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0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

Titel: 0982 - Die Kinder der Zeitsäufer
Autoren: Oliver Fröhlich
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abwehrender Haltung und knurrte den Unhold… die Puppe darin an. Mit angelegten Ohren gab er ab und zu ein heiseres Kläffen von sich.
    »Arlo! Bei Fuß!«
    Der Hund reagierte nicht.
    »Arlo! Jetzt…«
    Da bebte der Boden erneut. Von der Decke rieselte Felsstaub. Vereinzelte Steinchen regneten herab. Das Kläcken ihrer Aufschläge vermischte sich mit dem dumpfen Grollen der Erde zu einer beängstigenden Geräuschkulisse.
    Araminta machte einen, zwei Schritte auf den Galgo zu, doch das Beben ließ sie taumeln, als wäre sie betrunken.
    »Jetzt komm schon her! Bitte!«
    Noch ein paar Schritte, dann hatte sie ihn erreicht.
    »Pass auf!« Javiers Schrei gellte durch die Höhle.
    Aus dem Augenwinkel sah sie ihn auf sich zufliegen, da riss er sie um und drückte sie zu Boden. Kurz bevor sein Körper sie unter sich begrub, bemerkte sie einen Schatten, der von der Decke stürzte. Dann war der Junge über ihr und es wurde dunkel um sie.
    Sie hörte einen Donnerschlag, Arlos Jaulen, Kläffen, Heulen und Winseln, das Splittern und Prasseln von Stein, das Dröhnen der Erde. Alles gleichzeitig, eine Symphonie des Grauens.
    Dann war Ruhe.
    Javier gab ihren Körper frei.
    »Alles klar?«, fragte er.
    Sie vermochte nur wortlos zu nicken.
    »Das war knapp!« Er zeigte zu den Säulen.
    Eine stand schief. Das obere Stück war abgesplittert. Daneben lag ein riesiger Gesteinsbrocken.
    »Ach du Schreck!«, murmelte Araminta und mühte sich hoch.
    Auch Javier rappelte sich auf. »Ich hatte Angst, er könnte dich treffen. Scheiß Nachbeben! Gott sei Dank hat der Brocken die Säule nur gestreift und nicht voll getroffen. Sonst hätten wir wahrscheinlich die Splitter abbekommen.«
    Araminta hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. »Danke.« Dann wandte sie sich wieder den Pfeilern zu. »Arlo?«
    Der Hund spähte hinter dem Gesteinsbrocken hervor und kläffte einmal kurz auf. Ihm war nichts passiert.
    Sie wollte loslaufen, um ihn in die Arme zu schließen, da packte Javier sie an der Schulter und hielt sie zurück.
    Sie wirbelte herum. »Was denn?«
    Er zeigte mit offenem Mund auf die rechte Säulengruppe. Die, die der herabstürzende Brocken beschädigt hatte. Araminta sah sofort, was ihr Freund meinte: Der Nebel lief aus! War er vorhin noch auf die Räume zwischen den Pfeilern begrenzt gewesen, so drängte er sich nun an der abgesplitterten Säule vorbei.
    Das war aber noch nicht alles. Es sah so aus, als lebe der Nebel. Als beschnuppere er die Gegend, sondiere die Lage.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. So etwas war unmöglich.
    Da entdeckte der gelbliche Schleier den Hund!
    Arlo hatte sich vorsichtig der Schwade genähert, die Vorderbeine eingeknickt, das Hinterteil in die Höhe gereckt. Er gab ein klägliches Winseln von sich.
    Der Nebel stieß zu! Wie eine Giftschlange raste er auf den Kopf des Hundes zu und hüllte ihn ein.
    »Arlo! Nein!«
    Araminta riss sich von Javier los. Sie rannte ein paar Schritte auf den Galgo zu. Doch zwei oder drei Meter vor dem Hund blieb sie stehen, denn was sie zu sehen bekam, war zu grauenhaft: Arlos Winseln verebbte, sein schwarzes Fell wurde stumpf und verlor jeglichen Glanz. Dann fiel er einfach um und war tot.
    Ein ersticktes Weinen entrang sich ihrer Kehle, doch es blieb keine Zeit zur Trauer. Es blieb nicht einmal Zeit, das Gesehene zu begreifen.
    Die Nebelschwade löste sich von Arlos Kopf und zuckte herum. Sie setzte sich in Bewegung, glitt ohne Laut zurück und verwehte. Nur Augenblicke später trat die Statue - das Monster! - zwischen den Pfeilern hervor.
    »Oh, mein Gott, Araminta! Lauf!«, schrie Javier hinter ihr.
    Sie drehte sich um.
    Und lief.
    ***
    »Herzlich willkommen in Granada«, sagte Dylan, als er und Zamorra aus dem Taxi stiegen.
    Der Professor bezahlte den Fahrer und schlug die Autotür zu.
    Der Schotte deutete auf eine riesige Burg, die jenseits der Häuser auf einem Hügel thronte und über die Stadt wachte. Die Mauern erglühten im gleißenden Licht der spanischen Vormittagssonne in zartem Rot. »Was du dort siehst, ist eines der bedeutendsten Bauwerke Spaniens. Die Alhambra.«
    »Aha.«
    »Aha? Ist dir klar, wie alt dieses Schmuckstück ist? Mindestens elfhundert Jahre. Lass dir das mal auf der Zunge zergehen. Die Alhambra war die letzte Bastion der Mauren, die erst nach einer denkwürdigen Belagerung von den katholischen Königen zurückerobert…«
    »Dylan!«, unterbrach Zamorra. »Ich bin beeindruckt, wie viel Wissen du dir vor dem Flug angelesen hast. Wenn du aber schon
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