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0981 - Tränenjäger

0981 - Tränenjäger

Titel: 0981 - Tränenjäger
Autoren: Michael Breuer
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entkommen. Álvarez spürte einen stechenden Schmerz, schenkte ihm jedoch keine Beachtung. Schmerzen waren unwichtig. Jetzt zählte nur, dass er am Leben blieb!
    Hinter ihm stießen die Unheimlichen ein geisterhaftes Heulen aus, um sogleich die Verfolgung aufzunehmen. Deutlich konnte Don Antonio gegrunzte Kommandos hören. Gleich darauf teilten sich seine Entführer weiträumig auf.
    Eigentlich hatte Álvarez vorgehabt, einen großen Bogen zu schlagen und sich dann irgendwie zurück in die Zivilisation zu kämpfen, aber das konnte er nun wohl vergessen.
    Blieb also tatsächlich nur noch die Flucht nach vorne!
    Mit dem Mut der Verzweiflung kämpfte sich der alte Patriarch durch das dichte Unterholz. Sein Atem rasselte mittlerweile, doch er gestattete sich keine Ruhepause.
    Seltsam, durchzuckte es ihn plötzlich. Obwohl die Unheimlichen durchaus nicht langsam waren, kamen sie nicht näher. Den Geräuschen nach zu urteilen, hielten sie die ganze Zeit den gleichen Abstand.
    Fast so, als wollten sie mich in eine bestimmte Richtung drängen …
    Der Gedanke schmeckte Álvarez gar nicht. Er kam sich allmählich vor wie das Beutetier bei einer perversen Treibjagd.
    Völlig unvermittelt endete der Urwald.
    Verdutzt fand sich Don Antonio auf einer großen Lichtung wieder. Gleichzeitig verstummten die Schritte hinter ihm.
    Gehetzt blickte sich der Patriarch nach allen Seiten um. Wie es aussah, hatte man ihn jetzt genau dort, wo man ihn haben wollte!
    Wie recht Álvarez mit dieser Vermutung hatte, stellte sich gleich darauf heraus.
    Vorsichtig ging er weiter, bis er plötzlich wie vom Blitz getroffen stehen blieb.
    Was, bei allen Heiligen, ist DAS?
    Im Zentrum der unbewachsenen Lichtung befand sich ein See, der ihm in der Dunkelheit zuvor nicht aufgefallen war. Stirnrunzelnd betrachtete Álvarez das ruhige Gewässer. Der See war mitternachtsschwarz und bestand aus einer merkwürdigen, ölig wirkenden Substanz. Er konnte nicht einschätzen, worum es sich bei der seltsamen Flüssigkeit handelte. Wasser war es jedenfalls nicht.
    Vorsichtig ging Álvarez in die Knie, um sich die Sache näher anzusehen.
    Öl oder vielleicht Teer, sinnierte er. Allerdings fehlte der charakteristische Geruch.
    Dem alten Patriarch blieb jedoch keine Zeit, weitere Überlegungen anzustellen, denn nun zeigte sich unvermittelt, dass das unheimliche Gewässer alles andere als ruhig war.
    Große Blasen bildeten sich an der Oberfläche und instinktiv richtete sich Álvarez wieder auf und trat ein, zwei Schritte zurück. Das jedoch schien den See noch mehr in Aufruhr zu bringen.
    Don Antonio stolperte weiter nach hinten. Mit einem Mal wurde ihm sonnenklar, dass exakt dieser See das Ziel seiner Entführer gewesen musste.
    Álvarez wollte sich herumwerfen und sein Heil in der Flucht suchen, aber er hatte keine Chance. Die ölige Substanz entwickelte eine ungeahnte Aktivität und verließ ihr Becken. Zielsicher strömten kleine Ausläufer der Flüssigkeit den Füssen des Patriarchen entgegen.
    Ganz so, als würden sie seine Gegenwart wittern.
    Don Antonio zweifelte nicht länger daran, dass diesem merkwürdigen See eine bösartige Intelligenz innewohne. Und diese hatte es eindeutig auf ihn abgesehen!
    Das ölige Gewässer erhob sich aus seinem Becken und formte sich zu einer gewaltigen, mannshohen Welle, um absurderweise in dieser Position zu verharren. Für endlose Sekunden schien die Zeit stillzustehen.
    »Neeeeein«, drang es gellend aus Don Antonios Kehle.
    Dann war der Augenblick vorbei. Immer höher türmte sich das Gewässer auf, um im nächsten Moment klatschend über ihm zusammenzuschlagen.
    Wieder versuchte Álvarez zu schreien, dabei geriet die ölige Flüssigkeit in seinen Mund. Ihm blieb keine andere Wahl, als die widerliche Substanz zu schlucken. Im gleichen Augenblick spürte der alte Patriarch wie etwas mit aller Macht nach seinem Bewusstsein griff. Dieser Moment veränderte alles. Don Antonio hörte auf, sich zu wehren.
    Denn er verstand.
    ***
    Frankreich, südliches Loire-Tal
    Professor Zamorra, der Meister des Übersinnlichen, ahnte nichts von den Ereignissen am anderen Ende der Welt. Müde saß er am Computer und sichtete den üblichen Berg eingegangener Mails. Etwas Wichtiges schien auf den ersten Blick jedoch nicht dabei zu sein.
    Gerade erst waren Nicole und er von der Feeninsel Avalon heimgekehrt, wo sie prompt mit den dort heimischen Priesterinnen aneinandergeraten waren. Sie waren auf der Suche nach den sagenhaften Urdämonen gewesen, wie
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