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0992 - Der Judasbaum

0992 - Der Judasbaum

Titel: 0992 - Der Judasbaum
Autoren: Jason Dark
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Zufall schüttelte Harry noch jetzt den Kopf. Eine Gruppe von Ökologen, die durch den Sumpf geführt worden waren, hatten zahlreiche Aufnahmen geschossen, auch von dieser kleinen Insel, die von ihnen allerdings nicht betreten worden war. Sie waren daran entlang gefahren, und da war dieser Mann eben im für ihn unrechten Moment aufgetaucht.
    Daß er überhaupt identifiziert worden war, kam auch einem Zufall gleich. Hätte eine der Frauen aus der Gruppe nicht die Bilder ihrem Mann gezeigt – und wäre der nicht zufällig bei der Polizei gewesen, wäre nichts passiert.
    Aber dieser Kommissar war mit einem fotografischen Gedächtnis gesegnet, und ihm war das Gesicht trotz des Bartwuchses bekannt vorgekommen. Er hatte sich reingehängt, den Computer als Helfer benutzt und schließlich herausbekommen, welcher Vogel sich da auf der Insel mitten im Moor versteckt hielt.
    Alles andere lief seinen normalen Weg, und den Schwarzen Peter hatte man Harry Stahl zugeschoben.
    »Ich will ja nicht drängen, Herr Stahl, aber ich denke schon, daß Sie bald losfahren sollten.«
    »Sie haben recht.«
    »Dann hole ich jetzt Rocky.«
    »Tun Sie das.«
    Erich Läufer grinste hart. »Er wird sich freuen. Gewöhnt hat er sich ja schon an Sie.« Der Mann schüttelte den Kopf und lachte dabei leise auf. »Sie scheinen einen besonderen Draht zu Rocky zu haben. Das habe ich noch nie erlebt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ach, nur so. Der ist ja ganz verrückt nach Ihnen.«
    »Ich mag ihn auch.«
    »Ich hole ihn dann.« Läufer verschwand und ging zu seinem Volvo-Kombi, der einige Meter entfernt stand. Auf der zum vorderen Teil durch ein Gitter getrennten Ladefläche hatte Rocky, der Schäferhund, seinen Platz gefunden.
    Rocky war super. Ein Spürhund. Ausgebildet bei der Polizei. Einer der Lieblinge der Beamten, aber auch ein Hund, der nicht jeden an sich heranließ, bis eben auf wenige Ausnahmen, zu den auch Harry Stahl zählte. Die beiden hatten sich von Beginn an verstanden, und andere begriffen nicht, was Rocky an dem Fremden gefressen hatte.
    Möglicherweise waren sie beide einsame Wölfe, die sich gesucht und auch gefunden hatten, obwohl Harrys Einsamkeit nicht so schlimm war wie früher, seit er locker mit seiner Kollegin Dagmar Hansen verbandelt war, die zugleich zu der seltenen Art der Psychonautinnen zählte.
    Läufer hatte den Hund freigelassen, und darüber war Rocky mehr als froh. Mit langen Sprüngen hetzte er auf Harry Stahl zu, und er stoppte auch nicht, sondern sprang an Harry hoch, um mit den Vorderpfoten über die braune Lederjacke zu kratzen. Er hechelte vor Freude, und er versuchte, mit seiner Zunge durch Harrys Gesicht zu fahren.
    »Ja, mein Bester, ist ja alles okay. Du bist wirklich der absolute Star. Du bist der Beste von allen, Rocky. Ja, ja – ja…« Er fuhr mit beiden Händen in das Fell des Hundes hinein und wühlte es auf, während der Hund nicht genug bekommen konnte.
    Läufer stand kopfschüttelnd daneben. »So kenne ich ihn gar nicht, kann ich immer nur wieder sagen.«
    »Wir sind zwei Einzelgänger, die den gleichen Stallgeruch haben.«
    »Stimmt. Und Sie können sich auf Rocky verlassen. Er ist wirklich super. Einer unserer besten.«
    »Einen anderen hätte ich auch nicht genommen«, erklärte Harry lächelnd.
    »Das wußten wir.«
    Stahl drückte den Hund zurück, der dich bei ihm blieb. Neben seinem rechten Bein wollte er bleiben, nur nicht mehr weg in den Wagen gehen. Er schaute nach vorn. Die Zunge hing aus dem Maul, die Augen schimmerten, manchmal gab er sogar ein leises Knurren ab, als wollte er seinen Herrn warnen.
    Das hatte Harry bemerkt. »Tut mir ja leid, mein Bester, aber wir beide müssen in das Boot steigen. Daran ist nichts zu ändern. Bist du okay, Rocky?«
    Der Hund hob seinen Kopf, während Harry ihn senkte. Beide schauten sich an, und der Mann mußte lachen, als er glaubte, das Einverständnis in den Augen des Tieres zu sehen. Er nahm den Kopf in beide Hände und streichelte ihn. »Du bist schon etwas Besonderes, Rocky, du bist ein ganz Starker und Braver.«
    Der Hund jaulte, als hätte er Harry verstanden. Für den gab es jetzt keine Pause mehr. Läufer hatte bestimmt recht. Wartete er zu lange, wurde der Nebel zu schnell dicht.
    Der Anstrich des Bootes paßte sich der Gegend an. Die Planken waren dunkelbraun gestrichen worden und wirkten deshalb wie eine Tarnfarbe. Sollte der Motor mal ausfallen, so lagen die Ruder bereit. Viel passieren konnte nicht. Auch eine Plane war vorhanden.
    Sie
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