Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1006 - Das Palladium

1006 - Das Palladium

Titel: 1006 - Das Palladium
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
geschah.«
    »Keine Sorge, das habe ich nicht vergessen. Und was ist mit dir? Bist du nicht neugierig?«
    »Nein. Nicht wie du. Ich möchte sie als Mysterium auch weiterhin akzeptieren.«
    »Ja, das ist verständlich«, kommentierte ich. »Aber bei mir ist das etwas anderes.«
    »Das mußt du mir erklären.«
    »Gern. Mich hat man geschickt, Hector. Ich bin den steinigen Weg gegangen, um die Lade endlich zu finden. Ich habe vieles in Kauf genommen, und jetzt stehe ich hier, schaue sie an und weiß nicht, was ich noch denken soll. Ich möchte Ruhe haben, und ich glaube, daß mir die Kapelle und auch die Nähe der Bundeslade diese Ruhe geben wird.«
    »Gut, John, es ist deine Entscheidung. Ich werde dich allein lassen.«
    »Bleibst du in der Nähe?«
    »Ja, hier in der Klosteranlage.«
    »Das ist gut.«
    »Wenn etwas geschieht oder wenn du mich noch benötigst, dann rufe mich bitte.«
    »Das werde ich. Danke…«
    Hector de Valois ging und ließ mich allein zurück. Ich hörte noch, wie er die Tür der Kapelle zuzog, dann verklangen auch die letzten Echos seiner Schritte.
    Ich war allein.
    Allein mit der Bundeslade!
    ***
    Wie ein Büßer und mit gesenktem Kopf stand ich vor diesem Mysterium und wagte zunächst nicht, meine Augen zu erheben. Es gab in diesen langen Augenblicken zunächst nur meine Gefühle, mit denen ich fertig werden mußte. Obwohl ich einiges erlebt hatte, war es für mich noch immer so unbegreiflich, daß ich mit der Bundeslade allein war. Der Weg, mein Schicksal, hatte mich hergeführt. Ich war jetzt gefordert und würde nachdenken müssen, wie es weiterging.
    Die Luft hatte sich verändert. Sie kam mir wesentlich kälter vor.
    Sie roch auch anders. In ihr hatte sich der bei den Entladungen entstehende Geruch festgesetzt. Ich konnte ihn nur schwer identifizieren. Es roch nicht angebrannt, eher metallisch wie bei einem Kurzschluß.
    Eine sehr klare Luft durchwehte die Kapelle. Die Entladungen schienen sie gereinigt zu haben.
    Endlich fühlte ich mich in der Lage, den Kopf und damit den Blick wieder anzuheben. Meine Augen richteten sich auf die beiden Cherubim. Sie hockten dort als Wächter – und sie hatten sich wieder bewegt. Nun schauten sie sich gegenseitig an.
    Es mußte während der Entladungen geschehen sein. Ich hatte davon nichts mitbekommen.
    Angst machten mir die Geschöpfe nicht, aber ich zählte sie auch nicht in den Bereich der Engel. Sie hatte es schon bei den altägyptischen Götterkulten gegeben, und sie waren dannvon den Israeliten übernommen worden, nach der langen Gefangenschaft in Ägypten.
    Da hatte dieses andere Volk natürlich etwas von dem Götterglauben mitbekommen, deshalb wohl auch die geflügelten Wächter.
    Sie blieben starr. Lösten sich nicht von ihren Plätzen. Ich fragte mich, ob sie vielleicht so etwas wie Magnete waren, damit die Ströme fließen konnten.
    Den Tod der Templer hatte ich zwar nicht vergessen, aber verdrängt. Ich spürte noch immer den Drang, so dicht an die Lade heranzugehen wie sie. Ich wollte sie berühren und herausfinden, wie sie auf mich reagierte.
    Seltsamerweise wuchs mein Optimismus. Wenn ich die Lade nicht hätte finden sollen, dann wäre Angares nicht bei Abbé Bloch gewesen. Bei mir waren die Voraussetzungen eben ganz anders.
    Lagen tatsächlich die steinernen Tafel mit den Zehn Geboten darin?
    Allein der Gedanke daran ließ mich nervös werden. Gleichzeitig erhob sich die Frage, ob es mir gelingen konnte, den Deckel der Lade anzuheben.
    Schließlich gab es dabei noch die beiden Cherubim, und sie durfte ich nicht unterschätzen.
    Ich machte mich auf den Weg, denn ich wolle die Lade einmal umrunden. Niemand störte mich dabei. Auch Hector de Valois hielt sich an die Regeln, die er sich selbst auferlegt hatte. Der Weg um die Lade herum war kurz, aber ich ließ mir dabei Zeit und genoß ihn.
    Ich lauschte dabei meinen eigenen Schritten. Jedes Geräusch kam mir wie eine Störung vor.
    Es gab keine Veränderung an der Rückseite der Lade. Ich blieb dort stehen und hätte mir jetzt eine Bibel in die Hand gewünscht, wo jeder nachlesen konnte, wie und aus welch einem Material die Lade erbaut worden war.
    Aus Akazienholz. So stand es geschrieben. Es waren auch genaue Maßean Moses weitergegeben worden. Das Holz war innen und außen mit purem Gold überzogen worden.
    Ich konnte mir schon vorstellen, daß die Goldschicht auch außen noch vorhanden war. Aber sie leuchtete nicht mehr. Im Laufe der Jahrtausende hatte sich wohl eine Kruste aus Staub
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher