Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0980 - Die Rächerin

0980 - Die Rächerin

Titel: 0980 - Die Rächerin
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatte diesen Samurai des Satans geköpft! [1] Oder war er doch nicht tot?
    Ich schüttelte den Kopf. Unsinn, es hatte ihn erwischt. Shimada lebte nicht mehr, aber Yakup war auch tot, und dies zu verdauen, fiel mir nicht leicht.
    Ich wollte mir seine Wunde nicht genau anschauen. Mein Blick wanderte an seiner Brust hoch, bis er das Gesicht erreichte. Nicht mal im Tod spiegelte es Schrecken oder Qualen. Es wirkte noch immer so steinern wie zu Lebzeiten. Die blonden Haare lagen wie frisch gekämmt und gescheitelt auf dem Kopf, nur zeigten die blauen Augen kein Leben mehr.
    »Yakup, verdammt!« flüsterte ich und spürte zugleich, dass es heiß und brennend in meiner Kehle hochstieg. »Warum? Weshalb hat man dich gekillt?«
    Niemand war da, der mir eine Antwort auf diese Frage hätte geben können, und so blieben mir die Verzweiflung, die Wut und der Zorn.
    Ich hätte gegen die Wand treten können. Auch mit dem Kopf anrennen oder sonst etwas machen, aber ich stand da und schrie nicht mal. Ich war so verdammt still. Gefangen in der eigenen Hilflosigkeit und der Verzweiflung.
    War das der Weg in die Hölle? Auch der für mich? Stand ich schon am Beginn?
    Ich hörte mich selbst schluchzen und drückte mich mit zitternden Armen wieder hoch. Schwankend blieb ich stehen. Das hier war ein Fall für die Spurensicherung der Mordkommission. Es musste alles seinen normalen Gang gehen, auch wenn ich persönlich davon betroffen war. An Yakups Tod konnte ich nichts mehr ändern, aber ich schwor mir in diesen Augenblicken, den Mörder zu jagen, und wenn ich dabei die Hölle vor und zurück durchqueren musste.
    »Warum bist du gekommen?« flüsterte ich. »Verdammt noch mal, was hat dich hergetrieben? Warum hast du uns nicht verständigt? Wir hätten dich beschützen können…«
    Der Tote schwieg.
    Ich schluckte. Noch immer zitterte ich und bekam meine Gedanken nicht richtig unter Kontrolle. Dabei wusste ich genau, was ich tun musste, doch mit der Reihenfolge kam ich durcheinander. Die Mordkommission, Suko, Sir James und…
    Ein Geräusch! Ein fremdes, verdammtes Geräusch in meiner Wohnung, aber nicht in diesem Zimmer.
    Plötzlich fiel mir auf, dass ich die Beretta nicht mehr in der Hand hielt. Ich hatte sie auf den Tisch neben den Toten gelegt, ohne dass es mir bewusst gewesen war.
    Jetzt nahm ich sie wieder an mich, und ich versuchte dabei, den toten Ninja zu vergessen. Vorerst zumindest. Ich glaubte nicht, dass ich mich geirrt hatte, was dieses Geräusch anging.
    Wiederholte es sich?
    Ich wartete. Sekunden vergingen. Sie waren zäh wie flüssiges Öl.
    Ich fühlte mich dabei wie ein Gefangener der Zeit, aber es stimmte.
    Das Geräusch hatte ich mir nicht eingebildet.
    Es war aus einem der anderen Zimmer meiner Wohnung gedrungen. Ich dachte daran, dass auch die Tür des Schlafzimmers offengestanden hatte. Der Raum eignete sich auch als Versteck. Das kam mir erst jetzt in den Sinn, zusammen mit der Überlegung, dass der Killer eventuell noch in der Wohnung lauerte.
    Nein, die Müdigkeit war weg. Sie gab es nicht mehr. Ich war konzentriert und hoch motiviert, als ich mich dem Flur näherte, um von dort in das Schlafzimmer zu gelangen.
    Auch ein Weg, den ich unzählige Male gegangen war, der mir aber jetzt so fremd und anders vorkam.
    Im Schlafzimmer brannte kein Licht. Nur im Wohnraum und im Flur hatte ich es nicht ausgeschaltet. Mich brachte ein großer Schritt über die Schwelle, dann schaute ich in den Flur hinein. Ich ging weiter und wandte mich nach links.
    Die Tür stand halb offen. Hinter ihr vernahm ich das Stöhnen, aber ich konnte auch etwas sehen, und es war fast so schaurig wie die Entdeckung der Leiche.
    In Kniehöhe umklammerte eine mit Blut besudelte Frauenhand die Kante.
    Der Anblick störte mich. Er ging mir unter die Haut. Er ließ die Angst wieder hochpeitschen. Ich hatte eine Idee, aber ich wollte nicht über sie nachdenken. Außerdem lenkte mich das erneute, tiefe, qualvolle und schmerzerfüllte Stöhnen ab.
    Wieder einmal musste ich mich überwinden, um die Tür zu öffnen. Es war nicht so einfach, denn zur Hand gehörte noch ein Körper, der sich festgeklammert hatte.
    Ich machte Licht. Und diese Helligkeit schickte mich in den zweiten Teil dieses zur Realität gewordenen Alptraums.
    Die blutige Hand gehörte ebenfalls zu einer Frau, die ich kannte.
    Es war Eva Karman, Yakups Partnerin…
    ***
    Sie also auch!
    Eine Feststellung – ja, aber nichts, was in der Lage war, meine Gefühle auszudrücken, denn die waren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher