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1004 - Das Phantom in der Fremde

1004 - Das Phantom in der Fremde

Titel: 1004 - Das Phantom in der Fremde
Autoren: Jason Dark
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zu erraten. Wir haben einen gemeinsamen Bekannten, einen Freund, der aus diesem Land geflohen ist.«
    Bei mir fiel das Geldstück. »Angares?«
    »Ja – er ist es gewesen.«
    Nach dieser schlichten, aber bedeutungsvollen Antwort fühlte ich einen leichten Schwindel. Möglicherweise auch ausgelöst durch mein Nicken, und ich mußte mich zunächst einmal wieder zurechtfinden, dazu holte ich tief Luft.
    »Willst du etwas sagen, John?«
    »Ja«, erklärte ich mit leiser und auch kratziger Stimme. »Ich muß etwas sagen. Es ist ungemein wichtig. Ich habe Angares kennengelernt. Ich kannte ihn nur kurz, aber er ist in dieser Zeit zu einem echten Freund geworden. Dann jedoch erschienen die beiden Männer.«
    Mein Kopf ruckte hoch, ich schaute dem Priester in die weißdunklen Augen. »Die Männer waren Killer. Eiskalte Mörder. Sie schossen durch die Türen des Beichtstuhls und töten Angares. Sie haben ihm nicht die Spur einer Chance gelassen.«
    Das Gesicht des Mannes verschloß sich. Plötzlich war sein Lächeln weg. »Ich habe es geahnt!« flüsterte er. »Ich habe ihn gewarnt. Aber er mußte gehen. Es ist so bestimmt gewesen. Das Schicksal hat seine Spuren hinterlassen.«
    »Dann ist er nicht vorsichtig gewesen.«
    Mikail nickte. »So ist es. Er hat nicht aufgepaßt. Leider nicht. Er war unvorsichtig.«
    »Aber ich habe die Spur aufgenommen. Ich habe ihn verstanden, und jetzt bin ich hier. Wenn du mich nach dem Weg fragst, die Wahrheit wissen willst, dann wirst du nur staunen, denn es war keine Reise, wie sie Angares hinter sich gelassen hat. Ich bin durch die Zeiten gereist und habe in einem Jahrhundert, das neunhundert Jahre vor unserer Zeitrechnung liegt, jemanden getroffen, dessen Schwert ich nun trage.«
    Mikail nickte. »Das Schwert des Salomo. Ich weiß.«
    Ich trat einen Schritt zurück. »Du weißt?«
    »Ja«, sagte er, »denn es war genau die Waffe, die dich gerettet hat. Sie wurde plötzlich erkannt, stell dir das vor. Die Menschen waren beinahe entsetzt, als sie sahen, was du bei dir getragen hast.«
    »Wieso entsetzt?«
    »Es ist ein Mythos, der dieses Schwert umgibt. Daran mußt du denken. Es stammt aus einer sehr alten Zeit. Es hat bereits damals die Lade gesehen, denn es wurde von Salomo getragen, einem Sohn König Davids. Und Salomo hat seinen Tempel errichtet, um dem Allerheiligsten einen würdigen Ort zu geben. Das alles weiß man hier ebenfalls, obwohl so viele Jahre verstrichen sind.«
    Ich nickte, ohne dabei meine Gedanken ordnen zu können. Zuviel wirbelte mir durch den Kopf. Eines aber stand fest: Ich befand mich auf dem richtigen Weg, ich war auch nicht weit von meinem Ziel entfernt, brauchte mich nur umzudrehen, um es zu sehen, und ich hatte einen wunderbaren Freund und Helfer bekommen.
    »Was kann ich daraus schließen?« erkundigte ich mich.
    »Daß du kein Feind bist, sondern ein würdiger Mensch.«
    »Auch würdig für die Lade?«
    Ich wartete voller Spannung auf die Antwort, die noch nicht kam, denn der Priester ließ sich Zeit. Er schaute zu Boden, überlegte. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, dafür jedoch die Hände, die sich ineinander krampften.
    Er sagte nichts. Meine Spannung wuchs. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus. »Bitte«, flüsterte ich, »begleite mich zur Lade. Bleib an meiner Seite, wenn ich die Decke hochhebe, um sie mir endlich anschauen zu können…«
    »Nein!« erwiderte er, und ich erschrak über die plötzliche Schärfe in seiner Stimme.
    »Nicht?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Warum denn nicht?« Meine Stimme hörte sich an, als wäre für mich eine Welt zusammengebrochen.
    »Die Männer werden gleich in diese Kirche hier zurückkehren, die Lade nehmen und mit der Prozession beginnen. Du weiß selbst, daß heute das Timkat-Fest gefeiert wird…«
    »Ja, ich weiß. Und dann trägt man das Allerheiligste durch die Straßen. Das habe ich gehört.«
    »Dabei wird sie bedeckt bleiben. Niemand soll einen Blick darauf werfen können.«
    Ich verzog die Lippen. »Das ist mir auch klar, ich weiß darüber Bescheid, aber ich möchte sie sehen. Sie anfassen, ohne daß sie von der Decke…«
    »Nein – bitte nicht. Niemand darf sie sehen.«
    »Die Regeln, wie?«
    »Ja.«
    »Und was hast du dir vorgestellt?« Trotz der Frage dachte ich noch nicht daran, aufzugeben. So nahe würde ich ihr wahrscheinlich nie wieder kommen.
    »Wir werden gehen, John. Die Kirche verlassen, das ist alles. Ich werde an deiner Seite bleiben.«
    »Als Aufpasser?«
    »Auch das. Es sind Soldaten
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