelpunkt gestellt worden, und immer wieder sah ich sie auf einem Ochsenkarren. Das dokumentierte, daß die Lade oft transportiert worden war. Sie hatte einen Irrweg hinter sich, denn auch aus der Bibel war sie für eine ganze Weile verschwunden gewesen.
    Ich arbeitete langsam. Die Zeit lief mir nicht weg. Und an die Männer draußen wollte ich nicht denken, auch wenn sich unter ihnen mein neuer Freund Mikail befand, der mich praktisch zu diesem Ziel geführt hatte. Er war leider zu einem Gefangenen der Templer geworden, die sich als Nachfolger derjenigen Ritter verstanden, die vor Hunderten von Jahren in dieses Land gereist waren und ihre Spuren hinterlassen hatten. Nicht alle waren wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Hiergebliebenen hatten sich integriert, mit der Bevölkerung vermischt, und sich in dieser Zeit erst wieder an die alten Geschehnisse erinnert.
    Ich bewegte mich wie ein Küster, der die Kerzen an, einem Christbaum oder am Altar anzündet. Nicht schnell, sondern gemessenen Schrittes. Dabei wurde
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