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0980 - Die Rächerin

0980 - Die Rächerin

Titel: 0980 - Die Rächerin
Autoren: Jason Dark
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ebenso zu sehen wie der Mann mit dem Kopf unter dem Arm. Seinem eigenen Kopf. Dann tauchte ein brüllender Werwolf auf.
    Drei Türen hatten sich geöffnet. Eine vierte klappte ebenfalls auf.
    Ich war überrascht, als ich den türkisfarbenen Nebel sah, der sich in diesem Raum ausbreitete. Ein dichter Dunst, in dem zahlreiche Sterne zu funkeln schienen. Winzige Partikel, die das Licht reflektiert hatten.
    Ich rollte in den Nebel.
    Das gefiel mir nicht. Trotz der Helligkeit konnte ich nichts sehen.
    Zum Glück blieb der Dunst nur ein kurzes Intermezzo. Er verschwand so schnell, wie er gekommen war, und ich sah mich in der neuen Welt um, in die mich das Fahrzeug gebracht hatte.
    Sie war anders. Mehr abenteuerlich und märchenhaft. Nichts grauenvolles mehr. Weiches Licht, das auch gegen die Spiegel fiel, die überall aufgestellt waren und diese Welt größer erscheinen ließen, als sie es tatsächlich war.
    Ich sah auf dem Boden die dicken Sitzkissen. Aus kleinen Brunnen sprudelte Wasser. Farbige Teppiche hingen an den Wänden, und das große Bett konnte zahlreiche Personen aufnehmen.
    Auf der goldenen Decke saßen die Frauen, die diesen Harem bevölkerten.
    Der Wagen hatte seine Fahrt verringert. Hier sollte sich der Zuschauer besser auf die Szene konzentrieren können, denn auf den ersten Blick war nichts Unheimliches zu sehen.
    Die Frauen drehten sich. Sie blickten gegen die Wand, als wollten sie die vorbeifahrenden Gäste anschauen, um ihnen ihr Leid zu klagen. Von irgendwoher kam Wind, der an den Gestalten in die Höhe fuhr und sich auch unter die Schleier schob.
    Sie wehten hoch. Erst jetzt war das Grauen zu erkennen. Halb verweste Gesichter und verfaulte Gesichter. Manche mit altem Blut beschmiert, andere wieder mit künstlichem Eiter verziert. Es war der Harem der vergessenen Frauen. Sie waren darin gestorben. Niemand kam, um die Toten aus diesem Gefängnis zu befreien.
    Raffiniert gemacht, dachte ich. Erschrecken lassen hatte ich mich nicht. Ich wollte wissen, weshalb man uns in diese Geisterbahn gelockt hatte. Bisher war ich nicht angegriffen worden und auch von Shao hatte ich nichts gesehen.
    Ich fuhr weiter. Immer noch an dieser langen Scheibe entlang, hinter der die Spiegelwelt des Harems lag.
    Ein Schatten hing von der Decke. Zumindest kam er mir wie ein langer Schatten vor, der zwischen zwei aufgestellten Spiegeln pendelte, als wollte er sich selbst darin beobachten.
    Ich war im ersten Moment irritiert, weil ich mit diesem Schatten nicht zurechtkam. Der Wagen brachte mich näher an ihn heran. Der Schatten war ein Mensch. Er hing kopfüber nach unten – mit ausgestreckten Armen und Händen.
    Nein, er war nicht nur ein Mensch. Er war eine Frau. Ich kannte sie. Es war Shao!
    Was mir in diesem Augenblick des Erkennens durch den Kopf fuhr, wusste ich selbst nicht genau. Ich hoffte nur, dass Shao noch lebte. Ob das tatsächlich der Fall war, hatte ich auf die Schnelle nicht mitbekommen. Es blieb einfach nur die Hoffnung, dass Shao überlebt hatte.
    Das Bild verschwand, der Wagen transportierte mich weiter. Ich meinte noch, den verzweifelten Gesichtsausdruck der jungen Frau wahrgenommen zu haben, dann erschien ein in Lumpen gekleidetes Skelett und winkte zum Abschied mit seinen Knochenarmen.
    Wieder ratterte ich in den Nebel hinein, was ich nur wie am Rande mitbekam. Meine Erinnerungen waren viel stärker als die Äußerlichkeiten. Aber ich hatte Shao dort hängen gesehen. Es war keine Puppe, es war die echte gewesen, und auch Suko, den ich in seinem Wagen nicht sah, musste sie entdeckt haben.
    Was tun?
    Der Nebel verlor an Dichte. Ich konnte wieder in die Schwärze schauen, die so dunkel nicht war, denn ein geheimnisvoll anmutender Lichtschein streute gegen eine nach oben führende Schräge, wo die Schienen wie polierte Knochenarme glänzten.
    Weiter oben, am Ende, stieß ein Wagen gegen eine Tür und rollte ins Freie. Darin hätte Suko sitzen müssen, aber ich war sicher, dass er nicht darin hockte.
    Und ich würde ebenfalls aussteigen, das stand fest.
    Der kleine Wagen rollte ziemlich schnell. Ich stemmte mich schon hoch und klammerte mich an dem vor mir laufenden Haltegriff fest, um die Stöße und Erschütterungen ausgleichen zu können.
    Der Beginn des Aufstiegs war erreicht. Der Wagen tickte mit seiner Schnauze leicht dagegen. Er wurde langsamer.
    Und ich verließ ihn in dem Augenblick, als er für eine Sekunde stand, um erst dann in die Höhe transportiert zu werden.
    Es war gut so, dass ich gewartet
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