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0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

Titel: 0982 - Die Kinder der Zeitsäufer
Autoren: Oliver Fröhlich
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Frau nach zwei Schritten weder neben noch über sich Stein sehen konnte. Sie blieb stehen und hielt die Fackel in die Höhe.
    Der Schein des brennenden T-Shirts reichte nicht aus, um sie viel erkennen zu lassen. Etwa drei Meter vor ihr verlief eine hüfthohe Felsmauer, doch dahinter lauerte Schwärze.
    »Arlo! Komm zu Frauchen.«
    Der Galgo dachte nicht daran. Er war viel zu beschäftigt damit, etwas anzuknurren.
    Langsam näherte sich Araminta der Mauer. Sie blieb erst stehen, als sie mit dem Fuß dagegen stieß.
    Was ist das für ein Ding? Sieht aus wie eine Brüstung oder ein Steingeländer.
    Eine Laune der Natur? Oder vor wer weiß wie vielen Jahren oder Jahrhunderten von Menschenhand errichtet?
    Sie streckte den Arm mit der Fackel über die Balustrade, konnte aber nichts erkennen. In diesem Augenblick löste sich ein brennender Fetzen und trudelte in die Tiefe. Als er schließlich den Grund berührte, flackerte der Stoff noch einmal auf und erlosch.
    Araminta wusste nichts über die Fallgeschwindigkeit brennender T-Shirt-Stücke und hatte deshalb auch keine Ahnung, wie tief unter ihr der Boden lag, aber zehn, fünfzehn Meter mochten es allemal sein.
    Toll! Und was sollten sie nun tun?
    Sie zog die Fackel zurück und drehte sich um. Da löste sich das nächste Stück. Allzu lange würde das Licht wohl nicht mehr brennen.
    Auch Javier war inzwischen aus dem Gang durch den Fels getreten und stand auf der Galerie - oder worum auch immer es sich handelte. Er wandte ihr den Rücken zu und sah nach oben.
    »Was ist das?«
    Araminta folgte mit dem Blick Javiers ausgestrecktem Zeigefinger und sah dreißig Zentimeter über seinem Kopf einen unterarmlangen Stab schräg aus einer Verankerung ragen. Das obere Ende war verdickt. Mit den kärglichen Resten des brennenden T-Shirts leuchtete sie hinauf.
    »Du bist ein Schatz!«, jubelte sie. »Das ist eine Fackel.«
    »Eine Fackel? Wie kann das sein? Was ist das für ein Ort?«
    »Ist doch egal. Hauptsache, wir haben Licht.«
    »Bestimmt brennt sie nicht mehr. Wer weiß, wie alt…«
    Er schenkte sich den Rest des Satzes, als Araminta die Fackel an der Wand mit ihrer provisorischen entzündete.
    Sofort flammte sie auf. Doch sie war nicht die einzige! Eine oder zwei Sekunden später flackerte gute drei Meter weiter rechts noch eine auf. Und dann noch eine und noch eine und die nächste.
    Javiers Kiefer sank nach unten. »Das gibt’s doch nicht!«
    Für einige Minuten standen die Jugendlichen fassungslos da und beobachteten das Schauspiel, das sich ihnen bot. Als ob sich eine unsichtbare Lunte durch die Höhle spannte, wanderte die Flamme umher. Sie entzündete Kerzen auf großen steinernen Leuchtern, Lampen in metallischen Gehäusen und natürlich unzählige Fackeln. Sie raste hinab, wieder nach oben, sprang quer ans gegenüberliegende Ende und zurück.
    Mit jedem neu dazukommenden Licht enthüllte die Höhle mehr ihres Innenlebens.
    Araminta sah erneut über die Steinbrüstung. Der Anblick war atemberaubend.
    Sie und Javier standen tatsächlich auf einer Galerie, die eine nahezu kreisrunde Grotte umspannte. Araminta schätzte, dass der Boden fünfzehn Meter unter ihr lag und die Höhle einen Durchmesser von zweihundert Metern besaß. Damit konnte sie aber auch mächtig daneben liegen. Im Schätzen war sie nie besonders gut gewesen.
    Das Zentrum der Kuppel bildete ein Steinblock, bestimmt nicht höher als einen Meter, dafür aber mindestens zwei Meter lang. Neben den Ecken ragten wuchtige sechsarmige Leuchter auf, in denen blau schimmernde Kerzen in der Dicke von Aramintas Oberschenkel brannten. Der Block selbst glänzte tiefschwarz, als wäre er poliert.
    »Sieh dir das an!«, hauchte das Mädchen.
    »Lass uns verschwinden. Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu. Das mit den Fack…«
    »Da unten ist Arlo!«
    Tatsächlich!
    Ein Stück hinter dem Felsblock erhoben sich runde Säulen, die jemand so arrangiert hatte, dass immer vier ein Quadrat einschlossen. Zwölf derartige Eckpfeiler, also drei Quadrate zählte Araminta.
    Gelblicher Nebel waberte dazwischen, so scharf abgegrenzt, als spannten sich Glaswände zwischen den Säulen.
    Unwillkürlich musste die Spanierin an Schneewittchen in ihrem Glassarg denken. Die Assoziation wurde noch dadurch verstärkt, dass in jedem Quadrat inmitten der Nebelschwaden je eine Steinstatue stand.
    Hinter einem der Pfeiler kam Arlo hervor - und er sah nicht allzu entspannt aus. Er umschlich die rechte Säulengruppe, knurrte, jaulte und stieß
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