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1001 Kuss - und dann Schluss

1001 Kuss - und dann Schluss

Titel: 1001 Kuss - und dann Schluss
Autoren: Susan Stephens
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akzeptieren. Selbstverständlich sollte er ihr König bleiben. Sie vertrauten seinem Urteilsvermögen. Dann erhoben sie die Fäuste und bejubelten ihren unangefochtenen Herrscher, bis sie heiser waren.
    „Kolonne halt!“
    Razi sprang aus der Limousine, bevor sie ganz zum Stehen gekommen war. Er machte sich große Sorgen um Lucys Sicherheit und dankte seinem sechsten Sinn, der ihn veranlasst hatte, vor dem nächsten Termin einen Abstecher zum Neubau des Ökopalasts zu machen. Er freute sich riesig darauf, Lucy zu sehen, um ihr die wunderbare Botschaft zu überbringen und wollte vorher möglichst schnell noch alle Pflichten erledigen. Nicht im Traum hätte er es für möglich gehalten, eine schwangere Frau in Jeans, Halbschuhen, Sicherheitsweste und Schutzhelm mit einem Klemmbrett bewaffnet auf seiner Baustelle zu sehen. Sie diskutierte mit dem Bauleiter Asif.
    Zunächst wies er die Sicherheitsleute an zu warten, dann machte er sich auf den Weg zu Lucy.
    „Was, um alles in der Welt, treibst du hier?“
    „Ich arbeite“, erwiderte sie und bedachte ihn mit einem Blick, den er noch nicht von ihr kannte.
    Zum ersten Mal bedauerte er, dass alle Staatskarossen blickdichte Scheiben hatten. Doch er konnte sich auch so vorstellen, wie gebannt die Fahrgäste die Szene betrachteten, die sich vor ihren Augen abspielte. „Muss das unbedingt sein? Hier auf der Baustelle bist du ständig Gefahren ausgesetzt.“
    „Gefahren?“ Sie runzelte die Stirn. „Unsinn, Razi. Wahrscheinlich passt es dir nicht, dass eine Frau hier arbeitet, oder?“
    Asif zog sich diskret zurück.
    „Du bist schwanger.“
    „Ja, ich bin schwanger, aber nicht krank.“
    „Es ist gefährlich auf einer Baustelle.“
    „Asif war die ganze Zeit bei mir. Und nun bist du da. Ich bin angemessen gekleidet und gehe keinerlei Risiko ein.“
    „Du musst nicht arbeiten.“
    Der strenge Blick, mit dem sie ihn bedachte, war deutlich. Sie wollte ihren eigenen Weg gehen und dachte nicht daran, ihm auf der Tasche zu liegen, auch wenn sich das nicht mit den allgemeinen Vorstellungen, die man sich von der Geliebten eines reichen Mannes machte, deckte.
    Er hatte es in der Hand, seinen Inselstaat zu modernisieren. Jeder Mensch sollte seine Chance haben, und es herrschte absolute Gleichberechtigung im Berufsleben. Wenn Lucy also arbeiten wollte, dann würde er ihr nicht im Weg stehen. Hielt sie ihn wirklich für einen Tyrannen? Sollte er sie bitten, nicht gleich zu übertreiben? Ihm war klar, dass sie alles tun würde, um dem Schicksal seiner Mutter zu entgehen.
    „Ich hatte dich anders eingeschätzt, Razi. Aber du bist wirklich schrecklich altmodisch.“
    „Bist du sicher?“, fragte er trocken, als sie sich abwandte.
    „Frauen sollten keine Männerarbeit leisten. Das ist doch deine Auffassung, oder? Warum legst du das nicht gesetzlich fest? Schließlich verfügst du jetzt über die dazu erforderlichen Befugnisse.“
    „Ich bin auch befugt, dich zurück zum Palast zu schicken.“
    „Wo ich meinen Bericht schreiben kann? Gut.“ Sie ließ sich ihre Enttäuschung nicht anmerken. „Du kannst ihn lesen, wenn du zurück bist.“
    Lucy stand an einem Konsoltischchen, das sie zum Schreibtisch umfunktioniert hatte, als Razi eintrat. Da sie spürte, dass er es war, drehte sie sich nicht einmal um. Sie atmete seinen Duft ein, und am Rascheln des Stoffes erkannte sie, dass er noch sein Fürstengewand trug. Nachdenklich blickte sie aus dem Fenster und überlegte, was sie auf der Insel verändern wollte, sollte sie die Gelegenheit dazu erhalten. Zuerst müsste Razi sich ändern.
    „Lucy …“
    Nun wandte sie sich doch um – und ihr Herz hüpfte vor Freude. Sie konnte sich an diesem unwiderstehlichen Mann, den sie so sehr liebte, einfach nicht sattsehen.
    „Was hast du mir zu sagen?“, fragte er ruhig.
    Aufgeregt platzte sie heraus: „Ich möchte, dass du stolz bist auf mich. Ich möchte, dass meine Kinder eine Mutter haben, die an vorderster Front mitwirkt.“
    „Und dazu musst du auf einer Baustelle arbeiten?“
    „Wenn es nötig ist – ja. Ich möchte mich nützlich machen, Razi. Ich will mein eigenes Geld verdienen. Ich könnte es nicht ertragen, untätig als deine Geliebte zu Hause herumzusitzen.“ Beim Gedanken an Helena, die genau an diesem Schicksal zerbrochen war, versagte ihr die Stimme. „Ich möchte etwas bewegen.“
    „Dafür musst du nicht auf der Baustelle arbeiten.“
    „Brüll mich nicht an!“ Schützend legte sie die Arme um sich. „Ich bin
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