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0963 - Der Verfluchte aus Atlantis

0963 - Der Verfluchte aus Atlantis

Titel: 0963 - Der Verfluchte aus Atlantis
Autoren: Jason Dark
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was soll ich dem Herrn sagen?«
    »Schicken Sie ihn hoch.«
    »Gut. Man wird ihn zu Ihrem Büro bringen.«
    »Was ist mit dir?« fragte ich, nachdem der Hörer wieder auflag. »Hast du den Namen schon gehört?«
    »Leider nicht, John.«
    »Bei mir hat es schon geklingelt«, gab ich zu. »Nur weiß ich nicht, wo ich diesen Leary hinstecken soll. Na ja, wir werden sehen, wenn er hier auftaucht. Zuerst muß er ja Glendas Kontrolle durchlaufen.«
    Das passierte drei Minuten später.
    Aus dem Vorzimmer hörten wir Stimmen, dann öffnete sich die Tür. Glenda ließ den Besucher vorgehen und machte ein Gesicht, als wollte sie uns bedauern.
    Ich schaute sie nicht an, sondern Jason Leary, und schlagartig wußte ich Bescheid.
    Unsere Bekanntschaft lag tatsächlich nicht lange zurück. Erst ein paar Tage. Da hatte ich mich in einem Zimmer in einer Baracke eingemietet, um dort einen vierfachen Mörder zu stellen. Leary gehörte zu den Personen, die auf demselben Flur gewohnt hatten.
    Sogar einige Worte hatten wir gewechselt. Mir fiel auch wieder ein, welchem Beruf er nachging. Er war Prediger auf Beerdigungen und entsprechend gekleidet: dunkler Anzug, weißes Hemd, graue Krawatte. Der Fassonschnitt war korrekt gescheitelt. Den traurigen Blick legte er sicherlich nicht mal im Bett ab. Die Augen in dem blassen Gesicht paßten auch dazu. Sie waren groß, braun und traurig. Einer wie er konnte auf Kommando heulen. Vielleicht auch gegen entsprechende Bezahlung.
    »Ja, ich gehe dann besser wieder«, sagte Glenda. »Einen Kaffee bringe ich dem Herrn gleich.« Sie war froh, die Tür wieder von außen schließen zu können.
    Jason Leary fühlte sich sichtlich unwohl. Daran zu erkennen, wie er sich umschaute. Er war verlegen, spielte mit dem dunklen Hut und wußte nicht so recht, wo er hinschauen sollte.
    Ich erleichterte ihm die Sache, stand auf, ging auf ihn zu und reichte ihm die Hand. »Hallo, Mr. Leary, so sehen wir uns also wieder, schön, daß Sie uns mal besuchen.«
    Er lachte etwas verlegen, wurde rot, drückte meine Hand und atmete erleichtert auf. »Danke, Mr. Sinclair. Ich war noch nie bei der Polizei, verstehen Sie? Und dann noch Scotland Yard. Es hat mich schon Überwindung gekostet.«
    »Das macht doch nichts. Irgendwann ist es immer das erste Mal. Ist wie bei der Freundin.«
    Er schwieg. Vielleicht hatte er keine.
    Ich fing Sukos Blick auf. Mein Freund hockte bewegungslos auf seinem Platz und sah aus, als würde er darüber nachdenken, was wohl besser war. Sich mit Leary zu unterhalten oder über den Friedhof zu schleichen und offene Gräber zu suchen. Suko entschied sich für die erste Möglichkeit.
    Ich hatte Leary mittlerweile einen Platz angeboten und stellte ihm, als er saß, Suko vor.
    Der Prediger nickte ihm zu. Mit seiner so typisch weichen Beerdigungsstimme sagte er: »Diesen Herrn habe ich schon im Haus gesehen. Kurz nach dem man die tote Lisa Fox hinaustrug.«
    »Haben Sie bei ihr schon die Trauerrede gehalten?« erkundigte sich mein Freund.
    »Nein, Inspektor. Man hat mich nicht darum gebeten. Außerdem weiß - ich nicht, ob sie schon begraben wurde.«
    »Da haben Sie auch wieder recht.«
    Bevor wir zum Grund seines Besuchs kommen konnten, erschien Glenda und brachte den Kaffee.
    »Oh, das ist aber nett«, sagte Leary und bedanke sich noch einmal überhöflich.
    Glenda lächelte gequält und ließ uns allein.
    Leary probierte den Kaffee, lobte ihn über den Klee und stellte die Tasse wieder vorsichtig ab. Dann schaute er auf seine blassen Hände mit den langen Fingern und den gepflegten Nägeln. »Jetzt werden Sie sich bestimmt wundern, daß ich ohne Voranmeldung zu Ihnen gekommen bin.«
    »Das wundert uns allerdings«, gab ich zu.
    »Nicht daß Sie denken, ich wäre sehr neugierig, aber ich habe inzwischen erfahren, wer Sie sind, Mr. Sinclair, und auch Sie, Mr. Suko, und da habe ich mir gedacht, daß Sie die richtige Anlaufstelle für dieses ungewöhnliche Problem sind.«
    »Nur zu«, ermunterte ich ihn, »wir sind ganz Ohr.«
    »0 ja, danke.« Er wußte nicht, wen von uns beiden er anschauen sollte. Drehte er den Kopf nach links, war Suko an der Reihe, schaute er nach rechts, sah er mich an. Um keinen zu düpieren, blickte er geradeaus. »Wie Sie vielleicht noch wissen, Mr. Sinclair und Mr. Suko, ich verdiene meinen Lebensunterhalt durch Reden und Predigten. Mein Arbeitsplatz ist also eine Umgebung, die von den meisten Menschen gemieden wird. Zumindest nur selten aufgesucht wird.«
    »Die Leichenhalle«,
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