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096 - In Soho regiert der Tod

096 - In Soho regiert der Tod

Titel: 096 - In Soho regiert der Tod
Autoren: A.F.Morland
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ausgezeichneten Orientierungssinn. Zielsicher führte er mich dorthin, wo der Stecher von Soho begraben lag.
    Da der Mond nicht schien, war es so dunkel auf dem Friedhof, daß man kaum die Hand vor Augen sah. Totenstille herrschte, aber ich wagte nicht, dieser Ruhe zu trauen.
    Ich nahm einen magischen Wurfstern in die Hand. Als Cruv das sah, fragte er sofort: »Irgend etwas nicht in Ordnung, Tony?«
    »Nur für alle Fälle«, gab ich zurück. »Ist es noch weit bis zu Apreas Grab?«
    »Nur noch ein paar Schritte«, antwortete der Kleine.
    Ich besaß drei silberne Wurfsterne. Sie hatten die Form des Drudenfußes. In die Schenkel waren weißmagische Symbole und Sprüche graviert, und außerdem war das Silber geweiht.
    Einem rangniedrigen Dämon - einem Ghoul zum Beispiel - konnte ich mit so einem Stern den Garaus machen.
    Arma würde ich damit nicht töten können, aber wenn ich sie damit traf, würde sie zu kämpfen vergessen und alles tun, um den Stern so schnell wie möglich loszuwerden.
    Das würde mir einen wertvollen Zeitvorteil einbringen.
    Aber Arma ließ sich nicht blicken. Wohin war sie nach der Beerdigung gegangen? War sie nachher noch einmal hier gewesen?
    Was führte die Zauberin im Schilde? Wenn ich sie tötete, zog ich mir Metals persönlichen Haß zu, aber das würde mich nicht davon abhalten, sie zu vernichten, falls sich eine Gelegenheit dazu bot.
    »Das ist die Grabreihe«, sagte Cruv und wies mit seinem Stock in die Dunkelheit. »Das sechste oder siebente ist das von Keenan Aprea.«
    Es war das siebente Grab. Keine Blumen, keine Kränze. Nur ein nackter Erdhügel. Wir standen davor, und ich dachte das, was Cruv im gleichen Augenblick aussprach. »Ob er da noch drinnen ist?«
    Es war durchaus möglich, daß Arma dem Stecher von Soho die Rückkehr aus dem Totenreich ermöglicht hatte.
    Ein Geräusch drang an mein Ohr!
    Ich fuhr herum, vermeinte in der Dunkelheit eine Gestalt vor einem Baum stehen zu sehen, überlegte nicht lange, sondern ließ mein Handgelenk vorschnellen. Der Silberstern flitzte durch die schwarze Nacht - und hackte in die Baumrinde.
    Cruv scheute mich überrascht an. »Hast du wen gesehen?«
    »Mir war so«, antwortete ich. »Aber ich muß mich geirrt haben. Bleib hier stehen. Ich sehe mich ein bißchen um.«
    »Soll ich dich nicht begleiten?«
    »Nicht nötig«, sagte ich und eilte davon.
    Ich holte mir meinem Stern wieder, ging in die Hocke und suchte den Boden ab. Ich ertastete den Abdruck eines Schuhs.
    Es mußte vorhin also doch jemand hier gestanden haben!
    Ich schaute hinter den Baum. Nichts. Aber nicht weit von mir entfernt zitterten Zweige, die bestimmt nicht der Wind bewegt hatte.
    Ich lief an mehreren Grabsteinen vorbei, Übersprang zwei Erdhügel und sah plötzlich, wie sich mir aus dem lockeren Erdreich eine bleiche Totenhand mit gespreizten Fingern entgegenstreckte!
    ***
    Cruv wartete. Argwöhnisch ließ der Gnom immer wieder den Blick durch die Finsternis schweifen.
    Er dachte an Mr. Silvers Dämonenradar. Wenn ein Feind sich nicht gewissenhaft abschirmte, registrierte der Ex-Dämon sofort seine Nähe.
    So eine Fähigkeit hätte der Gnom auch gern besessen, aber er war weder ein Magier noch ein Dämon. Er war lediglich ein Wesen aus einer anderen Dimension, das sich keiner magischen Fähigkeiten bedienen konnte.
    Die einzige Magie, die ihm zur Verfügung stand, war in den drei Metallspitzen, die sich in seinem Stock befanden.
    Eine kurze Drehung am klobigen Silberknauf genügte, dann schnellten die Spitzen unten heraus, und Cruvs harmlos aussehender Stock wurde zu einem gefährlichen Dreizack.
    Tony hatte sich so weit von Keenan Apreas Grab entfernt, daß ihn Cruv nicht mehr sah und auch nicht hörte.
    Dafür nahm der Gnom etwas anderes wahr: ein schleifendes Geräusch, ganz in der Nähe, so leise, daß man es fast überhören konnte.
    Aber Cruv hatte die Ohren gut gespitzt.
    Er wußte nur noch nicht genau, woher dieses Schleifen kam. War es möglich, daß es aus dem frischen Grab drang?
    Cruv trat einen halben Schritt vor und beugte sich vorsichtig über den Hügel. Er hielt den Atem an und lauschte angestrengt, doch im Moment war überhaupt nichts zu hören.
    Sicherheitshalber nahm Cruv seinen Stock in beide Hände, um sich sofort wehren zu können, falls er angegriffen werden sollte.
    Bewegte sich Keenan Aprea unter der Erde? Arbeitete der Stecher von Soho an seiner Befreiung?
    Mit Armas Zauberkraft wäre ihm das möglich gewesen.
    Cruv richtete sich langsam wieder
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