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0975 - Burning Man

0975 - Burning Man

Titel: 0975 - Burning Man
Autoren: Anika Klüver und Simon Borner
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Kopf und riss sich zusammen. Ihre Hand schloss sich fester um den Griff des Messers, und sie wollte gerade entschlossen loswandern, als sie hinter sich eine schwache Stimme vernahm. »Bitte, helfen Sie uns.«
    Nicole wirbelte herum und entdeckte nur wenige Meter vor sich eine Reihe hölzerner Marterpfähle, die vor ein paar Sekunden noch nicht da gewesen waren. »Was zum…?«
    Menschen waren an die Pfähle gefesselt. Sie erkannte sie sofort. Janets ehemals weißes Brautkleid bestand nur noch aus schmutzigen Fetzen, die von ihrem schlaffen Körper hingen. Ihre Haut war an vielen Stellen mit blutigen Wunden übersät, an denen sich Fliegen sammelten. Am Pfahl neben ihr stand die alte Frau im Flamingokleid. Sie wirkte mehr tot als lebendig und regte sich nicht. Lediglich ein leises Röcheln verriet Nicole, dass sie noch lebte. Ihr war jedoch klar, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde. Ein halbes Dutzend weiterer Männer und Frauen in ähnlich schlechter Verfassung blickten sie von den anderen Pfählen aus an. Ihre Körper waren geschunden und eingefallen. Wie Janet wiesen auch sie blutige Wunden auf, die zum Teil so entzündet und angeschwollen waren, dass eine Blutvergiftung nicht mehr weit sein konnte. Sie Sonne hatte ihr Übriges getan und die gefesselten mit ihrer Hitze regelrecht geröstet. Nicole vermutete, dass man in der Geisterwelt wohl nicht verdursten konnte, denn andernfalls wären diese Leute schon längst nicht mehr am Leben gewesen. Ihre Augen waren glasig und leer, doch nun blitzte darin plötzlich ein kleiner Funke Hoffnung auf. Nicoles Ankunft stellte ihre lang ersehnte und längst aufgegebene Rettung dar. Sie würde sie nicht enttäuschen. Schnell lief sie zu Janet hinüber, deren Kopf schon wieder erschöpft auf ihre Brust gesunken war.
    »Janet«, sagte Nicole sanft und hob ihren Kopf vorsichtig an. »Janet, hören Sie mich? Ich werde Sie hier rausholen.« Die junge Frau brachte nicht mehr als ein schwaches Murmeln zustande. »Janet, Brad wartet auf, Sie. Hören Sie, was ich sage? Ihr Mann wartet darauf, dass Sie zurückkommen.«
    Janet schlug die Augen auf. »Brad?«, krächzte sie.
    »Ja, er freut sich schon wahnsinnig darauf, Sie endlich wiederzusehen.«
    Der Hauch eines Lächelns schlich sich auf Janets Lippen, verschwand jedoch ebenso schnell wieder. »Zu spät«, flüsterte sie. »Sie kommen.«
    Nicole wirbelte sofort panisch herum, um zu sehen, was Janets vor Schreck geweitete Augen entdeckt hatten.
    Nur wenige Schritte von ihr entfernt standen drei sehr große und sehr bedrohlich wirkende Kojoten. Sie knurrten, fletschten die Zähne und näherten sich ihr langsam.
    »Na toll«, entfuhr es Nicole. »So langsam habe ich von Kojoten wirklich die Nase voll.« Sie nahm eine kampfbereite Pose ein und richtete das Messer auf ihre Gegner. »Kommt nur her!«, rief sie herausfordernd. Als der erste Kojote daraufhin sprang, wünschte sie sich, sie hätte einfach die Klappe gehalten.
    Die Bewegungen des Tiers - sofern es denn überhaupt ein Tier war - wirkten übernatürlich schnell, und die Luft um es herum waberte und knisterte. Nicole reagierte sofort, doch sie war zu langsam. Die Schnauze des Viehs erwischte sie am Arm, und sie schrie auf, als sich messerscharfe Zähne in ihr Fleisch bohrten. Die Wucht des Angriffs schleuderte sie zu Boden. Sie fiel auf den Rücken und sah, wie der nächste Kojote heranpreschte. Geistesgegenwärtig holte sie mit einem Bein aus und rammte ihrem Gegner einen Fuß in die Seite.
    Der Kojote jaulte auf und wurde davongeschleudert. Nicole rappelte sich so schnell sie konnte auf und führte einen gezielten Hieb mit ihrem Messer aus. Die Waffe fand ihr Ziel und bohrte sich in die Kehle des dritten Kojoten, der bereits zum Sprung angesetzt hatte. Er sackte zusammen und schien in sich zusammenzufallen, während rötlich flackernde Energie von ihm auf stieg und sich in der Luft auflöste.
    Der Anblick gab Nicole neue Kraft. Also seid ihr nicht unbesiegbar. Statt auf den nächsten Angriff zu warten, stürzte sie auf ihre Gegner zu und erwischte den ersten, der wohl nicht mit einem solch kühnen Vorstoß ihrerseits gerechnet hatte. Er ging jaulend zu Boden, und die Energie löste sich aut. Zwei erledigt. Nicole grinste zufrieden und suchte das nächste Ziel.
    In diesem Moment traf sie etwas heftig im Rücken und warf sie mit dem Gesicht zuerst auf den staubigen Wüstenboden. Sie spürte klauenbewehrte Pfoten, die sich durch ihren ledernen Anzug drückten, und den
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