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0960 - Aibons böse Diener

0960 - Aibons böse Diener

Titel: 0960 - Aibons böse Diener
Autoren: Jason Dark
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Kleine nicht zu halten. Da mußte er schon zur Räson gebracht werden.
    Otis sah seinen Bruder, aber er nahm ihn nicht wahr. Dafür hatte er dem Fenster den Rücken zugewandt und starrte ins Leere. Er sah aus wie ein Mann, der mit seinen Gedanken ganz woanders war, nur nicht bei den gegenwärtigen Ereignissen.
    Jack wollte ihn packen und durchschütteln, aber Brian trat ihm blitzschnell in den Weg. »Laß den Kleinen in Ruhe, Jack! Er hat vielleicht recht.«
    »Ach, du auch?«
    »Schau lieber aus dem Fenster, Mann!«
    Jack Tarling krauste die Stirn. Er wollte nicht noch weiter provozieren und nickte. »Okay, damit die arme Seele Ruhe hat, werde ich zum Fenster gehen und mir euren Spuk ansehen.«
    Mit einem Ohr hatte Otis mitgehört. Wenn Jack beschäftigt war, konnte er das tun, über das er schon lange nachgedacht hatte. Er wollte die Hütte am Waldrand verlassen, nach draußen gehen und einen größeren Ausschnitt des Himmels betrachten.
    Niemand kümmerte sich um ihn, als er zur Tür ging, sie aufzerrte und dann über die Schwelle trat.
    Zwei Schritte kam er weit, dann blieb er stehen. Er hatte den Eindruck, erdrückt zu werden.
    Die Welt war eine andere geworden, und er spürte, daß sie von einer fremden Macht beherrscht wurde.
    Das grüne Licht war da, und es war überall. Über ihm und um ihn herum.
    Es strömte aus dem Himmel, wo es die Wolken verdrängt oder verschoben hatte, um den grünen Schimmer zur Erde zu schicken.
    Otis fühlte sich von dieser Veränderung seltsam berührt - und fasziniert von dieser fremden Lichtfülle. Er merkte kaum, daß er seine Beine vorsetzte und sich von der Tür entfernte. Das Licht war wie ein Magnet, eine fremde Welt, die durch ihre ungewöhnliche Kraft alles andere verdrängt hatte.
    Dieser Himmel war einmalig. Otis konnte nicht anders. Er mußte ihn sich immer wieder anschauen, denn er war zu einer Kugel geworden, und er, der Mensch, hatte den Eindruck, in einem Dom zu stehen. Nie war ihm der Himmel so weit und gleichzeitig so nah vorgekommen. Er staunte, war erregt. Zuckend bewegte er seine Hände, wischte den Schweiß der Handflächen an seinen Hosenbeinen ab, überlegte und dachte daran, daß diese gewaltige grüne Kuppel auch der Umriß eines Raumschiffs sein konnte.
    Unsinn, nein, kein Raumschiff. Keine Besucher aus dem All. Obwohl in den letzten Jahren immer wieder darüber spekuliert wurde. Das Licht war anders, und sein Erscheinen hatte einen anderen Grund. In welchen Tiefen es geboren war und wer sich dafür verantwortlich zeigte, das konnte er nicht sagen, aber er wußte genau, daß es über dieses Gebiet hier eine Geschichte zu erzählen gab.
    Eine, die nicht jeder akzeptierte, weil er nicht an die Macht der alten Eichenkundigen glaubte. Otis dachte anders darüber, denn er hatte sich schon als junger Mensch damit beschäftigt, hatte geforscht und viel gelesen.
    Was seine Brüder taten, interessierte ihn im Moment nicht. Er dachte nur an die Veränderung und nahm sie staunend wahr. Ein weiter, grüner Himmel, in dessen Grundfarbe sich dunkle Streifen hineingeschoben hatten. So herrlich, so anders, denn auch die Luft hatte sich verändert.
    Sie war klarer geworden. Sie erinnerte ihn an die Luft kurz nach einem Gewitter, auch die war so klar und so angenehm zu atmen.
    Wie weit er sich von der Hütte entfernt hatte, wußte er nicht, als er stehenblieb.
    Er drehte sich auf der Stelle, den Kopf zurückgelegt, in den Himmel schauend. Von dem Farbenspiel ließ er sich faszinieren. Er genoß es, und freute sich, denn er wußte, daß dies noch nicht das Ende war.
    Ihm hatte sich eine andere Welt eröffnet. Er und seine Brüder hatten das Glück, in diese neue und alte Welt hineinschauen zu können. Sie würden zu den Auserwählten gehören. Der Drang, sie herzuholen, verstärkte sich immer mehr in Otis.
    Er drehte sich. Er schaute. Die Arme hielt er ausgebreitet. Wie das Mädchen in dem Märchen »Die Sterntaler«, das die Gabe vom Himmel erwartete.
    Bei ihm fielen keine goldenen Taler auf die Erde. Otis Tarling sah statt dessen etwas anderes: In den Himmel war Bewegung geraten. Da verschoben sich die Farben. Das dichte Grün und die schwarzen Streifen darin gerieten in Bewegung. Erste Lücken entstanden, damit Platz geschaffen wurde für den, der auf die Erde hinabschaute.
    Es war ein Gesicht. Ein riesiges Gesicht, das fast den ganzen Himmel einnahm und Otis bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu. An einen Irrtum glaubte er nicht. Es gab keine Verzerrungen über ihm,
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