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1004 - Das Phantom in der Fremde

1004 - Das Phantom in der Fremde

Titel: 1004 - Das Phantom in der Fremde
Autoren: Jason Dark
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schwer.«
    Dr. Quinn starrte das über der Gesichtslache schwebende Gesicht an.
    Suko beobachtete die Ärztin von der Seite her. Er sah die bebende Haut ihrer Wangen und bekam auch mit, wie die Lippen zuckten.
    Nur fehlten ihr einfach die Worte zu einem Kommentar.
    »Und was machen wir jetzt?« fragte sie leise.
    »Ich weiß es noch nicht. Aber wir können davon ausgehen, daß sich Lalibela auf die Suche nach einem neuen Wirt macht.«
    Dr. Quinn räusperte sich. »Wirt?«
    »Pardon. Das muß ich genauer erklären. Ich meine einen Wirts-oder Gastkörper.«
    Jetzt hatte die Frau begriffen, und ihre Augen weiteten sich. »Dann rechnen Sie also damit, daß er in einen anderen Körper eindringt und ihn manipuliert?«
    »Ja, das ist so.« Er lächelte knapp. »Sehr gut, Doktor. Sie haben schon viel gelernt.«
    »Hören Sie auf, Inspektor. Sie glauben gar nicht, wie unangenehm mir das alles ist. Sogar lächerlich kommt es mir vor, wenn ich ehrlich sein soll.« Sie winkte ab. »Aber lassen wir das. Ich muß mich um die Tote kümmern. Der Geist dieses komischen Lalibela ist Ihre Sache. Denke ich mal.«
    »Das stimmt genau.«
    »Dann frage ich Sie weiter. Was haben Sie denn jetzt vor? Wie wollen Sie mit dem Geist überhaupt fertig werden?«
    Er hob die Schultern. »Mal schauen.«
    »Das heißt, Sie haben noch keine Idee.«
    »Mir fällt schon etwas ein.«
    »Ist es verrückt, wenn ich Sie jetzt frage, ob man Geister vielleicht töten kann? Bis vor wenigen Minuten hätte ich jemanden, der mir so etwas gesagt hätte, in eine Anstalt verwiesen. Aber jetzt muß ich selbst so denken.«
    »Das ist nicht mal falsch«, gab Suko zu. »Man kann Geister in dem Sinne nicht töten, aber man kann sie vernichten. Man kann dafür sorgen, daß sie verschwinden, daß sie zerstört werden und keinen unheiligen Einfluß mehr ausüben.«
    »Ah – so ist das.«
    »Dachten Sie an etwas anders?«
    »Nein, ich habe an überhaupt nichts gedacht, Suko. Mir fehlt auch jegliches Hintergrundwissen auf diesem Gebiet. Für mich ist einfach zuviel zusammengekommen, und ich leide darunter.«
    »Das kann ich verstehen. Sie können beruhigt sein, Dr. Quinn, auch ich bin nicht eben gut informiert, was die damalige Existenz dieses Königs Lalibela angeht. Ich weiß zuwenig über ihn. Ich weiß nicht, mit welchen Dingen er sich in seinem Leben beschäftigt hat. Er hatte es nicht leicht gehabt, das steht fest. Schon als Säugling hat man ihn vergiften wollen, was nicht klappte.«
    »Warum nicht? War er zu stark?«
    »Nein.« Suko berichtete, was er von Alischa erfahren hatte, und die Ärztin nickte. »Daher erklärt sich auch der Honiggeruch. Er ist also von den Bienen als Herrscher anerkannt worden. Dann haben ihm zwei Engel die Herrlichkeit des Allmächtigen gezeigt, und das muß für sein weiteres Leben prägend gewesen sein.«
    »Ja, er verbündete sich mit den Templern und baute deshalb die zwölf Felsenkirchen.«
    »Wahnsinn!« Sie drehte sich um und ging zum Fenster. Starr schaute sie hinaus in die winterlich kahle Gartenlandschaft. »Das ist alles verdammt schwer zu fassen, Inspektor, aber seltsamerweise glaube ich Ihnen, auch wenn Sie mir noch so viel erzählen. Ich muß es einfach. Vielleicht gibt und gab es ja Menschen, die Kontakt mit anderen Mächten aufgenommen haben. Wissen wir das? Was wissen wir überhaupt?« stellte Dr. Quinn sich selbst die Frage. »Müssen wir überrascht sein, wenn wir plötzlich Besuch aus dem All bekommen? Nein, ich glaube nicht. Man hat Leben auf dem Mars entdeckt. Wir sind nicht allein, sagen viele, und ich muß wohl akzeptieren, daß es neben der reinen Physik noch die Metaphysik gibt.« Achselzuckend drehte sie sich wieder um. »Sie sehen hier eine Fatalistin vor sich.«
    Suko nickte ihr zu. »Ich bin froh darüber, daß Sie so denken, Mrs. Quinn.«
    Sie winkte ab. »Ach, hören Sie auf. Es ist alles nur Gerede, damit ich mich selbst beruhige und später meine Arbeit mache, ohne großartig nachzudenken.« Sie wies auf die tote Killerin. »Aber was ist mit ihr? Was sollen wir tun?«
    »Wir müssen sie wegschaffen, begraben.«
    »Ja, und weiter?«
    »Was mit dem Gesicht des Lalibela ist, das weiß ich nicht. Ich kann ihm keine Befehle geben, das müssen Sie einsehen. Es hat bisher immer getan, was er wollte, und das wird auch in Zukunft so bleiben, denke ich mir.«
    »Dann werde ich hier ausziehen.«
    »Warum?«
    »Glauben Sie denn, daß ich es akzeptieren kann, hier einen Geist als Untermieter zu haben?«
    »Nein«,
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