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0981 - Tränenjäger

0981 - Tränenjäger

Titel: 0981 - Tränenjäger
Autoren: Michael Breuer
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Haar und ebenmäßigen, etwas eingefallen wirkenden Gesichtszügen. Die dunklen Augen traten in seinem asketisch anmutenden Antlitz um so deutlicher hervor. Sein Blick schien förmlich zu flackern. Trotz seiner vierzig Lebensjahre wirkte er immer noch jugendlich.
    Seine Mitarbeiter flüsterten gern vom »Feuer des Glaubens«, das in seinen Augen loderte, aber er selbst wusste es natürlich besser. Von einem Feuer konnte lange keine Rede mehr sein, dazu hatte der brave Vater schon viel zu viel Elend auf dieser Welt gesehen.
    Mit versteinerter Miene verließ er den Waschraum und trat zurück auf den Flur des Hospitals. Dort lief er Doktor Delgado in die Arme. Der Mediziner war knapp einen Kopf kleiner als Domingo, zeichnete sich dafür jedoch durch eine beachtliche Leibesfülle aus. Als er den Geistlichen erblickte, huschte ein trauriges Lächeln über Delgados fleischige Züge.
    »Sie wissen also immer noch nicht, was ihm fehlt?«, fragte Domingo. Die Miene des Arztes ließ keinen anderen Rückschluss zu. »Oder täusche ich mich, José?«
    Zu dieser späten Stunde waren sie unter sich, daher gestattete sich Domingo die vertrauliche Anrede.
    Delgado zuckte mit den Schultern, dann winkte er den Geistlichen hinter sich her. »Trinken wir einen Schluck«, schlug er im Weitergehen vor.
    Der Priester ließ sich nicht lange bitten. Einem Glas Wein war er durchaus nicht abgeneigt. Um genau zu sein, den hatte er jetzt bitter nötig!
    Er folgte dem Arzt also in dessen Privaträume und nahm auf seufzend Platz.
    »Also?«, fragte er noch einmal.
    Ohne sonderliche Hast füllte Doktor Delgado zwei Gläser und setzte sich dann hinter seinen Schreibtisch.
    »Nein«, musste er eingestehen, »ich habe absolut keine Ahnung, womit wir es zu tun haben!«
    Das traurige Lächeln verschwand von seinen Lippen. »Was immer der arme Teufel hat, es könnte ansteckend sein«, gab er zu bedenken. »Hast du dir darüber schon einmal Gedanken gemacht, Francisco?«
    Pater Domingo nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas. Der Wein schmeckte ausgezeichnet. Der Himmel mochte wissen, wo José solche Tropfen auf tat!
    Schließlich nickte er. »Jeden Tag«, musste er zugeben. »Aber er ist mittlerweile gut zwei Wochen bei uns. Wenn es wirklich ansteckend wäre, müssten wir längst Symptome zeigen…«
    Delgado winkte ab. »Natürlich«, musste er zugeben. Er stürzte den Inhalt des Glases mit einem Schluck hinunter. Offenbar war es nicht sein erstes an diesem Abend, wie der Glanz seiner Augen verriet. »Ich habe zuerst an die Strahlenkrankheit gedacht«, ließ er wissen. »Aber das kann es nicht sein. Vielleicht hat man dort draußen eine besondere Waffe getestet. Irgendeine neuartige Teufelei…«
    Domingo nickte langsam. Ähnliches war ihm auch schon durch den Kopf gegangen. Egal, was die Nachrichten erzählen mochten, er glaubte nicht an eine Nuklearexplosion. Fest stand für ihn jedoch, dass die merkwürdige Erkrankung des namenlosen Fremden mit den Ereignissen in der Todeszone in Verbindung stand.
    Er wusste, früher oder später würden sie herausfinden, was hier vor sich ging. Und aus einem unbestimmten Grund fürchtete er sich vor diesem Tag schon jetzt…
    ***
    Sie hatten versagt!
    Mit unbewegter Miene starrte Don Antonio Älvarez von der Veranda seines Anwesens hinaus in den Dschungel. Es war noch nicht lange her, dass ihm der untote Velasco das Geschäft seines Lebens vorgeschlagen hatte. Aber nun war Velasco endgültig gestorben! Auf irgendeine verrückte Weise hatten ihm der französische Parapsychologe Zamorra und seine Gefährtin, Nicole Duval, den Garaus gemacht.
    Die damaligen Ereignisse standen Älvarez noch deutlich vor Augen.
    Nachdem sie ihren Pakt miteinander geschlossen hatten, ließ sich Velasco zehn von Álvarez’ Männern zuführen. In einem nicht benutzten Schuppen hatte er irgendetwas mit ihnen angestellt und ihnen so ihre Menschlichkeit geraubt.
    Auf diese Weise, so Velasco, seien sie in der Lage, das Para-Potenzial des verfluchten Volks genauso gut zu erspüren wie er selbst.
    Im Anschluss suchten sie gemeinsam ebenjenes verfluchte Volk, die so genannten Krieger der letzten Morgenröte, auf.
    Dort wurden sie jedoch bereits erwartet.
    Velascos Ziel war es gewesen, von den Eingeborenen ein seltsames Artefakt zu erbeuten, welches er als »halbe Träne« bezeichnet hatte. Aber es war beim Versuch geblieben. Das Militär hatte einen wahren Feuersturm entfesselt. Darüber hinaus nutzten Zamorra und Duval die Gelegenheit, um
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