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0983 - Schwingen des Verderbens

0983 - Schwingen des Verderbens

Titel: 0983 - Schwingen des Verderbens
Autoren: Manfred H. Rückert
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wahr?« Der alte Mann, der auf eigenartige Weise außergewöhnlich jung wirkte, kicherte. Mit einem Schlag wurde er ernst. »Aber wie steht es mit unseren anderen Erinnerungen? Denkst du noch daran, wie wir gemeinsam mit unserem HERRN verstoßen wurden? Weißt du noch, wie es war, als wir die Hölle in Besitz nahmen?«
    Vassago kniff die Augen zusammen, er fühlte sich unbehaglich und musterte seinen Kollegen. Er registrierte, dass er einen Ruf seiner Gefährtin Carrie erhielt, doch das Gespräch mit Agares, beziehungsweise die Konsequenzen, die sich daraus ergaben, waren für den Erzdämon im Augenblick wichtiger.
    »Worauf willst du hinaus, du Meister der falschen Zeiten?«
    Agares musterte den Prinzen der falschen Tugenden.
    »Du weißt es also auch nicht mehr«, stellte er mit Enttäuschung und Trauer in der Stimme fest. »Meine früheste Erinnerung hat mit allem möglichen Höllengeplänkel zu tun, aber unsere Verbannung kommt dabei nicht vor… Manchmal denke, ich, dass es jemand grandios geschafft hat, uns in dieser Hinsicht zu manipulieren. Wir, die wir immer denken, dass wir die Krone der Schöpfung sind. Worin wir fast so gut sind wie die verachtenswerten Menschen.«
    Vassagos schwarzrote Augen funkelten, als er begriff, worauf Agares hinauswollte.
    »Du meinst, entweder wurden unsere Erinnerungen blockiert, damit wir nicht zu viel wissen, beziehungsweise unser Wissen nicht verraten können«, begann er und legte eine kurze Kunstpause ein. »Oder wir besitzen falsche Erinnerungen.«
    »Eine von beiden Vermutungen ist meines Erachtens richtig«, bestätigte Agares. Seine Augen glühten, ein sicheres Zeichen dafür, dass er stark erregt war. Das Thema schien ihn schon längere Zeit zu beschäftigen. »Die Frage ist nur: welche von beiden? Die nächsten Fragen müssen lauten: Aus welchem Grund wurde das gemacht? Und wem kann dieses Wissen so gefährlich werden, dass er so etwas macht?«
    »Wer ist so stark, dass er sogar Dämonen beeinflussen kann?« Vassagos Stimme wurde heiser. »Diese Frage hast du vergessen.«
    »Wenn es so viele Fragen gibt, sollten wir zusehen, dass wir jemand finden, der sie uns beantworten kann.«
    »Ich kenne niemand, der das könnte.«
    »LUZIFER hätte das bestimmt gekonnt. Wir hätten ihn fragen sollen, als er noch unter uns weilte.«
    »Aber LUZIFER besteht - oder bestand? - doch aus der höllischen Dreifaltigkeit Satan Merkratik, Beelzebub und Put Satanachia. Und er weilte nicht unter uns, sondern hatte eine unüberbrückbare Barriere aufgebaut«, widersprach Vassago. Satan Merkratik galt als der Vater der Lüge, Beelzebub als der Herr der Fliegen und Put Satanachia als die Sabbath-Ziege. Gemeinsam bildeten diese drei die Entität LUZIFER. »Er residierte hinter der Flammenwand und gab kaum jemals Audienzen. Wie also hätten wir ihn fragen sollen?«
    »Das hätten wir uns früher überlegen sollen«, sagte Agares und erhob sich.
    »Wo willst du hin?«
    »Ist das denn wichtig? Sagte ich es nicht schon? Frage den Wind, woher er kommt oder wohin er weht und die Antwort ist dieselbe wie vorhin. Ich komme von hier und gehe nach dort. So wie immer.« Und Agares zeigte erst in die Richtung, aus der er kam, dann zur Gegenseite. Das leicht überhebliche Lächeln lag wieder auf seinen Lippen, so wie man es von ihm gewohnt war.
    »Wir sehen uns wieder, Vassago«, sagte er und schritt aus. Nebel umwaberte ihn, seine Umrisse verschwammen. »Irgendwann…«
    »Agares!«, rief der Prinz der falschen Tugenden ihm nach.
    »Ich wünsche dir alles Glück der Welt«, hörte er noch, dann war der Meister der falschen Zeiten verschwunden. Nichts zeigte an, dass er sich vor wenigen Augenblicken noch in Vassagos Höhle befunden hatte, »Ich dir auch, Agares«, murmelte der Erzdämon. »Ich dir auch.«
    Doch sein Kollege konnte es nicht mehr hören.
    Vassago erhob sich ebenfalls. Das Gespräch mit dem zweiten Geist der höllischen Heerscharen sorgte für eine ungewohnte innere Unruhe. Falls Agares’ Vermutung wirklich stimmte, dass jemand die Dämonen manipulierte, dann musste dem Einhalt geboten werden.
    Allerdings hatte Vassago seinem dämonischen Bruder nicht alles gesagt, was er über LUZIFER wusste. Schlicht und einfach, weil er das aufgrund einer inneren Sperre nicht konnte.
    Agares’ Stimme hallte in Vassago nach: »Tun wir das nicht alle, mehr wissen als zu verraten ?«
    Vassago erinnerte sich daran, dass er einer derjenigen gewesen war, die LUZIFER bei einem früheren Fluchzyklus mit der Suche
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