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0994 - Unheil über Shortgate

0994 - Unheil über Shortgate

Titel: 0994 - Unheil über Shortgate
Autoren: Jason Dark
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kommen Sie gesund wieder, Mrs. Goldwyn.«
    »Danke, ich werde es versuchen.«
    Ellen zog sich zurück. Lady Sarah lächelte noch einmal. Es war kein freundliches, sondern ein verkrampftes Lächeln, bevor sie sich umdrehte, Ellen ihren Rücken zuwandte, und in die Richtung ging, wo der unheimliche Friedhof lag…
    ***
    Ellen war einige kleine Schritte zurückgegangen und wäre fast hingefallen, weil sie in einen Graben getreten war. Sie hatte sich fangen können, blieb auf derselben Stelle stehen und schaute gegen die immer mehr verschwindende Gestalt der Sarah Goldwyn. Eine Hand hatte Ellen in die rechte Manteltasche gesteckt. Zwischen ihren Fingern fühlte sie das Papier des Geldscheins, der knisterte, wenn sie die Finger bewegte. Sie kam sich plötzlich beschämt vor, daß sie die hundert Pfund von dieser sympathischen Frau überhaupt angenommen hatte, und sie nahm sich vor, Mrs. Goldwyn das Geld am nächsten Tag wieder zurückzugeben, wenn sie sich sahen.
    Es lag auch an ihrem schlechten Gewissen. Eine schon alte Frau mitten in der Nacht allein auf einen Friedhof gehen zu lassen, das war schon schlimm. Auch deshalb, weil es auf dem Friedhof und in dessen Umgebung einfach nicht geheuer war. Man hatte über Erscheinungen gesprochen, über Tote, die zurückkehrten, oder über unheimliche Gespenster, die den Friedhof und dessen Umgebung unsicher machten.
    Es war nicht zu begreifen, denn es entbehrte jeder Logik. Aber darauf kam es nicht an. Die unsichtbare Welt enthielt so viele Geheimnisse, daß kein Mensch sie jemals würde erfassen können.
    Mit diesem Gedanken stieg Ellen wieder aus ihrem Graben hervor. Sie wollte sich auf den Rückweg machen und überlegte, wohin sie gehen sollte.
    Es gab eine Abkürzung. Die aber führte durch den Wald hinter ihr. Bei diesem Gedanken allein schauderte sie schon zusammen, doch sie dachte auch arg den Wirt, dem ihr Verschwinden sicherlich auffallen würde. Slim Gentry war ein cholerischer Mensch, der nur wenig Rücksicht auf andere nahm, das wußte sie auch, und das hatte sie oft genug am eigenen Leib zu spüren bekommen. Gentry war unberechenbar in seiner Wut, und er hatte sie schon mehr als einmal geschlagen.
    Er hielt sie wie eine Leibeigene, aber Ellen hatte nie den Mut zum Absprung aufgebracht. Sie war einfach schon zu alt, um noch neu beginnen zu können, glaubte sie, auch wenn sie die Vierzig noch nicht erreicht hatte. Manchmal gab es Zeiten, da wünschte sie sich Gentry in der Tiefe der Erde begraben, und sie hoffte ja, daß sie ihn überlebte.
    Welchen Weg nehmen?
    Durch den Wald.
    Ja, trotz der Finsternis und trotz der Furcht würde sie durch den Wald gehen, den sie zum Glück kannte, denn oft genug war sie in ihn geflohen, hatte sich zwischen den Bäumen versteckt und geweint.
    Es waren nur wenige Schritte bis zum Unterholz. Sie ging durch das hohe Gras, räumte Farne zur Seite und duckte sich unter tief wachsenden Ästen hinweg.
    Der Wald wurde von einem Hauptweg durchschnitten. Ein breiter Feldweg, den auch die Autos nahmen, wenn sie zum Friedhof fuhren. Dieser Weg war zugleich die Fortsetzung der Strecke, die von Shortgate zum Altenhotel führte.
    Alles lag dicht beisammen, und trotzdem kam es ihr vor, als lägen manchmal Kilometer dazwischen. Besonders bei Dunkelheit und wenn man allein war.
    Ellen bewegte sich geduckt weiter. Sie hielt die Arme nach vorn gestreckt, denn in der. Dunkelheit waren die Hindernisse nicht immer sofort zu erkennen.
    Auf dem nassen Boden wirkte das Laub wie ein Teppich. Sogar Pfützen hatten sich hier sammeln können. Ellen stampfte in sie hinein, hörte, wie das Wasser in die Höhe spritzte, aber sie fand ihren Weg, auch wenn manchmal nasse Blätter, die noch an den Zweigen hingen, über ihr Gesicht streiften.
    Der Wald schwieg.
    Nur Ellen verursachte Geräusche. Ihre Umgebung blieb ansonsten in einer Totenstille begraben, was ihr allerdings nicht auffiel, denn ihre Gedanken beschäftigten sich mit anderen Dingen. Sie dachte bereits an ihr Zuhause und an Slim Gentry, der auf sie wartete und hoffentlich nicht zu viele Fragen stellte.
    Plötzlich wehte ein Schrei aus ihrem Mund, als sie nach vorn fiel und dabei so weit kippte, daß sie sich mit beiden Händen abstützen mußte. Die Finger hatten sich dabei schräg in das nasse Laub hineingewühlt und waren noch ein Stück über den Boden gerutscht.
    Ellen kniete, bewegte sich nicht, schaute nach vorn. Ihre Arme sahen aus, als wären sie in der Hälfte einfach abgehackt worden. Nur
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