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0994 - Unheil über Shortgate

0994 - Unheil über Shortgate

Titel: 0994 - Unheil über Shortgate
Autoren: Jason Dark
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verschwand.
    Es war für sie noch unbegreiflich, obwohl sich tief in ihrem Kopf etwas festsetzte. Es war nur ein Gedanke, der allerdings immer mehr Nahrung bekam, je stärker sich die Gestalt veränderte.
    Mein Gott, sie kannte ihn!
    Es war ein Mann aus Shortgate, und er war vor etwa drei Wochen auf schreckliche Art und Weise ums Leben gekommen. Bei einem Unfall in einer Presse, die zu einem Sägebetrieb gehörte. Da war nicht nur sein Kopf zerquetscht, sondern auch noch durch das Sägeblatt zerstückelt worden. Und niemand wußte bis heute, wie es dazu hatte kommen können.
    Der Mann war so begraben worden, wie man ihn gefunden hatte. Mit teilweise vom Körper abgetrennten Kopf und herausgequetschtem Auge, für das die Presse gesorgt hatte.
    Ellen kannte ihn namentlich. Oft genug hatte er in der Kneipe gestanden und sich betrunken. Der Name aber fiel ihr in diesem Augenblick nicht ein, sie sah nur, wie er weiter auf sie zuschwebte und dabei immer näher kam.
    Es würde nur Sekunden dauern, bis er sie berührte. Die ihn umgebende Kälte wurde von zwei Gerüchen durchbrochen. Es stank nach altem Blut und nach verfaultem Fleisch.
    Die Arme pendelten vor und zurück, und als Ellen ein Klatschen hörte, da wußte sie, daß diese Gestalt sie an der rechten Hüfte berührt hatte.
    Zugleich schnellte das Auge noch weiter vor.
    Es traf sie an der Stirn.
    Auch die Hände waren da.
    Sie gruben sich durch ihre Kleidung hinein in die Haut, wo die Finger regelrecht zubissen.
    Ellen wollte schreien, aber stinkendes, modriges Fleisch verstopfte ihren Mund.
    Sie kriegte keine Luft mehr. Sie taumelte, von der widerlichen, verwesten und noch halb geisterhaften Gestalt voll im Griff gehalten. Dann kippte sie um, landete im Graben. Sie wußte, daß sie sterben würde. Die Toten wollten Rache nehmen…
    ***
    Lady Sarah Goldwyn hatte den Friedhof erreicht und blieb dort stehen, wo die alte Mauer einen Durchbruch zeigte. Man hatte einfach die Stücke aus ihr herausgeschlagen und die Brocken auf der Friedhofseite einfach liegenlassen.
    Sarah betrat das Gelände noch nicht, weil ihr etwas aufgefallen war. Dicht neben ihren Füßen zeichneten sich im weichen Boden Reifenspuren ab. Das hätte sie nicht mal mißtrauisch machen müssen, wenn die Spuren nicht frisch gewesen wären. Und das erkannte die Frau trotz der Dunkelheit.
    Sie nagte an ihren Lippen. Frische Spuren also. Vor kurzem noch war jemand bis zu diesem Ort gefahren. Hier war ein Auto abgestellt worden, dessen Reifen sich in den Boden hineingedrückt hatten.
    Ferngelenkt war der Wagen bestimmt nicht eingetroffen. Jemand mußte ihn gefahren haben und ausgestiegen sein.
    Sarah suchte nach Fußspuren.
    Die allerdings fand sie nicht. Wer immer hier auch ausgestiegen war, er hatte doch nicht über die Kraft verfügt, seine Abdrücke im Boden zu hinterlassen.
    Aber Sarah war gewarnt. Sie ging zunächst einmal davon aus, nicht allein zu sein.
    Die Kühle der Nacht hatte ihre Haut leicht bläulich anlaufen lassen. Sie rieb über ihre Wangen, um die Blutzirkulation wieder zu aktivieren.
    Vom Friedhof her hörte sie kein Geräusch. Sie sah ihn nicht als düstere Kulisse, weil die Nacht einfach zu dunkel war.
    Keine Grabsteine, keine Kreuze, nur die tiefen Schatten. Aber sie würde alles sehen können, wenn sie das Gelände betreten hatte, und damit zögerte sie nicht länger.
    Der Durchbruch war breit genug. Nichts hatte sich verändert, als sie auf dem Friedhof stand. Sie warf noch einen Blick zurück. Auch von dem Hotel war nichts zu sehen. Wenn dort Lichter brannten, nahmen die Dunkelheit und die Bäume ihr die Sicht.
    Sie ging mit gespannten Sinnen. Das war eine Situation, wo ihre Nerven blank lagen und sie auf jedes Geräusch achtete.
    Wenn es denn eines gegeben hätte.
    So aber hörte Sarah Goldwyn nichts. Selbst der Wind war eingeschlafen. Er ruhte. Er schien sich bewußt zurückgezogen zu haben, um sie nur nicht zu stören.
    Der Friedhof war nicht nur glatt, wie Sarah sehr bald erkennen konnte. Als hätte jemand einen Vorhang über dem Gottesacker weggezogen, so erschienen allmählich die Zeichen der Gräber.
    Sie entdeckte die schon unheimlich wirkenden Steine, die manchmal krumm und vom feuchten Laub umgeben aus dem Boden ragten. Das war die eine Seite. Auf der anderen aber waren nur die aufgeworfenen Hügel der frischeren Gräber zu sehen. Unterschiedlich hoch, denn bei einigen von ihnen war die Erde bereits wieder zusammengesackt.
    Nächtliche Friedhöfe sind immer ruhig. Dieser
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