Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0958 - Die Kinder des El Rojo

0958 - Die Kinder des El Rojo

Titel: 0958 - Die Kinder des El Rojo
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
zu sein, doch er konnte dennoch viele Details erkennen.
    Die Regale an den Wänden waren mit Schüsseln, kleinen Kästen, Flaschen und Dosen vollgepfropft. Ted glaubte sicher, dass - würde man nur eines dieser Behältnisse unvorsichtig aus seinem Fach entfernen - die ganze Chose in sich zusammenbrechen musste. Das sprach er jedoch nicht aus.
    »Was ist das alles? Wo bin ich hier und warum? Vor allem will ich wissen, wieso ich mich nicht bewegen darf.«
    »Gesprochen wie ein ungezogenes Kind, bravo.« Die Stimme kam näher. »Ein ganzer Packen an Fragen. Warst du schon immer so neugierig?«
    Ted Ewigk gab ein Geräusch der Missbilligung von sich. Er hasste es, wenn jemand eine Frage mit Gegenfragen beantwortete.
    »Das weiß ich nicht, denn ich kann mich an viele Dinge aus meiner Vergangenheit nicht mehr erinnern. Geschor war dabei, mir diese weißen Flächen in meinem Kopf wieder aufzufüllen. Geschor. Was ist mit ihm geschehen? Ist er auch hier?«
    Die Stimme erklang nun so laut und deutlich, als würde ihre Besitzerin direkt neben Ted stehen, doch der konnte nichts und niemanden entdecken.
    »Nein, das Geschöpf, das Mentor-Stelle bei dir übernommen hatte, verlor seine Kraft. Und der Kreislauf, durch den er mit frischer Energie gespeist wurde, ist nun einmal unterbrochen.« Ted Ewigk verstand nicht, aber er hörte intensiv zu. »Ich konnte das fühlen. Und aus ganz bestimmten Gründen glaube ich nun einmal, dass dir dieses Schicksal erspart werden sollte. Du kannst also durchaus sagen, dass ich deine Lebensretterin bin. Irgendwie.«
    Das nachfolgende Lachen wollte überhaupt nicht mehr enden.
    Teds Ungeduld wandelte sich rasch in Wut.
    »Lass mich frei. Du kannst mir auch alles berichten, wenn ich dabei auf meinen eigenen Füßen stehen kann. Und sag mir - was ist jetzt mit Geschor?«
    »Woher soll ich das wissen?« Ein beinahe kindliches Kichern klang auf. »Ich habe dich aus dem Wurzelwesen befreit, ehe es dich mit in seine eigene Agonie ziehen konnte. Nun bist du hier bei mir. Gefällt dir mein Atelier, mein Labor des Lebens und des Todes?«
    Plötzlich konnte Ted einen Schemen direkt neben seinem Lager erkennen, der sich immer deutlicher aus dem Hintergrund nach vorne schob. Es war die Gestalt einer jungen Frau, die sich hier manifestierte. Allerdings einer Frau, wie Ted sie zuvor wohl noch nie so gesehen hatte.
    Sie war so merkwürdig gekleidet - trug ein ärmelloses Kleid aus einem schimmernden Material, das dann vielleicht doch eher an einen Arbeitskittel als an eine Festrobe erinnerte. Darunter konnte Ted eine hochgeschlossene Bluse sehen, die dunkel gefärbt war und an den Ärmeln und der Halspartie Rüschen aufwies. Das Auffälligste an ihr waren jedoch mit Abstand die Haare, die wild in alle Richtungen abstanden und wie auch Kittel und Bluse grün gefärbt waren. Alles was sie an sich hatte, was sie trug, bis hin zu den Ringen an ihren Fingern, war grün. Natürlich leuchteten auch ihre Augen in dieser Farbe und wirkten so geheimnisvoll.
    Ausnahmen waren da nur ihre dunkelrot lackierten Fingernägel und ein orangefarbenes Medaillon, das sie um den Hals trug. Das Alter der Frau konnte Ted überhaupt nicht einschätzen. Ihre Körperhaltung, ihre spärlichen Bewegungen, erinnerten an ein Kind, das sich langsam auf den beschwerlichen Weg hin zur Pubertät aufgemacht hatte. Doch ihr Gesicht wirkte seltsam erwachsen und ganz so, als hätten ihre schönen Augen schon viele Wunder und Gräuel mit ansehen müssen. Sie blickte Ted Ewigk neugierig und forschend an, und der bemerkte erst in diesem Augenblick, dass er splitternackt war.
    Blitzartig wollte er wenigstens eine ganz bestimmte Stelle mit den Händen verbergen, doch auch die konnte er ja nicht bewegen. Ein spöttisches Lächeln schlich sich um die Lippen der Frau in Grün.
    »Da gibt es nichts, was ich nicht schon gesehen hätte. Also beruhige dich. Zudem musst du dich für deinen Körper wirklich nicht schämen.«
    Das trug nicht dazu bei, Ted Ewigk die Schamesröte aus dem Gesicht zu vertreiben. Wenn er sich auch mit Geschors Hilfe nach und nach wieder an seine Vergangenheit zu erinnern begonnen hatte, so war er in seinem Bewusstsein nach wie vor ein junger Bursche, der es nicht gewohnt war, nackt vor einer Frau zu posieren.
    Er versuchte das Thema wieder auf andere Dinge zu lenken - auf die brennenden Fragen, die er im Kopf hatte.
    »Warum bin ich hier? Wo bin ich? Was hast du mit mir vor? Und wer bist du?«
    Die Frau zog die Augenbrauen in die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher