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096 - In Soho regiert der Tod

096 - In Soho regiert der Tod

Titel: 096 - In Soho regiert der Tod
Autoren: A.F.Morland
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auf. Ganz schmal waren seine Augen jetzt. Man sah ihm an, wie gespannt seine Nerven in diesem Moment waren.
    Er witterte eine Gefahr, und er hätte gern gewußt, woran er war. Sollte er Tony Ballard zurückrufen?
    Noch war es nicht nötig. Noch konnte sich Cruv einreden, mit der möglichen Gefahr allein fertigzuwerden.
    Vielleicht reagierte ein Ghoul auf seine Nähe. Nicht alle Leichenfresser begnügten sich mit Toten. Es gab viele Ghouls, die auch über Lebende herfielen. Bei diesem Gedanken schlug Cruvs Herz ein paar Takte schneller.
    Ghouls wohnten vorwiegend auf Friedhöfen, oder, besser gesagt: unter Friedhöfen. Sie gruben mit ihren schaufelähnlichen Händen Gänge von Grab zu Grab.
    Ein richtiges Labyrinth konnte dabei entstehen, in dem nur sie sich zurechtfanden.
    Der Gnom überlegte, ob er nicht lieber zu Keenan Apreas Grab zurückkehren sollte.
    Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, denn plötzlich war jemand hinter ihm!
    Cruv fuhr herum - und sah einen Mann. Breitbeinig stand er da, eine Spitzhacke zum Schlag erhoben!
    ***
    Die bleiche Hand griff nach mir, wollte nach meinem Knöchel fassen. Meine Kopfhaut zog sich zusammen.
    Ich drehte mich, stieß mich vom Boden ab und versuchte mich mit diesem kraftvollen Sprung in Sicherheit zu bringen.
    Dabei verlor ich das Gleichgewicht und konnte nicht verhindern, daß ich zwischen zwei Grabhügeln auf den Rücken fiel.
    Die Zeit hatte nicht gereicht, um die Luft rasch auszustoßen. Sie wurde in meinen Lungen gepreßt, und mir war, als würde mein Brustkorb von allen Seiten mit glühenden Nadeln gepickt.
    Ich blieb nicht liegen, denn wo eine Hand war, da mußte auch ein kompletter Gegner sein, und der würde versuchen, mich zu packen, wenn ich ihn nicht schnellstens unschädlich machte.
    Mit einem jähen Ruck setzte ich mich auf. Ich rechnete damit, von meinem Feind jetzt schon mehr zu sehen, doch ich erblickte überhaupt nichts.
    Nicht einmal mehr die Hand!
    Ich strich mit den Händen hastig über den Boden, suchte die Öffnung, die die bleiche Hand geschaffen haben mußte, aber es gab keine.
    Da begriff ich: Die Hand war eine Sinnestäuschung gewesen!
    Ein böser Zauber mußte sie geschaffen haben.
    Armas Zauber!
    Und ich war darauf hereingefallen. Ich ärgerte mich darüber maßlos. Arma hatte mich abgelenkt und aufgehalten.
    Sie spielte mit mir Katz und Maus, diktierte das Geschehen. Ich handelte so, wie sie es wollte, und das paßte mir nicht.
    »Arma!« brüllte ich und sprang auf.
    Sie konnte mich bestimmt hören, aber es schien ihr nicht wichtig zu sein, mir zu antworten.
    Wer war schon Tony Ballard für sie? Ein kleines, unbedeutendes Licht, das ihr nichts anhaben konnte.
    Ein Mensch, dessen Niedergang vorgezeichnet war, der schwarzes Gift in sich trug, das ihn immer mehr verseuchte, und der nicht wußte, wie er es loswerden konnte.
    Sie hatte recht, wenn sie so über mich dachte, aber mich ärgerte es über die Maßen, und wenn ich eine Chance bekam, ihr zu beweisen, daß ich noch lange nicht ihr schwarzer Bruder war, würde ich es tun.
    Ich würde sie vernichten, bei Go…
    Bei…
    Das Wort machte mir Schwierigkeiten. Mir war klar, daß Marbu daran schuld war, und ich zwang meinen Geist - gegen den Willen der Marbu-Kraft -, das Wort ›Gott‹ zu formulieren.
    Die Zeit war hart für mich, denn ich mußte nicht nur gegen reale Feinde kämpfen, sondern ich trug auch einen gefährlichen, unsichtbaren Feind in mir.
    »Arma!« rief ich, so laut ich konnte. Meine Stimme wehte mit dem Wind über den gespenstisch vor mir liegenden Totenacker. »Ich weiß, daß du mich hören kannst! Was immer du im Schilde führst, ich werde es verhindern! Es wird mir eine Freude sein, deine teuflischen Pläne zu durchkreuzen!«
    Sie nahm meine Worte zur Kenntnis, reagierte aber nicht darauf. Garantiert hielt sie das, was ich gesagt hatte, für eine leere Drohung, für ein lächerliches Säbelgerassel.
    Aber, verdammt noch mal, bei der ersten Gelegenheit, die sich mir bot, würde ich beweisen, daß ich es sehr ernst meinte.
    Ich hörte das Klirren von Metall.
    Und dann einen langgezogenen Schrei: »Tooonyyy!«
    Das war Cruv. Er brauchte Hilfe!
    ***
    Jon Morell hieb mit der Spitzhacke zu.
    Die Schrecksekunde hätte den Gnom beinahe das Leben gekostet. Im allerletzten Augenblick konnte er noch zurückspringen, und die Spitzhacke verfehlte ihn um wenige Millimeter.
    Cruv wurde so bleich wie ein Laken. Fast hätte es ihn erwischt. Er konnte das noch nicht richtig verdauen, da
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