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0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

Titel: 0982 - Die Kinder der Zeitsäufer
Autoren: Oliver Fröhlich
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sich getäuscht haben müsse. »Es ehrt mich zwar, dass du so oft an mich denkst, aber was soll Nicole davon halten? Hoffentlich sieht sie in mir keine ernsthafte Konkurrenz.«
    Der Professor wollte ihm nicht so recht glauben, zumal sich Dylan angeblich sehr eigenartig verhalten habe. Verwirrt. Ängstlich. Verunsichert.
    Nur mit größter Mühe hatte Dylan ihn überzeugen können. »Du musst jemanden mit mir verwechselt haben. Weder bin ich vor deinem Château rumspaziert, noch hab ich mich in Lyon herumgetrieben. Ehrlich! Und jetzt hör auf, dir Sorgen zu machen. Ich stell schon keinen Unsinn an!«
    Erst als sie aufgelegt hatten, war Dylan bewusst geworden, dass Zamorra diese Aussage durchaus als Ängstlichkeit auffassen konnte.
    Aber selbst wenn! Sollte er doch denken, was er wollte. Der Schotte hatte beschlossen, keine riskanten Alleingänge mehr zu unternehmen. Die lebensgefährlichen und dennoch völlig fruchtlosen Bemühungen, mehr über die Herkunft des Tattoo-Reifs herauszufinden, hatten ihn gelehrt, künftig lieber den Parapsychologen hinzuzuziehen.
    Genau! Deshalb bist du auch in die Nervenklinik gefahren, ohne Zamorra Bescheid zu geben.
    Aber das war etwas anderes. Total ungefährlich. Reine Recherche.
    Wenn du das sagst…
    Im Krankenhaus hatte er viel Zeit zum Nachdenken gefunden. Und er war zum Ergebnis gekommen, dass er den Besuch in Neumünster nicht als völligen Fehlschlag ansehen durfte.
    Gut, über das Armband hatte er nichts herausgefunden, aber dass er auf einen Gosh gestoßen war, erforderte Überlegungen in eine andere Richtung.
    Diese Widerlinge hatten vor Tausenden von Jahren in Lemuria sechs der sieben Seelenhorte gestohlen. Kristalle, die die Seelen unzähliger lemurischer Priester beherbergten, welche bei der Reinigung der Erbfolge explosionsartig entwichen waren und die Schwärze aus der Erbfolgerseele gelöst hatten.
    Merlin, der Erschaffer dieser magischen Instrumente, hatte sichergehen wollen, dass ihre Macht ausreichte. So nähmen sie mehr Priesterseelen in sich auf als letztlich notwendig.
    Wie viel Kraft nach der Reinigung noch in den Seelenhorten verblieben war, konnte Dylan nicht abschätzen. Da aber bereits ein Kristall ausgereicht hatte, die Quelle des Lebens vor der Invasion durch das Dunkel und der Zerstörung zu retten, musste das schon eine Menge sein!
    Genug, um die Quelle, die sich anschließend auf unbestimmte Zeit verschlossen hatte, wieder zu öffnen? Oder um die Unsterblichkeit zurückzuerhalten, die der Schotte im Zuge dieser Ereignisse eingebüßt hatte? Um Rhett Saris ap Llewellyn von der Leiche seines dunklen Zwillings Aktanur zu befreien, mit der er verschmolzen war? Um die Verbindung zwischen Rhett und Zamorra zu lösen, die das körperliche Alter des Professors vom Leben des Erbfolgers abhängen ließ?
    Den Meister des Übersinnlichen schien insbesondere Letzteres wenig zu kümmern. Zumindest sprach er kaum davon. Dennoch sah Dylan darin ein gewaltiges Problem.
    Was, wenn der dunkle Zwilling in Rhett ihn eines Tages verseuchte? Wenn er dem Bösen anheimfiel? Immerhin hatte er nach der Verschmelzung mit dem damals noch lebenden Aktanur seine Mutter erwürgt.
    Was also, wenn Zamorra in Rhett irgendwann ein Feind erwuchs, den er nicht töten konnte, ohne selbst dabei zum Greis zu werden?
    Dylan hoffte inständig, dass es nie dazu kommen würde, allerdings scherte sich das Schicksal wenig um Hoffnungen.
    Was könnte man mit den sechs verschollenen Seelenkristallen alles anstellen, wenn schon einer die Quelle zu retten vermochte?
    Nur hatten die Gosh die Horte vor Jahrtausenden gestohlen - und waren danach von der Bildfläche verschwunden. Selbst ein erfahrener Dämonenjäger wie Zamorra hatte diese Rasse ausgesuchter Widerlinge erst bei seiner mentalen Zeitreise kennengelernt.
    Stillschweigend war das Team um den Parapsychologen davon ausgegangen, dass die Gosh im Laufe der Zeit ausgestorben waren - oder vernichtet wurden! - und mit ihnen das Wissen um den Verbleib der Seelenhorte.
    Und dann waren sie doch plötzlich auf einen gestoßen! Vor ein paar Monaten in Leon Kerths dämonischem Bestiarium.
    Also hatte Dylan sich noch einmal auf die Reise begeben.
    Nach Hamburg. In eine Nervenklinik.
    Der vom Ehrgeiz - und vermutlich auch vom Wahnsinn - zerfressene Leon hatte Dylan und später auch Zamorra und Nicole in seine Gewalt gebracht. Bei seinem eigenen persönlichen Rachefeldzug gegen die Mächte der Finsternis war er ohne Rücksicht auf Menschenleben vorgegangen.
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