0981 - Tränenjäger
Moment später erfuhr Zamorra auch schon, wovor er ihn warnen wollte. Eine tobende Gestalt brach durch das Unterholz und baute sich drohend vor den Soldaten auf.
Der Parapsychologe unterdrückte einen Fluch.
Es schien sich bei dem Monster um eine Art Ghoul zu handeln. Im Gegensatz zu den Leichenfressern, die Zamorra bisher kennengelernt hatte, war es allerdings deutlich größer und massiger.
Als das Wesen den Parapsychologen erblickte, leuchteten seine kleinen Augen blutrot auf. Offenbar war ihm klar, wer sein Gegenüber war. Zamorra hatte das Hemd leicht geöffnet und trug Merlins Stern weithin sichtbar auf der Brust. Die markante Silberscheibe war unverwechselbar.
»Zamorra«, knurrte das Höllengeschöpf.
Der Parapsychologe nickte knapp.
»Ganz recht«, erwiderte er dann. »Und mit wem habe ich das Vergnügen?«
Das Monster grinste hochmütig und ließ seine beeindruckend spitzen Reißzähne sehen.
»Du darfst mich Moyar nennen«, erklärte es.
»Und du bist also der neue Handlanger Don Antonios?«, fragte der Parapsychologe. Glaubte er Devaines Worten, wurden die Untoten durch Moyar gelenkt. Vielleicht gelang es ihm ja, die Kreatur soweit zu reizen, dass sie die Kontrolle über ihre Schergen verlor…
Moyar kicherte bösartig.
»Vielleicht ist ja auch Don Antonio mein Handlanger«, antwortete die Kreatur trocken. Offenbar ließ sie sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen.
Zamorra biss sich auf die Lippen. Er griff Jims Oberarm und aktivierte die Schutzschildfunktion des Amuletts. Sofort bildete sich ein grünlich schimmernder Abwehrschirm, der ihn und den jungen Hohepriester einschloss.
»Der große Zamorra hat wohl Angst?«, höhnte Moyar. Der Dämon stürzte sich auf die Hände und funkelte den Parapsychologen angriffslustig an.
Doch bevor das Monster zur Attacke übergehen konnte, jagte ein nadelfeiner, roter Strahl an Zamorra vorbei und traf die unheimliche Kreatur an der Schulter. Rauchkringel stiegen in die Nachtluft auf. Moyar stieß ein lautes Heulen aus.
Devaine!
Zamorra wandte den Kopf und sah den CIA-Agenten heranstürmen.
»Ich dachte mir, Sie könnten hier ein bisschen Unterstützung gebrauchen«, erklärte er. Die Zahl der Untoten hatte sich mittlerweile deutlich reduziert. Allerdings waren auch einige Soldaten dem Angriff zum Opfer gefallen.
Zamorra ließ ein schmales Lächeln aufblitzen. Zu mehr blieb ihm keine Zeit, denn Devaines Attacke schien Moyar erst richtig wütend gemacht zu haben. Mit ausgestreckten Armen stürzte es den Männern entgegen.
Devaine atmete scharf ein und schickte dem Monstrum eine weitere Lasergarbe entgegen. Diesmal saß sein Schuss besser. Der Energiestrahl traf Moyar direkt in die Brust und schleuderte die Kreatur ein paar Meter zurück.
Der Ghoul taumelte, aber sofort schien er sich wieder gefangen zu haben.
Zamorra musterte die Schussverletzung.
Devaines Schuss hatte Moyar in der Herzgegend erwischt. Dunkles Blut benetzte den Oberkörper der Kreatur. Das Gewebe rund um das Einschussloch schien sich verflüssigt zu haben.
Es ist also nicht unverwundbar, dachte der Dämonenjäger erleichtert bei sich. Solange sie nicht genau wussten, mit was für einer Kreatur sie es hier zu tun hatten, musste man auf die größten Überraschungen gefasst sein.
Wieder feuerte Devaine, aber diesmal war Moyar vorsichtig. Flinker, als man es ihm aufgrund seiner Körpermasse zugetraut hätte, warf sich das Monster zur Seite, rollte sich geschickt am Boden ab und kam knurrend wieder auf die Füße.
Der CIA-Agent warf Zamorra einen Seitenblick zu.
»Wie wäre es, wenn Sie zur Abwechslung Ihr wundertätiges Amulett einsetzen?«, fragte er. »Vielleicht treffen Sie ja besser!«
Der Dämonenjäger knirschte mit den Zähnen. Es hätte viel Kraft gekostet, das zu tun, zumal er bereits zu spüren begann, dass der Schutzschild, der ja auch noch Jim mit einschloss, an seiner Energie zu zehren begann.
Aber in diesem Moment wurde von anderer Seite eingegriffen.
Völlig unvermittelt wurde Moyars massiger Körper mehrere Meter nach hinten geschleudert, als habe ihn die Faust eines Titanen getroffen. Krachend landete der ghoulische Dämon im Unterholz.
Als Zamorra leicht den Kopf wandte, konnte er die vertraute Gestalt von Nicole im Eingang des Tempels erkennen. Die Französin hatte die Augen halb geschlossen und hielt den Dhyarra-Kristall in den Händen.
Der Parapsychologe nickte ihr dankbar zu, konzentrierte sich aber sofort wieder auf das Geschehen vor ihm.
Er blickte
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