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1004 - Das Phantom in der Fremde

1004 - Das Phantom in der Fremde

Titel: 1004 - Das Phantom in der Fremde
Autoren: Jason Dark
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Umrisse des Gesichts, während ihm zugleich der Geruch von Honig entgegenschwebte.
    »Lalibela«, wiederholte er.
    »Nun sagen Sie es doch deutlicher!«
    »Schauen Sie.«
    Die Ärztin zögerte noch. Sie stand hinter Suko. Der Vorgang war ihr noch immer suspekt, weil er einfach nicht in ihr Weltbild paßte.
    Da konnte man noch so viele Erklärungen haben, sie würde keine von ihnen akzeptieren.
    »Kommen Sie!« drängte Suko. »Kommen Sie näher, Mrs. Quinn. Dann werden Sie es sehen.«
    Sie zögerte noch. »Was denn?«
    »Kommen Sie bitte.«
    Sie hob die Schultern. »Okay, wie Sie wollen. Meinetwegen, Suko. Ich werde kommen.« Sie sprach wie jemand, der nicht hinter den Worten stand. Deshalb hörten sie sich auch an, als wären sie ihr eingegeben worden.
    Suko trat so weit zur Seite, daß er ihr die Sicht auf das Geschehen nicht versperrte. Noch ging sie zögerlich. Sie versuchte auch ein Lächeln, es klappte nicht.
    Neben Suko blieb sie stehen. Aber sie brauchte ihn als Stütze, denn sie faßte ihn an. Es war einfach zu viel für sie, das zu sehen, was sich da verändert hatte. Wo vor kurzem noch Alischa gelegen hatte, gab es sie zwar irgendwie noch, aber nichts mehr war von ihrem Kopf zu sehen. An seiner Stelle sah die Ärztin die dunkle, sirupartige Masse.
    Trotzdem störte diese Glätte etwas.
    Es war der Umriß.
    Schwach nur. Ein Hauch und nicht mehr. Aber er war vorhanden.
    Und er bestand auch nicht aus Zigarrenqualm, wie man hätte annehmen können, weil er ebenfalls nicht roch.
    Eine Zeichnung.
    Ein Umriß – ein Gesicht.
    Geschaffen wie aus dem Nichts. Aber mit sehr klaren Linien versehen, und die Frau konnte nur den Kopf schütteln. Dann rutschten ihr die Worte über die Lippen. »Wie haben Sie das nur geschafft, Inspektor?«
    Trotz der ernsten Situation konnte Suko ein leises Lachen nicht unterdrücken. »Ich geschafft, Dr. Quinn? Nein, da irren Sie sich. Das stammt nicht von mir.«
    »Bitte?« Sie saugte die Luft ein.
    »Sie haben richtig verstanden. Es stammt wirklich nicht von mir.«
    »Aber – aber…« Sie fing an zu stottern. »Wie ist es dann hergekommen?«
    »Durch ihn.«
    »Wen meinen Sie damit?«
    »Lalibela!«
    Die Frau stöhnte leise auf. »Himmel, schon wieder dieser Name! Lalibela. Oder wie soll ich…?«
    »Ja, Sie haben richtig verstanden. Es ist Lalibela gewesen.«
    »Und wie soll ich den Begriff verstehen, verdammt noch mal? Was ist das überhaupt für ein Wort?«
    »Der Name des Königs, der vor Jahrhunderte in Äthiopien seine Spuren hinterlassen hat.«
    Dr. Quinn dachte nur kurz nach. »Vor Jahrhunderten also. Nicht wahr?«
    »Ja, ich habe nicht gelogen.«
    »Und weiter? Wenn er damals hier regiert hat, wie ist es möglich, daß er jetzt noch zu sehen ist. Als eine wie aus Rauch bestehende Zeichnung?«
    Suko lächelte knapp. »Es ist sein Geist, wenn Sie verstehen.«
    »Nein.«
    Er sprach weiter. »Der Geist eines Menschen, der den Tod des Körpers überlebt hat. Ich weiß nicht, ob Sie darüber lachen werden, möglicherweise schon, aber es entspricht den Tatsachen. Der Geist Lalibelas hat überlebt und ist sichtbar geworden. Auf seine Art und Weise hat er sich gezeigt.«
    Die Ärztin hatte Suko während der Erklärung angeschaut. Jetzt, als er nichts mehr sagte, konnte sie nur den Kopf schütteln. »Das ist verrückt, das kann ich nicht glauben. Das ist einfach Wahnsinn! So etwas kann es in dieser Welt nicht geben.«
    »Es ist aber da«, sagte Suko.
    »Ich begreife das nicht.«
    »Er hat sich gelöst. Er hat sich von dieser Frau gelöst, die mit ihm durch die Injektion seines alten Blutes eine Verbindung einging. Ich denke, daß wir davon ausgehen müssen…«
    »Hören Sie doch auf, Inspektor! Das ist…«
    »Eine Tatsache, Mrs. Quinn. Ob Sie es nun glauben wollen oder nicht. Es entspricht den Realitäten.«
    »Da – da kann man ja nur noch durchdrehen«, flüsterte sie. »Das will mir nicht in den Kopf.«
    »Kann ich mir gut vorstellen.«
    Sie schluckte, was sich deutlich an der Bewegung des Halses abzeichnete. »Und jetzt ist dieser Geist frei. Er schwebt also über ihr.«
    »Genau so ist es. Alischa mußte sterben, weil sie ihren Auftrag nicht erfüllt hat. Ich habe es zunächst auch nicht glauben wollen, aber es entspricht leider den Tatsachen, und danach müssen wir uns eben richten. Sie ist eine Verräterin gewesen, und so hat sich das erfüllt, was sie mir einmal sagte«
    »Verrückt ist das«, flüsterte die Ärztin. »Das kann ich einfach nicht glauben.«
    »Es ist auch
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