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0960 - Aibons böse Diener

0960 - Aibons böse Diener

Titel: 0960 - Aibons böse Diener
Autoren: Jason Dark
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kamen auch mit einem normalen hoch und erreichten das Ziel, das von einer bewachsenen Steinmauer umgeben war.
    Dahinter lag der kleine Friedhof des Ortes, und eine winzige Kapelle stand dort ebenfalls. Da in ihrer Umgebung alles sehr flach war, wirkte sie um so größer. Zudem grüßte ihr kleiner Turm über die helle Steinmauer hinweg.
    Der Eingang des Friedhofs war nicht zu verfehlen, und wir stellten den Audi dort ab. Ein Gittertor durchbrach die Mauer. Der Kunstschmied hatte sich bei seiner Herstellung viel Mühe gegeben und in die Zwischenräume der Stäbe Figuren gestellt. Zumeist nur Gesichter, die Heilige oder Dämonen zeigte.
    Gordon Tarling stieg als letzter aus dem Wagen. Er war ein Mann um die Sechzig, ging leicht gebeugt, als würde eine schwere Last auf seinen Schultern liegen.
    Das stimmte auch, denn Gordon Tarling hatte nicht nur vor Jahren seine Frau verloren, sondern auch seine vier Söhne, und darum ging es. Deshalb waren wir hier.
    Neben dem Wagen blieb er stehen. Sein Gesicht zeigte eine tiefe Qual, die sich auch in den Augen widerspiegelte. Er schaute uns zwar an, aber es kam mir so vor, als würde er uns gar nicht sehen. Das weiße Haar wurde zu einer Beute des frischen Winds und durcheinandergeweht. Die Augen hatten einen blassen Ausdruck bekommen. Der Mund mit den beiden Lippen wirkte verkniffen, und auf der hohen Stirn hatten sich die Falten tief in die Haut eingegraben. Er trug eine braune Hose aus festem Stoff, und eine mit Lammfell gefütterte Lederjacke.
    »Hier sind wir«, sagte er leise, als hätte er Furcht davor, die Ruhe der jenseits der Mauern liegenden Toten zu stören. »Ich werde Ihnen jetzt zeigen, was geschehen ist, und ich bin gespannt, ob Sie beide damit zurechtkommen.«
    »Wir schauen mal«, sagte ich.
    Die Antwort hatte dem Mann nicht gefallen. »Sehen Sie das nur nicht zu locker, Mr. Sinclair.«
    »Das tue ich auch nicht.«
    »Dann ist es gut.« Er ließ uns stehen, ging vor und drückte das Tor auf.
    Suko warf mir einen schiefen Blick zu und hob die Schultern, bevor wir Tarling folgten.
    An diesen Fall waren wir herangeraten wie die Jungfrau zum Kind.
    Eigentlich durch eine Bekannte unserer Freundin Jane Collins, einer Irin, die in London gewesen war, um dort etwas zu erledigen. Sie hatte Jane getroffen, die beiden Frauen waren ins Gespräch gekommen, und Jane hatte von ihrer Freundin Muriel Shannon erfahren, daß in ihrem Heimatort das Grauen umging.
    Auf so etwas war die Detektivin natürlich geeicht. Sie hatte dementsprechend große Ohren bekommen und nachgehakt. Erst wollte Muriel nicht mit der Sprache heraus, aber nach zwei weiteren Gläsern Rotwein hatte sich ihre Zunge gelockert, und sie hatte von einem Fall berichtet, der den Bewohnern von Beragh die Haare zu Berge stehen ließ. Jane hatte sehr gut zugehört, immer wieder nachgefragt und war schließlich von der Ernsthaftigkeit überzeugt gewesen. So überzeugt, daß sie Suko und mich alarmiert hatte.
    Wir hatten unseren Chef überreden können, nach Irland zu fahren, um uns dort einmal umzuschauen. Auch Jane war mitgekommen, aber sie wohnte bei Muriel, die sich nicht traute, dem Friedhof einen Besuch abzustatten.
    Wir hatten uns an Gordon Tarling wenden müssen, dem Vater der vier Söhne, die in einer Nacht allesamt ums Leben gekommen waren. Tarling war mißtrauisch gewesen. Er hatte uns schon viel Überredungskunst gekostet, sein Mißtrauen aufzuweichen. Auch von der Polizei hielt er nicht viel, besonders nicht von der englischen, er war einfach zu sehr Ire, aber gegen Scotland Yard hatte er nichts. Zudem hatten wir ihm das Versprechen abnehmen müssen, wirklich alles zu tun, um den unheimlichen Fall aufzuklären.
    Viel wußten wir nicht.
    Gordon Tarling hatte, nachdem er tagelang von seinen Söhnen nichts gehört hatte, einen Suchtrupp zusammengestellt. Er kannte die Hütte am Waldrand, er wußte auch, daß seine vier Söhne zu einem Killerkommando der IRA gehörten, aber das war für ihn zweitrangig geworden. Er wollte mehr über das Schicksal erfahren, und er erfuhr es auch. In dem Geländewagen, der halb in einem Bach stand, waren die toten Hughes und Brian gefunden worden, unweit der Hütte seine Söhne Jack und Otis. Ebenfalls tot. Kein Leben war mehr in ihnen. Das hatte ihn schon fertiggemacht, aber da war noch etwas hinzugekommen, denn alle vier Männer waren verbrannt.
    Ihre Körper waren nicht von Kugeln getröffen worden. Sie waren im Feuer umgekommen.
    Schrecklich, rätselhaft, denn es gab in der
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