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0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

Titel: 0982 - Die Kinder der Zeitsäufer
Autoren: Oliver Fröhlich
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ab und zu ein bedrohliches Bellen aus.
    »Arlo!«, rief Araminta. »Großer! Hier oben sind wir. Komm zu Frauchen.«
    Der Hund nahm sie nicht zur Kenntnis.
    »Araminta!«, drängte Javier. »Wir müssen raus! Merkst du nicht, dass etwas nicht stimmt? Bitte!«
    »Du hast recht. Aber zuerst holen wir Arlo.« Sie zeigte nach links. »Da ist eine Treppe.«
    Sie warf die inzwischen abgebrannte, aber nun ohnehin überflüssige Shirt-Fackel weg und eilte die Galerie entlang.
    Der Junge seufzte, folgte ihr aber doch.
    Sie umrundeten die Höhle zu einem Viertel und erreichten verwitterte, ungleichmäßige Stufen, die in die Tiefe zu einem Absatz und auf der anderen Seite zurück auf die Empore führten. Von dem Absatz zweigten rechtwinklig weitere Stufen ab, hinunter bis auf den Höhlenboden.
    Araminta hetzte die Treppe hinab, so rasch wie möglich, aber so vorsichtig wie nötig. Schließlich wollte sie sich nicht den Hals brechen. Damit wäre Arlo auch nicht geholfen.
    »Mach doch langsamer!«, keuchte Javier.
    »Je mehr wir uns beeilen, desto eher kommen wir wieder raus!«
    Sie übersprang die letzten Stufen, blieb für einen Augenblick stehen und sah sich um. Hier unten wirkte die Höhle noch gewaltiger als von der Galerie aus. Jetzt erst bemerkte Araminta, dass die zwölf Säulen hinter dem Steinblock nicht die einzigen waren. Weitere Pfeiler flankierten den Fuß der Treppe. Und noch einmal mindestens hundert säumten die kreisrunde Grundfläche der Höhle.
    Dazwischen standen ohne erkennbare Ordnung noch mehr Statuen. Wie in einem Lager für Schaufensterpuppen!
    Der Boden bestand aus fugenlosem, dunkelgrauem Stein. Es schien sich um den natürlichen Höhlenboden zu handeln, trotzdem sah er so glatt wie die Marmorfliesen im Haus von Aramintas Vater aus. Wie auf einer Wasserfläche spiegelten sich die unzähligen Kerzen und Fackeln darin.
    Es gab keine Sitzbänke oder sonstiges Mobiliar, dennoch erinnerte dieser gigantische Raum an eine Kathedrale.
    Araminta fröstelte.
    Javier kam die letzten Stufen herunter und blieb neben ihr stehen.
    »Lass uns beeilen. Ich finde es unheim… Ach, du Schande! Was ist das denn?«
    Sie drehte sich zu ihm um und bemerkte, dass er eine der Säulen anglotzte. Also wandte auch sie sich dem Objekt seines Interesses zu - und erstarrte. Sie war von dem Anblick in gleichem Maße fasziniert wie angewidert. So etwas hatte sie noch nie zuvor gesehen.
    Der Pfeiler war übersät mit Darstellungen von Gewalt und Perversion. Ein Mann mit Eberkopf und Eselsbeinen riss einem Jüngling die Eingeweide heraus, während er mit seinem riesigen Geschlecht eine in Federn gekleidete Frau penetrierte. Eine andere Frau hielt den abgeschlagenen Kopf eines debil grinsenden Knaben an den Haaren. Unterdessen wand sich eine Schlange um ihr Bein und bezüngelte sie an eindeutiger Stelle. Eine Figur, halb Mann, halb Schwein, führte sich eine dornenbewehrte Keule in den Anus. Die Bilder waren an Vielfältigkeit, Ideenreichtum und Widerlichkeit kaum zu überbieten.
    Araminta wandte den Blick ab, bevor sie noch mehr Einzelheiten erkennen konnte. Sie räusperte sich einen Frosch aus der Kehle. »Lass… uns Arlo holen und verschwinden.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, rannte sie los. Ihre Schritte hallten in dieser Kathedrale der Perversion gespenstisch wider.
    Sie legte die Entfernung bis zu dem Steinblock in Rekordzeit zurück. Aus der Nähe wirkte der Felsquader wie ein Altar. Wie ein Opferaltar, um genau zu sein. Die Ketten mit Arm- oder Fußringen an den Ecken verstärkten den Eindruck.
    Um den Stein bedeckte Staub den ansonsten makellosen Boden.
    Das Mädchen blieb neben einem der Kerzenhalter stehen und sah zu den zwölf gruppierten Säulen. Auch sie schienen von Widerlichkeiten übersät zu sein, aber Araminta war noch zu weit entfernt, um Einzelheiten zu erkennen. Dafür sah sie nun besser, was in den Räumen zwischen den Pfeilern stand. Oder sollte sie eher sagen, was nicht darin stand?
    Sie sah drei schreckliche Gestalten mit bleicher, von schwarzen Adern durchzogener Haut. Der Mund bestand aus einem kreisrunden Schlund, den wulstige Lippen umgaben.
    Das waren nie und nimmer Statuen! Dafür sahen sie viel zu… lebendig, zu echt aus. Nur: Was waren sie dann? Gut gemachte Puppen?
    Blödsinn!
    Und was hatte der Nebel zu bedeuten? Warum hielt er sich zwischen den Säulen und quoll nicht hervor?
    Ist doch egal! Hol Arlo und verschwinde von hier.
    Richtig!
    Der Galgo stand neben der rechten Säulengruppe in
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