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0980 - Die Rächerin

0980 - Die Rächerin

Titel: 0980 - Die Rächerin
Autoren: Jason Dark
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lebten sie nicht mehr.
    Bitternis stieg in mir hoch. Wieder lag der Geschmack von Galle in meiner Kehle. Trotzdem forderte die Natur ihren Tribut. Die Nacht war lang und mehr als anstrengendgewesen. Der Körper fühlte sich matt an. Er brauchte einfach die Ruhe, um sich erholen zu können.
    Ich würde sicherlich bald schlafen, nur bestimmt nicht tief oder erfrischend, aber noch war es nicht soweit, denn ich dachte daran, dass ich etwas vergessen hätte.
    Es war von mir nicht genügend beachtet worden, aber um was es dabei genau ging, bekam ich leider nicht in die Reihe. Da war etwas gewesen. Ich hatte es übersehen, aber ich war leider nicht in der Lage, es gedanklich umzusetzen.
    Das gefiel mir nicht. Ich bin kein Perfektionist, aber als Polizist hat man es gelernt, gewisse Dinge zu behalten, um sie möglicherweise später einordnen zu können.
    Ich wusste nicht Bescheid. Ich kam nicht darauf, außerdem drängte sich die Müdigkeit oder Schlappheit immer stärker hoch. Ab und zu fielen mir die Augen zu. Mein Sichtfeld verengte sich dabei, und ich konzentrierte mich mehr auf mein Gehör.
    Schritte in meiner Wohnung? Hier im Schlafzimmer? Neben meinem Bett?
    Diese Gedanken hätten mich sofort alarmieren müssen, doch ich war zu matt. Dann wurde ich doch wach, denn urplötzlich spürte ich den Druck eines scharfen Gegenstands an der Kehle. Die Spitze hinterließ eine kleine Wunde, aus der ein dunkler Blutstropfen quoll.
    Ich riss die Augen auf. Zu sehen war nichts.
    Da wusste ich, welchen gedanklichen Fehler ich begangen hatte.
    Ich hatte die Krone der Ninja vergessen, den Gegenstand, der andere unsichtbar machte…
    ***
    Plötzlich fror ich wie in einem Eiskeller. Jetzt kehrte auch die Erinnerung zurück. Als Shao, Suko und ich in der offenen Tür gestanden hatten, da hatte ich den Luftzug gespürt. Es war kein Durchzug gewesen. Jemand musste als Unsichtbarer meine Wohnung betreten haben!
    Jetzt war er bei mir. Er stand neben meinem Bett. Er war wohl mit einem Messer bewaffnet, dessen Spitze gegen meine Kehle drückte.
    Es war alles so verflucht einfach, aber es konnte auch tödlich enden. Wie bei Yakup und Eva.
    Ich bewegte mich nicht, starrte ins Zimmer, doch ich konnte niemanden entdecken. Dabei stand der Fremde neben mir. Ich nahm sogar seinen Geruch wahr. Sehr streng und nach Gewürzen roch der Fremde oder seine Kleidung.
    Der leise Atem drang über meine Lippen. Wegen der Konzentration merkte ich, wie die kleine Blutkugel an meinem Hals nach unten lief. Vom Kragen des T-Shirts wurde sie wohl aufgefangen.
    Es dauerte seine Zeit, bis ich mich gefangen hatte und eine Frage stellen konnte. Damit hielt ich dann nicht hinter dem Berg und flüsterte: »Wer bist du?«
    Ich hörte nichts.
    »Darf ich mich bewegen?«
    »Versuch es.«
    Zum erstenmal hatte ich die Stimme gehört. Eine Stimme, die zu einer Frau passte. Kein Mann, kein Killer, kein Ninja. Es war eine Frau.
    War sie die Mörderin der beiden? Hatten Yakup und seine Partnerin deshalb keinen Verdacht geschöpft, weil es eine Frau gewesen war, die sie hatten eintreten lassen?
    Spekulationen. Sie brachten mich nicht weiter. Aber ich verfluchte mich. Ich war zuwenig aufmerksam gewesen. Das hier hätte mir nicht passieren dürfen. Erst allmählich kam mir zu Bewusstsein, in welch einer lebensbedrohlichen Lage ich mich befand. Dieses Wissen trieb mir den Schweiß erneut aus den Poren. Ich hatte Mühe, still zu liegen. Jede Bewegung hätte die Unsichtbare als Motiv für einen Angriff auslegen können.
    »Hast du keinen Namen?« Eine schlichte Frage. Ich versuchte, meine Stimme nicht zu stark vibrieren zu lassen. Die Unsichtbare sollte meine Furcht nicht unbedingt mitbekommen.
    »Ich bin dein Schicksal!« flüsterte die Besucherin. »Ich bin das Schicksal!«
    »Auch für Yakup und Eva?«
    »Auch für sie. Die beiden haben es hinter sich, du hast es noch vor dir. Ihr hättet die Wohnung nicht zu putzen brauchen, denn dieses Zimmer wird sehr bald durch dein Blut befleckt sein. Anschließend hole ich mir deinen Freund, und damit habe ich meine Pflicht erfüllt.«
    Ihr tödliches Versprechen überhörte ich bewusst. »Pflicht, sagst du? Warum sprichst du von einer Pflicht?«
    »Das ist meine Sache.«
    »Oder hängt es mit Shimada zusammen?«
    »Er ist tot.«
    »Das weiß ich. Deine Antwort erklärt, dass du ihn gekannt hast.«
    »Sehr gut sogar.«
    »Jetzt willst du ihn rächen?«
    »Wir alle werden ihn rächen. Wir lösen ein Versprechen ein. Es wird um so leichter sein,
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