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1000 - Das Schwert des Salomo

1000 - Das Schwert des Salomo

Titel: 1000 - Das Schwert des Salomo
Autoren: Jason Dark
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wahnsinnige Angst haben müssen, aber das ist nicht der Fall. Statt dessen sitze ich hier und rede normal mit dir. Verstehst du? Ich spreche mit dir ganz normal über unseren Tod. Das ist verrückt. Da kenne ich mich einfach selbst nicht mehr.«
    »Vielleicht liegt es an mir.«
    »Wieso?«
    »Du bist stärker als ich, du…«
    »Unsinn!« unterbrach sie ihn.
    »Doch, Mary, du bist stärker. Daran glaube ich fest. Viel stärker. Weil ich so schwach reagiert habe, mußtest du einfach stark sein, denn du willst versuchen, mich wieder aufzurichten.« Er küßte seine Frau auf die Wange. »Ich finde es wunderbar. Ich habe das Leben mit dir sowieso wunderbar gefunden, und ich habe nicht bereut, daß wir damals geheiratet haben. Überhaupt nicht. Du hast mir verziehen, als ich dich töten wollte, und das werde ich dir…«
    »Hör auf damit, Horace. Das bist nicht du selbst gewesen, das weißt du genau.«
    »Ja, schon. Aber nicht jede Frau hätte so gehandelt wie du.«
    Sie streichelte seine Hand. »Es hat wirklich keinen Sinn, wenn wir uns jetzt darüber Gedanken machen. Lassen wir die Vergangenheit einfach ruhen, die Gegenwart ist wichtiger.«
    »Beides ist untrennbar miteinander verbunden. Zumindest bei uns.«
    »Ja, das stimmt schon. Das alles ist richtig. Aber wir sollten trotzdem nicht mehr daran denken.«
    Horace F. Sinclair verzog den Mund. »Vielleicht an die Zukunft, Mary?«
    »Willst du darauf eine Antwort?« Sie schaute ihn so starr an, daß er den Blick senkte.
    »Lieber nicht. Wir haben die Zukunft bereits hinter uns, wenn ich das mal umschreiben darf.«
    Mary spürte die Glutwelle in ihr Gesicht steigen. Sie wollte ihrem Mann Bescheid geben, wollte ihn ausschimpfen und ihm erklären, daß es keinen Sinn hatte, so negativ zu sein, aber sie schluckte die Worte hinunter. Das wäre auch kein Trost gewesen. Er hatte diesen schleichenden Schrecken erlebt, und damit fertig zu werden, das war verdammt nicht leicht.
    »Was tun wir?« fragte er.
    Sie strich über sein Gesicht. »Wenn ich jetzt sage, daß wir uns hier hinsetzen, eine Flasche Wein gemeinsam trinken, dann möchte ich nicht, daß du es als eine Art von Henkerstrunk ansiehst. Wir tun es einfach, Horace. Das sind wir uns irgendwo schuldig. Wir trinken den Wein und warten einfach ab.«
    Er überlegte und lächelte. »Eines habe ich an dir immer bewundert, Mary.«
    »Ach ja?« Sie zwinkerte ihm zu. »Was denn?«
    »Es war dein unerschütterlicher Optimismus.«
    »Danke«, sagte sie, »herzlichen Dank. Aber wie hätten wir ohne ihn durchs Leben kommen sollen?«
    Horace F. Sinclair hob nur die Schultern…
    ***
    Ich hatte alles gesehen!
    Dieser schreckliche Vorgang war vor meinen Augen entlanggehuscht wie ein schneller Film, bei dem die Bilder trotzdem scharf waren, so daß ich sogar Details hatte sehen können.
    Die zuckende Gestalt im Beichtstuhl. Das Blut, das aus den Wunden gespritzt war und sich in dem engen Gehäuse verteilt hatte.
    Auch an der anderen Seite der Scheibe klebten die roten Flecken, als hätte jemand Farbe verspritzt.
    Mir war natürlich klar, daß es der oder die Mörder nicht nur auf Pater Angares abgesehen hatten. Zeugen konnten derartige Typen nicht gebrauchen, und hätte es wirklich einen besseren Zeugen gegeben als mich? Sicherlich nicht, und so tauchte ich blitzschnell weg, machte mich auf der engen Kniebank so klein wie möglich, blieb aber auch nicht dort liegen, sondern drückte mich nach hinten ins Freie, wo ich Kontakt mit dem kalten Boden bekam. Ich rollte mich herum, und während der Bewegung zog ich meine Beretta.
    »Wenn du jetzt abdrückst, bist du tot!«
    Der Mann hatte französisch gesprochen, und mich hatte seine Stimme wie ein Eisdusche erwischt. Ich wußte, daß diese Ankündigung in die Tat umgesetzt werden würde, und deshalb hütete ich mich, auch nur mit dem kleinen Finger zu zucken. Ich lag halb auf dem Bauch und halb auf der Seite, in einer verdammt ungünstigen Position, um mich überraschend wehren oder eine Gegenreaktion starten zu können.
    Auch mein Sichtfeld war eingeschränkt, aber ich bekam trotzdem mit, daß es zwei Killer waren, die sich in der Kathedrale aufhielten.
    Ich erinnerte mich daran, zwei Gestalten in den Bänken gesehen zu haben. Wahrscheinlich waren es die Mörder gewesen.
    Nach den Schüssen und auch nach den Worten war es sehr still geworden. Nichts rührte sich in meiner Umgebung, abgesehen vom scharfen Atem der beiden Männer.
    Noch hielt ich die Waffe fest, aber sie fand kein Ziel und
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