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0981 - Tränenjäger

0981 - Tränenjäger

Titel: 0981 - Tränenjäger
Autoren: Michael Breuer
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ein wenig beruhigten.
    Zumindest so lange, bis sein Blick wieder auf die von Velasco veränderten Männer fiel.
    Diese hatten mittlerweile aufgehört zu trinken und starrten aus kalten, leblosen Augen in Richtung Veranda. Álvarez leckte sich über die rissigen Lippen. Unvermittelt verspürte er das Bedürfnis, sich zu bekreuzigen.
    Der Blick der Nicht-Menschen ging ihm durch Mark und Bein. Ihm wohnte etwas unglaublich Fremdartiges inne, eine bösartige Intelligenz, die ihn erschauern ließ.
    Zuvor waren die Veränderten von Velasco gelenkt worden. Nun jedoch schien es, als hätten sie von irgendwoher neue Befehle erhalten.
    Abrupt erhoben sie sich. Ihre Bewegungen waren ungelenk und stakend. Einen Moment lang fühlte sich Don Antonio an die Marionetten der Puppenspieler in den Straßen Bogotas erinnert. Aber dann wurde der Gang der Unheimlichen flüssiger.
    Instinktiv trat Álvarez einen Schritt zurück. Das Marionettenhafte fiel zusehends von den grausig veränderten Männern ab. Nun wirkten sie vielmehr wie Raubtiere.
    Und ich bin die Beute, wurde ihm schlagartig klar. Das Schnapsglas entglitt seinen Fingern und zerschellte klirrend auf der Veranda.
    Sekundenlang blieb Álvarez noch wie angewurzelt stehen, dann kehrte das Leben in seinen Körper zurück und blitzartig warf er sich herum, um in die Sicherheit des Hauses zu flüchten.
    Er erreichte sein Ziel jedoch nie.
    Hinter ihm setzte eine der unheimlichen Gestalten zum Sprung an und riss den Zuckerbaron im nächsten Moment von den Füßen. Hart schlug Álvarez auf der Veranda auf.
    Ein krächzender Hilfeschrei löste sich aus seiner Kehle. Er wusste, gegen die Unheimlichen hatte er keine Chance.
    Don Antonios Blick irrlichterte umher. Hinter den Fensterscheiben des Hauses konnte er die panischen Gesichter seiner Bediensteten erkennen. Anstatt ihm zu helfen, drückten sie sich lieber am Glas die Nasen platt.
    Álvarez wurde nach hinten gerissen und brutal über den Boden geschleift. Seine Wange riss auf, aber er wusste, das war das geringste seiner Probleme.
    Heilige Muttergottes, dachte er. Eine tiefe, kreatürliche Angst erfüllte sein sonst so hartes Herz, als er spürte, wie er von den Unheimlichen unaufhaltsam in Richtung Dschungel gezogen wurde.
    Er musste nicht lange nachdenken, um herauszufinden, wo ihr Ziel lag. Und bei dieser Erkenntnis verlor Don Antonio endgültig die Nerven. Wieder begann er zu schreien, diesmal klang seine Stimme jedoch wesentlich schriller.
    Sie verschleppten ihn in die Todeszone.
    ***
    Militärcamp am Rand der Sphäre
    Mit unbewegter Miene blickte Richard Devaine auf den Bildschirm seines Laptops. Geduldig wartete der hagere CIA-Agent, bis die gesicherte Webcam-Verbindung aufgebaut war. Er nutzte die Zeit, um an dem bereitstehenden Glas Jack Daniel’s zu nippen und genoss das rauchige Aroma des Whiskeys auf seiner Zunge.
    »Guten Abend, Dick!«
    Die Verbindung stand. Auf dem Bildschirm war jetzt ein älterer, kompakt wirkender Mann zu sehen. Er trug einen akkurat gestutzten Schnurrbart und hatte, von einem schwarzen Haarkranz abgesehen, eine Glatze.
    »Hallo, Will«, erwiderte Devaine mit einem freundlosen Grinsen. Sein Gesprächspartner war der einzige, der ihn mit dem ungeliebten Kosenamen bezeichnen durfte. Für den Agenten klang Dick ganz entschieden nach einem abgehalfterten Porno-Star.
    Bei dem älteren Mann handelte es sich um William Cummings, seinen väterlichen Freund und direkten Vorgesetzten. Während Devaine an vorderster Front agierte, war der »Iron Will« genannte Cummings heutzutage zumeist nur noch hinter dem Schreibtisch aktiv.
    Der US-Amerikaner fuhr sich durch das dunkelblonde Haar und blickte den Älteren gespannt an.
    »Ich hoffe, es gibt neue Anweisungen«, begann er. »Ich habe allmählich keine Lust mehr, tatenlos rumzusitzen und Löcher in die Luft zu starren!«
    Cummings stieß ein joviales Lachen aus, doch gleich darauf wurden seine Züge wieder ernst.
    »Kann ich mir vorstellen«, gab er zurück. »Ich kann Sie beruhigen, Dick, es gibt in der Tat etwas zu tun!«
    Gespannt beugte sich Devaine nach vorne und rückte näher an den Bildschirm heran. Ungeduldig entzündete er sich eine Zigarette.
    »Also, was gibt es?«, fragte er gespannt.
    Cummings strich sich mit einem Finger über den Schnurrbart, bevor er zu reden begann. »Nach Ihrem letzten Einsatz, Dick, haben sich die Eierköpfe in Washington erstmal ins stille Kämmerlein zurückgezogen, um zu beratschlagen. Sie kennen das ja!«
    Devaine
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