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0992 - Der Judasbaum

0992 - Der Judasbaum

Titel: 0992 - Der Judasbaum
Autoren: Jason Dark
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nicht. Ich mußte Harry da wegholen und wenn ich selbst eintauchte.
    Dazu mußte es nicht erst kommen, denn Harry Stahl hatte es geschafft, wieder aufzutauchen. Allerdings nicht durch eigene Bemühungen, denn sein vierbeiniger Freund hatte seine kräftigen Zähne in die Kleidung verbissen. Er bewegte die Beine. Es fiel ihm schwer, sich und auch den Menschen über Wasser zu halten. Es war beider Glück, daß ich mich nicht zu weit von ihnen entfernt befand.
    Durch den letzten Ruderschlag hatte ich wie zufällig die gleiche Richtung eingeschlagen und trieb noch auf meinen Freund und seinen Helfer zu.
    Harry Stahl hatte mir das Gesicht zugedreht. Er mußte mich sehen. Ob er mich in seiner Panik allerdings wahrnahm, das konnte ich kaum glauben, denn die Angst war einfach zu stark.
    Ich hatte mich hingekniet und dabei über die Bordwand gebeugt.
    Der Kahn schwangte bedrohlich. Es bestand die Gefahr des Umkippens, aber daran wollte ich nicht denken. Ich brüllte Harrys Namen und streckte ihm gleichzeitig meine Hände entgegen, die für ihn zu einem Rettungsanker werden sollten.
    »Faß zu, Harry!«
    Ging ein Ruck durch seine Gestalt? Hatte er begriffen? Der Hund schon. Ich glaubte, daß er jetzt versuchte, den Menschen noch näher zum Boot zu bringen.
    Bei normalem Wasser wäre dies kein Problem gewesen, nicht aber in dieser zähen Brühe, die mehr zu einem Hindernis geworden war als zu einer Hilfe.
    Endlich begriff Harry!
    »Komm!« schrie ich, als sich der Ausdruck in seinem Gesicht verändert hatte.
    Er warf sich vor.
    Es war nicht einfach für ihn, aber er kam näher an mich heran, und dann griff er zu.
    Nur für einen Moment. Als sich Haut und Haut trafen, da bemerkte er und ich, wie glatt diese Brühe war. Harrys Hände rutschten ab.
    Er lief wieder in Gefahr, wegzutauchen, aber mir war es gelungen, mich mit einer Hand in dem Stoff seiner dicken Jacke festzukrallen.
    Ich hielt ihn eisern fest, aber ich konnte ihn kaum hochzerren, dann wäre durch die Bewegung das Boot gekentert.
    Harry half mit. Der Hund ebenfalls. Es fiel dem Tier schwer, sich an der Oberfläche zu halten. Daß er es trotzdem schaffte, war um so bewundernswerter.
    Dann prallte Harry gegen die Bordwand. Ich ließ ihn nicht mehr los. Auch die Finger der anderen Hand hatte ich in seiner Kleidung vergraben. Ich wollte ihn in den Kahn ziehen, wo er in relativer Sicherheit lag. Was anschließend noch geschehen konnte und würde, daran wollte ich erst gar nicht denken. Wichtig war, daß wir noch lebten, auch wenn wir erschöpft waren.
    Es klappte. Harry Stahl rutschte an der Bordwand hoch und kippte über. Er keuchte und würgte dabei. Das Boot schwankte gefährlich. Ein ferner Gedanke beschäftigte sich mit dem ehemaligen Bischof. Ich fragte mich, weshalb er mir nicht geholfen hatte. Es war jetzt egal, Mit einer hebelartigen Bewegung sorgte ich dafür, daß Freund Harry Stahl endgültig in das Boot hineingleiten konnte.
    Dort blieb er auf dem Bauch liegen. Er würgte und spuckte. Der Magen war in Mitleidenschaft gezogen worden. Vielleicht hatte er auch zuviel von dem dreckigen Zeug geschluckt, so daß ihm jetzt übel geworden war.
    Egal, er lag im Boot, aber es gab noch jemanden, der eine Rettung verdient hatte.
    Noch immer auf den Planken kniend drehte ich mich nach links, um mich um den Schäferhund zu kümmern. Das Tier versuchte, sich aus dem schlammigen Zeug zu wuchten. Halb schaffte der Hund es. Da schlugen seine Pfoten auf den Rand, aber sie rutschten immer wieder durch die Glätte ab, so daß er es aus eigener Kraft kaum schaffen konnte.
    Beim nächsten Sprung hielt ich ihn fest. Ich hatte beide Arme dicht unter dem Kopf um seinen Körper geschlungen und die Finger ineinander verkrampft.
    So hielt ich ihn nicht nur fest, so zerrte ich ihn auch in die Höhe.
    Erst jetzt erlebte ich, wie schwer der Körper eines Schäferhundes sein konnte.
    Aber das Tier half mit. Es zuckte mit den Hinterläufen und konnte sich damit sogar abstoßen. Ein letzter Anlauf, sogar so wuchtig, daß es mich erwischte und ich zurückgetrieben wurde, dann lagen wir beide schräg im Boot, wobei ich das Gewicht des Hundekörpers noch auf mir spürte.
    Ich mußte einfach eine Pause haben. Der Kahn schwankte und schaukelte von einer Seite zur anderen. Neben mir kniete Harry Stahl, auf beide Hände gestützt. Er würgte noch immer dieses verdammte Zeug hervor, das sich mit seinem Speichel mischte. Aber es ging ihm schon wieder besser. Ich sah, wie er den Kopf drehte, mich
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