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0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur
Autoren: Jason Dark
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Verlegenheitspause. Ginny nutzte sie aus, um ihre Zigarettenkippe auszudrücken. Dann hob sie die Schultern. »Ich weiß nicht, wie du über mich denkst, aber immer will ich das auch nicht machen.« Sie lächelte plötzlich und war wieder putzmunter. »Du, John, wohnst jetzt hier.«
    »In der Tat.«
    »Und manchmal«, sie beugte sich jetzt vor, so daß die beiden Hälften des Bademantels noch weiter auseinanderklafften, »habe ich meinen sozialen Tag. Dann schaue ich nicht so auf das Geld, verstehst du?«
    Ihre Hand kroch über den Tisch und legte sich auf die meine. »Du weißt, was ich damit meine, John.«
    »So naiv bin ich nicht.«
    »Und?«
    »Nicht jetzt.« Ginny brummte zwar, aber sie gab nicht auf. »Hör mal, du brauchst kein Geld. Ich mache es aus Solidarität. Du wohnst zwei Türen weiter. Kann sein, daß es das letzte Mal ist, daß du mit einer Frau zusammen bist. Die Chance würde ich an deiner Stelle ergreifen.«
    »Hast du mich schon abgeschrieben?« fragte ich sie.
    »Nein, John, das nicht. So darfst du das nicht sehen. Ich mag dich wirklich. Du bist anders als die Typen, die vorher zwei Türen weiter gewohnt haben. Ich will nicht, daß man dich umbringt und…« Jetzt fehlten ihr die Worte. »Scheiße.« Sie stand plötzlich auf und nestelte an ihrem Gürtel, um den Bademantel ganz abzustreifen. Daß sie darunter nichts anhatte, ahnte ich.
    Der Knoten löste sich. Der Gürtel fiel auf beiden Seiten. Ich sah, daß sie tatsächlich nur die nackte Haut darunter trug, aber ich sah auch die roten Flecken zwischen Bauchnabel und Brüsten, und das waren sicherlich keine Mückenstiche. Die sahen nach etwas anderem aus. Ich wußte, daß es Leute gab, die ihre Zigarettenkippen auf der Haut anderer ausdrückten. Zuhälter hatten sich dabei stark hervorgetan.
    Zu fragen, ob diese Flecken tatsächlich von Zigarettenglut herrührten, kam ich nicht mehr.
    Vehement wurde die Tür aufgestoßen. Jemand stürmte in das Zimmer und wuchtete die Tür wieder zu.
    Ginny schrie auf. Und in ihren Schrei hörte ich die wilde Männerstimme.
    »Du hast mich wieder beschissen, das weiß ich. Aber dafür wirst du bezahlen…«
    ***
    Alles war sehr schnell gegangen, und dieser Vorgang hatte mich unvorbereitet getroffen, so daß ich in eine nicht sehr gute Lage geraten war und plötzlich den Druck der kalten Klinge in meinem Nacken spürte. Den Kerl hätte ich nicht gesehen, er stand hinter mir, aber ich nahm sein Rasierwasser wahr, das ziemlich scharf roch.
    »Du rührst dich erst mal nicht, Mann!«
    »Gut«, sagte ich, »gut…« Dabei beobachtete ich Ginny, die totenbleich geworden war.
    Sie stand wie eine Statue an der Tischkante. Der Bademantel stand noch immer offen. In den Augen lag eine schon hündische Angst vor dem Kerl, der hereingestürmt war. »Bitte, Steve, bitte!«
    »Halt dein Maul, Ginny!«
    Steve? In meinem Kopf jagten sich die Gedanken. Hieß nicht Ravers Freund von gegenüber auch Steve? Das konnte eine Namensgleichheit sein, mußte aber nicht. Jedenfalls stufte ich diesen Typ als Ginnys Zuhälter ein, und ich war fest entschlossen, daß es nicht zu einer Abrechnung mit ihr kommen würde.
    »Ich - ich habe dich nicht betrogen, Steve, wirklich nicht. Du, du irrst dich.«
    Der Kerl lachte nur. Dann sagte er: »Ich mag keine Nutten, die mich bescheißen. Schon einmal hast du mir fünfzig Pfund unterschlagen, Süße. Du hast deine Strafe bekommen. Ich sehe sie noch auf deiner Haut, aber diesmal bin ich echt sauer, Ginny. Du hattest eine verdammt gute Nacht und hast nichts abgeliefert, obwohl du weißt, daß ich im Haus bin.«
    Ginny flatterte. »Ich habe Besuch.«
    »Na und?«
    »Ich bin schon länger hier«, sagte ich.
    »Schnauze, Arschloch!« Steve war sauer. Die Klinge verschwand auch dann nicht aus meinem Nacken, als er mit der freien Hand meine Haare packte und daran riß. Der Schmerz fraß sich durch meinen Kopf. Zum Glück ließ er mich wieder los, und ich atmete tief durch, wobei ich auf meine Hände starrte, die auf der Tischplatte lagen.
    »John ist der neue Mieter.«
    Der Mann hinter mir bewegte sich nicht. Damit hatte er wohl nicht gerechnet.
    Es vergingen einige Sekunden, bevor der die Nachricht verdaut hatte. »Stimmt das?«
    »Ja.«
    »Na wunderbar. Dann hat sie dich wohl eingeladen, sie zu bumsen, wie? Nachbarschaftshilfe. Wieviel solltest du denn bezahlen, Meister? Wieviel?« Er war sich seiner Sache sicher. Das Messer verschwand aus meinem Nacken, und er veränderte seinen Standort. Neben mir baute
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