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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst
Autoren: Stefan Wolf
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sicherlich nie so einsam sein wie er.
Trotz ihrer Verkrüppelung.
    Georg
beobachtete Alf, den treuen Freund seiner alten Tage.
    Leben
wollte er nur noch so lange wie Alf. Und der lahmte schon sehr, obwohl ihn Dr.
Helga Conradi hervorragend behandelt hatte.
    „Na, Alf?
Zufrieden?“
    Er
tätschelte ihm den Kopf.
    In der
Küche köchelte ein großer Topf vor sich hin.
    Georg
verstand was von deftiger Hausmannskost. Der Einfachheit halber kochte er immer
auf Vorrat.
    Nachdem er
sich ums Essen gekümmert hatte, ging er durch eine Seitentür in den Geräteraum.
    Georg hielt
kein Vieh mehr, und die Weiden überließ er der Natur.
    In der
warmen Jahreszeit pflanzte er in seinem Nutzgarten an, was er rund ums Jahr
brauchte. Daß er seine Gartengeräte pflegte, war selbstverständlich.
    Es war
Samstagabend. Na und? Für die Städter mochte das was Besonderes sein. Für ihn,
den ehemaligen Bauern, nicht. Außerdem war der Fernsehapparat schon seit Wochen
kaputt.
    Mit dem
Dengelhammer klopfte Georg den Rost von der Ziehhacke.
    Als er die
Baumsäge einfetten wollte, fiel ihm das Paket in die Hände.
    Das
,Paket’, wie er’s nannte, war eine nicht unbeträchtliche Menge Sprengstoff.
    Früher
hatte er damit Felsbrocken von den Hängen gesprengt und Baumstümpfe aus dem
Boden.
    Lange war
das her.
    Neuerdings
gab’s da pinselige Vorschriften. Immerhin — damals war der Sprengstoff
übriggeblieben. Samt Zünder.
    Alf
grummelte.
    Im selben
Moment hörte Georg den Wagen.
    Ein Motor
brummte über den Feldweg heran.
    Jetzt kam
das Fahrzeug herab.
    Wenig
später hielt es vor dem Haus.
    Georg trat
ins Freie. Alf rannte an ihm vorbei.
    Das Licht
aus den Fenstern erreichte den Jeep.
    Vier Männer
saßen drin.
    Kenne ich
nicht, dachte Georg. Hm... Was wollen die? Jäger sind’s nicht.
    Alf bellte
und begann, den Wagen zu umkreisen.
    Der Fahrer
stellte den Motor ab, aber die plötzliche Stille war nicht wie vorher.
    „Heh,
Einsiedler!“ rief der Fahrer. „Bist du allein?“
    „Wie
immer.“
    Georg
versuchte, Alf zurückzupfeifen. Aber der gehorchte mal wieder nicht.
    Die Fremden
waren Eindringlinge. Die würde er, Alf, hier verscheuchen.
    Der Fahrer
stieg aus.
    Alfs
Rückenfell bürstelte.
    Grollend
tappte er auf den Mann zu.
    „Alf,
zurück!“ rief Georg. Und dann: „Nein! Nicht!“
    Aber der
Mann hatte eine Pistole unter der Jacke hervorgezogen. Er richtete die Mündung
auf Alf und schoß ihn in die Stirn.

    Der Schuß
klang nicht laut. Das verhinderte der klobige Schalldämpfer, der auf dem Lauf
steckte.
    Georg
kniete neben seinem Hund.
    Die Läufe
zuckten noch, aber Alf war bereits tot.
    Das Licht
aus der offenen Tür fiel auf seinen zottigen Kopf. Vorwurfsvoll schienen die
braunen Hundeaugen Georg anzusehen. Und der Blick fragte: Warum läßt du das zu?
    „In deinem
Alter, Opa“, sagte Olaf Haschke, „begreift man nicht mehr so schnell. Aber
jetzt weißt du, woher der Wind weht. Du machst genau, was wir sagen. Oder du
wirst zusammen mit deinem Köter verscharrt.“
    Schmerz
versteinerte Georg.
    Sein Herz
schien stehen zu bleiben.
    Verbrecher!
Verbrecher waren zu ihm gekommen. Was wollten sie?
    Er
versuchte, Alf aufzuheben.
    Es gelang
ihm erst beim zweiten Mal.
    Drei der
Männer waren ausgestiegen.
    Der vierte
schien verletzt oder krank zu sein. Außerdem roch er nach Schnaps.
    Georg wußte
nicht, wohin er Alf tragen sollte.
    Er stand da
mit dem toten Hund auf den Armen.
    Einer der
vier wirkte elegant. Er war hochgewachsen und hatte ein glattes, obschon
kantiges Gesicht.
    Er stieß
Georg an.
    „Es könnte
sein, daß hier morgen ein Hubschrauber rumschwebt. Der darf unseren Wagen nicht
sehen. Also mach den Schuppen da auf! Der Wagen kommt rein.“
    Georg
gehorchte. Die Trauer um Alf lähmte ihn.
    Es war
sinnlos, Widerstand zu leisten. Denen würde es nichts ausmachen, auch ihn zu
töten. Waren das Terroristen? Oder Bankräuber auf der Flucht?
    Er trug Alf
beiseite, öffnete das Tor des Schuppens und mußte etliches beiseite räumen,
damit der Wagen Platz fand.
    Der
Schütze, der ein plattnasiger Typ war, und der Hüne in dem grauen Mantel — sie
beide trugen den Kranken ins Haus.
    Der
Elegante beobachtete Georg und hielt einen Koffer in der Hand, den er keine
Sekunde losließ.
    Die beiden
andern kamen zurück.
    „Ist ganz
gemütlich da drin“, sagte Olaf. „Und in der Küche riecht es, daß man Appetit
kriegen könnte. Ich glaube, der Alte kann kochen. Sascha haben wir ins Bett des
Alten gelegt. Er schnarcht bereits. Es
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