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0960 - Aibons böse Diener

0960 - Aibons böse Diener

Titel: 0960 - Aibons böse Diener
Autoren: Jason Dark
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das Gesicht existierte wirklich, aber er hatte es zuvor noch nie gesehen.
    Es war groß, es war beherrschend. Es zeigte einen bösartigen, verkniffenen Ausdruck, und es wurde von einem schlohweißen und auch irgendwie aschigen Haar umgeben.
    Kein Gesicht, das er kannte. Otis wußte es. Er überlegte, während er sich gleichzeitig faszinieren ließ.
    Wem gehörte das Gesicht? Wer hatte die Macht, den Himmel zu verändern und dann auf die Erde zu schauen?
    Otis Tarling kannte die Lösung nicht. Er wußte zuwenig. Aber er wollte den Kontakt. Der andere mußte ihn sehen. Deshalb streckte er ihm auch die Arme entgegen, aber der andere regte sich nicht. Er glotzte aus den kalten grüngelben Augen in die Tiefe, wie jemand, der sich überzeugen will, ob er alles richtig gemacht hatte.
    »Wer bist du, verdammt?« flüsterte Otis. »Wer, zum Henker? Kannst du nicht antworten?«
    Tarling wartete vergeblich darauf. Über ihm veränderte sich der Himmel abermals. Da schoben sich die Wolken aus dem Hintergrund hervor wie dunkle Inseln. Sie verdeckten zuerst das geheimnisvolle Licht, dann das Gesicht, als wollten sie es tief in die Unendlichkeit hineinziehen. Es verschwand!
    Otis Tarling fühlte sich plötzlich leer und ausgebrannt. Er hatte damit gerechnet, eine Antwort auf seine Frage zu bekommen, aber das magische Phänomen hatte gar nicht daran gedacht, ihm den Gefallen zu tun. Es hatte sich kurz gezeigt und sich dann wieder in seine Regionen zurückgezogen, in die sonst kein Mensch einen Fuß setzte.
    Aber es ging weiter. Otis wollte es kaum glauben. Er hatte schon vor, sich abzuwenden, als er die gelbgrünen Speere sah, die über den Himmel zuckten.
    Sie bildeten ein bleiches Netz aus Licht. Sie waren überall. Sie drangen seitlich und auch von der Höhe her in die andere Welt hinein. Sie zerstörten und zerrissen. Wie blanke Schwerter schlugen sie durch die Luft, geführt von unsichtbaren Händen. Sie waren einfach nicht zu stoppen. Sie bahnten sich ihren Weg, und plötzlich rasten sie mit einer irren Geschwindigkeit nach unten.
    Otis bewegte sich nicht. Er war gelähmt. Die andere Kraft machte mit ihm, was sie wollte. Er glich einer Statue, die den Blitzen entgegenschaute, und er sah zwei dieser Speere von verschiedenen Seiten auf sich zurasen.
    Ja, auf sich!
    Kein anderes Ziel war da! Otis wollte noch schreien. Er spürte die Gefahr. Er merkte, wie der Tod heranraste, aber er konnte nichts tun.
    Zielsicher erwischten ihn die beiden Blitze an zwei verschiedenen Stellen. Sie drangen in seinen Körper ein, wobei Otis nicht mal Schmerzen verspürte, aber einen Lidschlag später durchrasten sie seinen Körper, und er hatte das Gefühl, daß sie sich geteilt hatten und in jede seiner Adern eindringen würden, um ihn zu zerstören.
    Er schrie - und verbrannte!
    Es war kein Feuer da, das aus seinem Körper schlug. Er verbrannte oder verkohlte trotzdem.
    Otis schrie.
    Weit hatte er den Mund aufgerissen. Aber seine Schreie waren nur für ihn zu hören. Sie spielten sich mehr in seinem Kopf ab. Sein Inneres veränderte sich. Er nahm auch einen gewissen Rauchgeruch wahr, der ihn umgab. Er hörte es knistern und ahnte, daß es seine Haut war, die sich schrecklich veränderte.
    Noch immer tobten die Blitze in ihm. Sie zerstörten alles. Sie hatten ihn gefangengenommen, aber das war nicht alles, denn nach den Blitzen kam das Feuer.
    Kleine Flammen erschienen am Himmel und regneten nach unten, wobei diese Flammen gar nicht mal so klein waren, denn als sie am Boden entgegenfielen, da sahen sie aus wie lange, zuckende Speere, die blitzschnell die Umgebung in Brand setzten, weiterrasten und auch vor Otis Tarling nicht haltmachten.
    Sie kamen über ihn.
    Otis riß noch die Arme hoch. Er starb in dieser stolzen Haltung, als wollte er mit seinen Händen in den anderen Himmel greifen…
    ***
    Drei Männer standen in der offenen Hüttentür und trauten ihren Augen nicht. Sie wollten nicht glauben, was sie sahen. Sie waren wie vor den Kopf gestoßen, denn mit dieser Veränderung hatten sie nicht gerechnet.
    Für sie war ihr Bruder Otis ein Spinner gewesen, einer, der sich irgend etwas ausgedacht hatte, um sich wichtig zu machen, aber sie mußten erkennen, daß dies nicht so war.
    Der Himmel hatte sich verändert. Er war grün geworden, als wäre in der Ferne eine riesige unbekannte Lichtquelle aufgetaucht.
    Und Otis hatte es gewußt. Er war aus der Hütte gegangen. Er stand da und schaute in den Himmel, als wäre er dabei, mit den fremden Kräften
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