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0983 - Schwingen des Verderbens

0983 - Schwingen des Verderbens

Titel: 0983 - Schwingen des Verderbens
Autoren: Manfred H. Rückert
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- in diesem Fall Teufelslästerung anstatt Gotteslästerung. Es war unmöglich, dass dem KAISER des Schattenreichs etwas zustoßen konnte, ebenso wenig wie seinem Gegenüber auf der guten Seite, dessen Namen kein Höllenwesen aussprechen konnte, ohne unendlich zu leiden. LUZIFER, der Lichtbringer,
    war alles in der Schwarzen Familie. Er residierte hinter der himmelhohen, kilometerbreiten Flammenwand und war dort absolut sicher vor allen Wesen unterhalb seiner Ebene.
    »Wie also soll dem KAISER etwas Derartiges zugestoßen sein?«, knurrte Vassago halb in seiner Meditation versunken. »Ich kann und will das nicht glauben.«
    »Und warum nicht, mein Freund? Weshalb sperrst du dich gegen die Erkenntnis der grausamen Wahrheit? Es ist doch eine bestehende Tatsache, dass unser HERR nicht mehr da ist«, sagte eine kratzige Stimme, die Vassago kannte.
    Der Erzdämon öffnete langsam die Augen. Seine magischen Sinne hatten ihm schon gemeldet, wer unangemeldet seine Höhle betrat. Doch im Gegensatz zu anderen Dämonen war ihm dieser Besuch sehr willkommen.
    »Agares! Du lebst!«, stieß der Prinz vom Orden der falschen Tugenden aus.
    Der zweite Geist der höllischen Heerscharen stieß ein meckerndes Lachen aus, doch es hörte sich nicht so an als würde er sich amüsieren. Er setzte sich neben Vassago auf den blanken Steinboden.
    »Selbstverständlich lebe ich«, sagte der Dämon, der sich zumeist in Gestalt eines alten Mannes zeigte. »Das wäre ja noch schöner, wenn es mich nicht mehr gäbe. Beziehungsweise wäre das gar nicht schön. Zumindest für mich.«
    »Ich habe lange nichts mehr von dir gehört. Und so viele von uns haben den Untergang der Hölle nicht überlebt«, gab Vassago zu bedenken. »Wer weiß, wer alles unter ihnen war.«
    »Das waren aber doch fast nur die Schwachen, Nichtsnutzigen, jene, die uns sonst auch immer wie ein Klotz 54 an den Schwingen klebten«, erklärte Agares. »Wir sollten froh sein, dass es sie nicht mehr gibt, dass sie in die Tiefen des ORONTHOS gestürzt wurden oder weiß der Engel, was auch immer mit ihnen geschah. Wir sind stark, wir haben überlebt. Das allein ist wichtig.«
    Vassago dachte kurz nach und blickte seinen Kollegen an.
    »Woher kommst du jetzt? Und wie hast du überlebt?«
    Agares breitete beide Arme aus und hob die Schultern. Dabei wirkte er absolut menschlich.
    »Ist das denn wichtig? Frage den Wind, woher er kommt oder wohin er weht und die Antwort ist dieselbe. Ich komme von hier und gehe nach dort. So wie immer.« Und er zeigte erst in eine Richtung, dann zur Gegenseite. Das leicht überhebliche Lächeln, das der Erzdämon fast ständig auf den Lippen trug, fehlte dieses Mal. »Ich weiß nicht, wie es mir gelang, dem Inferno zu entkommen. Irgendwann wurde ich mir meiner Selbst wieder bewusst. Aber wie ich schon sagte: Nur die Starken überleben. Also wir!«
    »Aber wieso hat dann der Stärkste von allen nicht überlebt? Der Einzige, der zählt«, knurrte Vassago laut auf. »Weshalb ist KAISER LUZIFER bei der Zerstörung der Hölle…«
    ... gestorben wollte er sagen, brachte das Wort aber nicht über die schmalen Lippen. Bei jedem anderen Lebewesen hätte er es gesagt, aber nicht bei seinem HERRN. Trotz allem, was Vassago hatte durchmachen müssen seit dem Sturz LUZIFERs, den er als Gefolgsmann des abtrünnigen Erzengels in die Höllentiefen mitmachte, stand der KAISER für ihn immer an erster Stelle. Auch wenn Vassago schon seit Langem nicht nur der bösen, sondern auch der guten Seite diente, in der Hoffnung, eines Tages wieder erhöht werden zu können.
    »… gestorben? Meinst du das? Wer sagt uns denn, dass der Herrscher nicht mehr lebt? Vergiss meine Worte von vorhin. Vielleicht prüft der KAISER uns nur, ob wir weiterhin wert sind, ihm zu dienen und zu huldigen.« Agares sprach, als wäre er seiner Sache sicher. »Sozusagen ein höllisches Auswahlverfahren. Nennen wir es Dämonen-Casting.«
    »Du weißt bei Weitem mehr, als du sagst«, erkannte Vassago. Mit zusammengekniffenen Augen schaute er auf seinen Dämonenkollegen.
    »Oh, tun wir das nicht alle, ich meine, mehr wissen als zu verraten? Oder wissen wir nichts und vermuten nur, aber das auf hohem Niveau?« Schon immer hatte es Agares geliebt in Fragen und Rätseln zu sprechen, um seine Antworten zu formulieren.
    »Ich weiß, dass ich nicht weiß«, brummte Vassago. »Aber ich weiß zumindest, wem du diese Worte in den Mund gelegt hast. Auch wenn aus dem nicht ein nichts gemacht wurde.«
    »Genial, nicht
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