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0958 - Die Kinder des El Rojo

0958 - Die Kinder des El Rojo

Titel: 0958 - Die Kinder des El Rojo
Autoren: Volker Krämer
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Höhe.
    »Viele Fragen auf einmal. Mal sehen, was ich so beantworten kann und will. Also mein Name ist Mysati. Man gab mir auch schon viele andere Namen, doch lass uns bei diesem bleiben. Wo du hier bist, willst du wissen? Zunächst einmal in meinem Atelier, meiner Hexenküche, wie ihr Menschen das wohl ausdrücken würdet.« Sie lachte kurz auf und blickte sich voller Stolz und Selbstzufriedenheit um. »Was du hier siehst, sind die Ergebnisse meiner Studien von Leben und Tod. Mit diesen Ingredienzien bin ich in der Lage, eine ganze Welt vollkommen nach meinem Gutdünken neu zu gestalten - Flora und Fauna, alles so, wie ich es will. Doch ich kann damit auch das genaue Gegenteil bewirken. Blühende Gärten, ganze Wälder, ich kann sie vernichten. Es kommt immer darauf an, wie man seine Mittel einsetzt. Doch ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich seit vielen Jahren unsagbar langweile.«
    Plötzlich wurde ihre Stimme ganz leise, sodass Ted sie kaum noch verstehen konnte. Sie sprach zu sich selbst, und die Worte waren gekleidet in eine Art Singsang.
    »Nichts ist mehr wie früher. Die glorreiche Zukunft fand nie statt - jetzt ist nur noch Harmonie, in der niemand mein Genie braucht. Alles ist Stagnation, Langeweile. Lähmende Langeweile.«
    Dann ging ein Ruck durch die Frau, die sich selbst Mysati nannte. Plötzlich war sie wieder in der Realität angekommen.
    »Was ich mit dir vorhabe? Ich kenne dich nicht, doch wenn du dort, wo ich dich gefunden habe, lebst oder zu Gast gewesen bist, dann musst du bestimmten Personen sehr wichtig sein. Ich werde einmal schauen, ob diese Personen dich denn wiederhaben wollen. Das könnte spaßig werden - und vielleicht ist es ja der Beginn einer Veränderung, die längst überfällig ist.«
    Ted Ewigk begehrte auf.
    »Von mir wirst du da keine Hilfe zu erwarten haben, denn die Erinnerungen an meine Vergangenheit sind noch immer wie die Bruchstücke eines Ganzen, das ich nicht verstehen kann. Ich bin doch wertlos für dich. Bring mich doch zurück zu Geschor. Das Wurzelwesen braucht bestimmt Hilfe!«
    Mysati lächelte hintergründig.
    »Deine Erinnerungen, dein früheres Leben - ich kann dir das alles auch zurückgeben. Schneller und intensiver, als es diese Wurzelkreatur je gekonnt hätte. Allerdings auch schmerzvoller und wesentlich gefährlicher. Doch wenn du meine Behandlung überlebst, dann bist du wieder der Mann, der du einmal gewesen bist. Und das ist es doch, wonach du strebst, richtig?«
    Ted Ewigk antwortete nicht. Erinnerungen, die tief verschüttet und ausgelöscht schienen, konnten Pein und Schrecken mit sich bringen, wenn man sie denn wieder ausgrub. Vielleicht gab es da Dinge, an die er sich besser nicht erinnern sollte? Andererseits war sein momentaner Zustand für ihn kaum zu ertragen. Wie sollte er sich entscheiden?
    Mysati kam ihm zuvor.
    »Doch nun solltest du dich ausruhen. Ich für meinen Teil werde mir Gedanken darüber machen, wie ich dich einsetzen kann, um meine Ziele zu erreichen. Wenn ich dich heile, dann könnte das mein Ansehen gewaltig steigern. Wenn ich zu dir zurückkomme, musst du dich jedoch entschieden haben. Denke gut darüber nach.«
    Mit einem Mal verschwamm ihre Gestalt wieder mit dem Hintergrund und sie war verschwunden.
    Nachdenken. Sich entscheiden.
    Ted Ewigk wusste nicht, ob er das wirklich konnte.
    Vorerst ergab er sich in sein Schicksal, ein Gefangener zu sein.
    Es dauerte einige Zeit, doch schließlich schlief er tatsächlich ein.
    ***
    Professor Zamorra stand vor dem Château Montagne und blickte auf das ehrwürdige Gemäuer.
    Was er sah, schmerzte ihn mehr, als er es für möglich gehalten hatte.
    Der Angriff der höllischen Attentäter, der Shi-Rin, hatte tiefe Wunden in die Außenfront des Châteaus gerissen.
    In der Zwischenzeit wusste Zamorra, dass auch die ärgsten Blessuren zu reparieren waren, auch wenn sie auf den ersten Blick reichlich endgültig erschienen.
    Robert Tendyke hatte wahnsinnig schnell reagiert, als er unterrichtet wurde, was hier geschehen war. Tendyke Industries - Roberts weltweit agierender Multikonzern - hatte sofort seine in Frankreich ansässigen Dependancen mobilgemacht, deren Mitarbeiter sich nun wie die sprichwörtlichen fleißigen Ameisen auf das Château stürzten.
    Zamorra schwor sich, jeden bissigen Kommentar in Richtung Handwerker in Zukunft blitzartig runter zu schlucken - die Frauen und Männer hier verbrachten ein kleines Wunder nach dem anderen. Wenn die so weiter machten, dann war der ganze Spuk
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