Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1004 - Die Stufen der Erkenntnis

Titel: 1004 - Die Stufen der Erkenntnis
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
enthielt und daß es in diesem Land keine Mikroorganismen gab, die einem immunisierten Körper gefährlich werden konnten. Das bodennahe Magnetfeld war vermessen, der Kompaß kalibriert. Die ersten Stunden der Nacht waren ereignislos verlaufen.
    Sie hätten bequem an Bord des Beiboots übernachten können. Eine heimwehträchtige Laune hatte sie ins Freie getrieben. Wie in jenen Tagen, als sie in den Wäldern von Chircool jagten, hatten sie ein Feuer angezündet und sich darum gelagert. Die Konzentratnahrung, aus der sie sich eine Mahlzeit fertigten, brauchte nicht erwärmt zu werden, und das Getränk erhitzte sich von selbst.
    wenn man den Behälter öffnete. Das Feuer diente keinem anderen Zweck, als eine Stimmung zu befriedigen. Aus dem Dschungel drang das Summen der Insekten wie ein stetiges Rauschen. Die Nacht war friedlich, und der Friede hätte sich Surfo Mallagan mitteilen sollen. Aber Surfo war hellwach, und die Ungewißheit nagte an seinen Gedanken.
    „Ob es hier eßbare Tiere gibt?" sagte Scoutie. „Und Früchte? Ich hätte gerne wieder mal etwas Frisches zwischen den Zähnen."
    Surfo sah einen Stern verschwinden, dann noch einen. Er empfand es wie eine Bestätigung seiner Befürchtungen: der Himmel verdunkelte sich, die Sterne erloschen.
    Er fuhr in die Höhe und grinste verlegen, als ihm der triviale Sachverhalt aufging.
    Bewölkung zog auf.
    „Was gibt's?" fragte Scoutie, nicht übermäßig neugierig.
    „Oh, nichts ..."
    Über den Bäumen wurde es hell. Im Norden, dort, wo der Dschungel sich dem Flußlauf wieder näherte, schob sich der Rand einer rot leuchtenden Scheibe über die Wipfel. Ein Mond, schoß es Surfo durch den Sinn. In der Nähe begann es zu rauschen. Ein dicker Tropfen klatschte ihm auf die Stirn. St. Vain hatte keinen Mond. Er hätte der SANTONMAR unmöglich entgehen können. Außerdem stimmte die Perspektive nicht.
    Das Ding war nahe, zum Greifen nahe.
    Ein fahler Schimmer huschte über die Kuppe; Donner folgte dichtauf. Das Rauschen wurde stärker. Es raschelte im Gras ringsum. Immer mehr Tropfen fielen auf Surfo.
    „Wir gehen am besten ins Boot", sagte Scoutie.
    Er starrte noch immer die Scheibe an. Sie war eine Handbreit hinter der Wand des Dschungels hervorgekommen. Jetzt senkte sie sich wieder. Jemand packte ihn an der Schulter.
    „Komm mit!"
    Wie benommen stand er auf. Die rote Scheibe war verschwunden. Der Regenguß zog einen Vorhang über die Kulisse des Waldes; das fahle Zucken der Blitze übertönte den Schimmer, der den Standort der Scheibe kennzeichnete. Surfo rann das Wasser übers Gesicht. Ohne zu wissen, was er tat, folgte er den Gefährten. Jemand griff nach ihm, als er sich zum Luk hinaufschwang. In der kleinen Schleusenkammer hielt er automatisch an, wandte sich um und griff nach dem Schalter, mit dem das Luk geschlossen wurde.
    Er legte die Taste um. Die Leuchtanzeige blieb aus, und das Luk rührte sich nicht.
     
    *
     
    Sie hantierten im Finstern. Draußen rollte und krachte der Donner, und der Widerschein der Blitze zuckte gespenstisch durch das offene Luk. Mächtiger aber als alles war das brausende Dröhnen des Regens, der wie eine geschlossene Wassermasse vom Himmel stürzte.
    Scoutie fand schließlich die Nische, in der die Zusatzgeräte aufbewahrt wurden. Sie zog eine Handlampe hervor. Surfo hörte den Schalter klicken.
    „Verdammt", knurrte Scoutie.
    Die Lampe blieb dunkel.
    „Wir brauchen Ordnung", rief er über das unaufhörliche Dröhnen des Wolkenbruchs hinweg. „Brether, nimm den Sessel des Zweiten Piloten! Scoutie?"
    „Hier!"
    „Funkstation. Versuche, mit der SANTONMAR Kontakt aufzunehmen."
    Während er über unsichtbare Hindernisse hinweg zum Sitz des Piloten kletterte, wurde ihm klar, daß er den Befehl umsonst gegeben hatte. Es würde Scoutie nicht gelingen, das Mutterschiff zu erreichen. Die kritischen Bordsysteme des Beiboots - wie die aller kranischen Raumschiffe - existierten in mehrfacher Redundanz. Wenn die zentrale Energieversorgung ausfiel, trat automatisch ein Notaggregat in Tätigkeit, und wenn auch dieses versagte, ein zweites. Der gleichzeitige Ausfall aller drei Aggregate war so unwahrscheinlich, daß man das dazugehörige Risiko getrost in Kauf nehmen zu können glaubte.
    Das war nicht alles. Die Taschenlampe hatte versagt. Sie wurde aus einer kleinen Kernzerfallsbatterie gespeist, die vom Energiesystem des Bootes unabhängig war. Ein äußerer Einfluß, vielleicht das Gewitter, hatte alle Energie aus dem Fahrzeug gesogen.
    Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher