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0984 - Tränenwelt am Abgrund

0984 - Tränenwelt am Abgrund

Titel: 0984 - Tränenwelt am Abgrund
Autoren: Christian Schwarz
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in der der Sand dominierte. Groß, schwarz, düster, wie das personifizierte Verhängnis wirkte der Erzdämon. Die Sonne brannte heiß. Das hatte dem Ex-Teufel schon immer Wohlbehagen bereitet. Für einen Moment hielt er inne und ließ die aggressiven Strahlen des Gestirns auf seiner Haut brennen. Er starrte zum Horizont hinüber, wo sich ein mächtiges Gebäude erhob. Es war annähernd quadratisch, vollkommen aus Sand geformt. An zwei der vier Ecken schraubten sich mächtige Wehrtürme hoch in den Himmel, die an den anderen beiden Ecken waren nur noch Ruinen. Überhaupt schien der Palast um ein gutes Drittel kleiner geworden zu sein. Asmodis hatte ihn deutlich größer in Erinnerung.
    Auf den Plattformen der verbliebenen Wehrtürme machte Asmodis nur noch ein paar Wächter aus. Auch in der weitläufigen Stadt, die Manden hieß und sich in allen Richtungen um den zentralen Palast erstreckte, waren höchstens noch ein paar Hundert Wesen unterwegs. An einer Stelle bemerkte er ein Kollektiv aus etwa zwanzig Sandformern. Sie waren gerade damit beschäftigt, mit vereinten Kräften dem Sand ein größeres Gebäude abzuringen und zu stabilisieren. Ein Tropfen nur auf den heißen Stein der weitläufigen Zerstörungen, die Asmodis überall wahrnahm.
    Die Sandformer, die sich selbst Harka und ihre Welt Helon nannten, glichen in ihrem Aussehen den Menschen. Der auffälligste Unterschied mochte die dicke, dunkle, lederartige Haut sein, die sie vor der enormen Hitze schützte. Und natürlich die schwachen magischen Fähigkeiten, die sich zumeist darauf beschränkten, den Sand dieses Planeten nach allen Regeln der Kunst formen und stabilisieren zu können.
    Wenn man es überhaupt vergleichen konnte, befanden sich die Sandformer auf einer Entwicklungsstufe, die bei den Menschen frühes Mittelalter geheißen hatte. Sie stellten die zweitgrößte Gruppe intelligenter Lebewesen auf diesem Planeten, der so eng mit LUZIFERs Schicksal verbunden war. Es gab weitere Intelligenzen und eine ganze Reihe Tierarten auf den verschiedensten Entwicklungsstufen. Als größte Widersacher der Harka durften die spinnenartigen, mäßig intelligenten Mach’uu gelten, die permanenten Eroberungsdrang besaßen und den Humanoiden das Leben schwer machten, wo immer es ging.
    Aber auch untereinander bekämpften sich die Sandformer immer mal wieder. In den letzten Jahren hatte jedoch Frieden geherrscht, denn König Neth hatte es verstanden, die verschiedenen Gruppen durch eine geschickte Heiratspolitik zu einen.
    König Neth gab es nicht mehr. Lucifuge Rofocale hatte ihn und den Großteil seiner Familie getötet, um die Tote Zeit zu stehlen. [1] Eine Magie, die das Heiligtum der Sandformer gewesen war, auf bewahrt in einer Kugel aus Eis. Satans Ministerpräsident hatte die Kugel aufgebrochen und die Tote Zeit, von den Sandformern als Eis der Welt verehrt, in sich auf genommen, um sie als ultimative Waffe gegen Zamorra einzusetzen, denn sie sollte laut den Legenden der untergegangenen Hölle sämtliche magischen Artefakte ausschalten, sprich ihrer Wirkung berauben.
    Von LUZIFER selbst hatte Asmodis erfahren, um was es sich bei der Toten Zeit auf dem Planeten der Sandformer wirklich handelte.
    »Die Tote Zeit ist eine selbst mir unbegreifliche Magie, die ich zwar anwenden, aber nicht verstehen kann. Jedes Schöpferwesen gebietet über die Tote Zeit. Stell dir vor, eine Schöpfung ist total misslungen. Sie hat sich in eine Richtung entwickelt, die die Schöpferwesen nicht mehr gutheißen können. Nun ist aber jede Schöpfung heilig. Pah, welches Wort. Was einmal geschaffen wurde, wird nicht mehr vernichtet. Das ist unverbrüchlicher Teil des Auftrags, dem die Schöpferwesen nachkommen. Ein Korrektiv besitzen sie aber dennoch. Wenn also eine Schöpfung gar keine Gnade mehr vor ihren Augen findet, beschließen sie gemeinsam, ein wenig von der Toten Zeit einzusetzen. Denn diese Korrekturmagie beginnt sofort, die Wirklichkeit unter Aufhebung von Raum und Zeit umzugestalten. Ganz zu Anfang können die Schöpferwesen noch ein wenig Einfluss auf die Tote Zeit nehmen und die missratene Schöpfung in die ungefähre Richtung lenken, die sie haben wollen. Und das auch nur, wenn nicht zu viel dieser Schöpfermagie eingesetzt werden muss. Ist dann eine gewisse Grenze überschritten, ist die neue Entwicklung sich selbst überlassen, dann gibt es keine Einflussnahme mehr. Dann heißt es nur noch hoffen, dass eine neue Realität entsteht, die Gnade vor den hohen ethischen
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