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0994 - Unheil über Shortgate

0994 - Unheil über Shortgate

Titel: 0994 - Unheil über Shortgate
Autoren: Jason Dark
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fest, um sie in eine bestimmte Richtung zu lenken.
    »Nein, was sollte denn sein?«
    »Ich weiß es nicht. Aber Sie machen auf mich einen so deprimierten Eindruck.«
    »Gut fühlte ich mich nicht.«
    »Das kann ich verstehen.« Ellen raffte ihren Mantel unter dem Hals zusammen. »Aber wenn etwas sein sollte, Mrs. Goldwyn, dann sagen Sie bitte sofort Bescheid.«
    »Versprochen.«
    Es war kein bequemer Weg, den die beiden Frauen zurücklegten. Sie hatten die Dorfkirche umgangen und dann einen Bogen geschlagen. Jetzt gingen sie nahe des Waldrands entlang, über einen nassen und sehr unebenen Boden, so daß sie bei jedem Schritt die Beine sehr hoch anheben mußten, um nicht zu stolpern.
    Der Himmel lag über ihnen wie ein unendliches Paket. Hinzu kam die Kälte, die durch den Stoff der Mäntel drang. Vor den Lippen der Frauen kondensierte der Atem, so daß ihre Münder stets von nebelgrauen Wölkchen umflattert wurden.
    Hin und wieder hob die Horror-Oma den Kopf. Ihr Gefühl sagte ihr, daß sie sich in der Nähe des Friedhofs aufhielten, aber zu sehen war von ihm kaum etwas.
    So stampften sie weiter, und sie waren es, die als einzige Geräusche hinterließen.
    Das wiederum wunderte Sarah Goldwyn. Sie spazierte nicht oft bei Dunkelheit durch die Natur, aber sie wußte auch, daß die Natur niemals so schlief, um völlig still zu sein. Es gab immer wieder Geräusche, denn die Tiere legten sich nicht alle zur Ruhe. Das Flattern eines Nachtvogels, das Piepen der Mäuse, das Rascheln, wenn sie durch das feuchte Laub glitten, der Schrei eines aufgeschreckten Vogels, das alles fehlte in dieser Umgebung. Es herrschte einzig und allein diese ungewöhnliche und dumpfe Stille vor.
    »Weit ist es nicht mehr«, sagte Ellen, nachdem sie über ihr Gesicht gewischt hatte, weil dünne Spinnweben ihre Haut berührt hatten. »Wir sind gleich da.« Ellen hob den Arm und deutete schräg nach links. »Dort liegt bereits der Friedhof.«
    Sarah schaute hin. Ja, sie konnte ihn erkennen. Er befand sich zwischen dem Ort und dem Wald, und wenn sie den Kopf noch weiter drehte, würde sie bei Tageslicht bis zum Altenhotel blicken können, das jetzt in der Dunkelheit aber nicht zu sehen war, denn da wurden auch die letzten Lichter verschluckt.
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie das hier für mich getan haben, Ellen, und…«
    Die Frau stoppte weitere Worte durch ein Lachen. »Nein, Sie brauchen nicht dankbar zu sein, Mrs. Goldwyn. Sie haben mich gut bezahlt. Da habe ich mich verpflichtet gefühlt, sie zu begleiten. Das ist eigentlich alles.«
    »Trotzdem, Ellen, das hätte nicht jede getan. Besonders nicht in einer Nacht wie dieser - und dann noch zu einem nicht eben einladenden Ziel.«
    »Vergessen Sie es.«
    »Schon gut.«
    Als Lady Sarah weitergehen wollte, wurde sie von Ellen festgehalten. Sie drehte sich um und schaute in das etwas angespannte Gesicht der Frau. »Was haben Sie, Ellen?«
    Die Gefragte wirkte etwas verlegen. Sie blickte Sarah Goldwyn nicht an, als sie die Antwort gab.
    »Wissen Sie, Mrs. Goldwyn, ich bin keine sehr mutige Frau, wenn es um gewisse Dinge geht. Und ein Friedhof bei Nacht stößt mich erst recht ab. Sie wissen ja, wo sie ihn finden können, und Sie werden bald die Mauer erreicht haben. Da ist auch gleich der Durchbruch, den Sie nehmen können…«
    »Ich habe Sie verstanden, Ellen. Sie wollen zurück nach Shortgate.«
    »Ja! Wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Ich bitte Sie, Ellen, was soll ich denn dagegen haben? Nein, nein, gehen Sie ruhig. Ich bin ja froh, so weit gekommen zu sein. Ohne Ihre Hilfe wäre ich sonst umhergeirrt.«
    »Danke, daß Sie es so sehen.« Die Frau konnte sich noch nicht lösen. »Ich möchte Sie bitten, achtzugeben. Wir haben noch im Haus über gewisse Dinge gesprochen, und ich bin auch der Meinung, daß über Shortgate Unheil liegt.« Sie senkte ihre Stimme. »Das ist nicht nur einfach von mir dahingesagt worden, Mrs. Goldwyn, ich glaube fest daran.«
    »An was denn?«
    »Das sich hier Dinge abspielen, über die wir nichts wissen und auch nichts wissen können, weil sie mit dem Totenreich zu tun haben. Bei uns hier ist der Tod anders als normal. Davon bin ich überzeugt. Der Friedhof hat seine Ruhe verloren. Manche sagen, daß sie - ähm - wiederkommen.« Ihr Gesicht bekam einen starren Ausdruck. »Sie wissen, was ich damit sagen will.«
    »Klar, Ellen, darüber haben wir ausführlich gesprochen.«
    »Danke noch mal.« Einen Moment zögerte die Frau, dann umarmte sie Lady Sarah. »Und
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