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0958 - Die Kinder des El Rojo

0958 - Die Kinder des El Rojo

Titel: 0958 - Die Kinder des El Rojo
Autoren: Volker Krämer
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sehr guten Händen sind. Die beiden haben Ihre Geschichte bestätigt, so wirr und unglaublich sie auch geklungen hat.«
    Artimus konnte nicht mehr an sich halten, denn all die Fragen, die er drei Wochen lang nur sich selbst immer und immer wieder hatte stellen können, mussten nun aus ihm heraus.
    »Was ist mit den anderen drei Kindern? Und… was ist mit der Mexikanerin?«
    Deren Existenz hatte man Artimus bei seiner Festnahme überhaupt nicht geglaubt, denn man war felsenfest davon ausgegangen, dass der merkwürdige Gringo ganz alleine diese beiden Kinder entführt hatte. Wozu auch immer. Nach der Aussage der Kinder sah das allerdings anders aus.
    »Weder von den Kindern noch von der Frau haben wir eine Spur gefunden. Das Anwesen, in dem sich der Drogenclan Rojo aufhält, ist wie eine Festung, die zu knacken einen großen Aufwand erfordern würde. Doch wie gesagt: Zurzeit zwingt uns diese gewisse Entwicklung dazu, unsere, gesamte Aufmerksamkeit auf sie zu konzentrieren. Aber nun zum Grund meines Hierseins.« Der Offizier stand auf. Er schien sich bei all dem hier nicht sonderlich wohl zu fühlen.
    Er räusperte sich. »Aus den Vereinigten Staaten wurde eine dringliche Suchmeldung an unser Innenministerium gesandt. Man sucht Sie offenbar wie die Nadel im Heuhaufen, und zwar nicht nur in Kolumbien. Diese Anfrage wurde von den entsprechenden Stellen weitergeleitet - unter anderem auch an einen gewissen O'Hara, der bestätigte, dass Sie sich in unserem Land aufhalten. Wir konnten den Herrn jedoch leider nicht finden, also hat es gedauert, bis man eine Verbindung zwischen dem Physiker Artimus van Zant und Ihnen hergestellt hatte.«
    Van Zant lachte humorlos auf.
    »Wenn Sie O'Hara suchen, dann gehen Sie in den Dschungel hinter dem Anwesen der Drogenbande - er hängt dort in einem Baum, ermordet und ohne einen Tropfen Blut in sich.«
    Der Offizier überging Artimus' Einwurf.
    »Jedenfalls ist ein Rechtsanwalt aus den USA hier eingetroffen, der Sie abholen soll. Er heißt…« Weiter kam er nicht, denn ein kleiner dicker Mann drängte sich in die Zelle hinein. Er schwitzte maßlos, wischte sich ständig mit einem Taschentuch über seine Stirnglatze, damit seine Ausdünstungen ihm nicht ungehindert in die kleinen Schweinsäugelchen liefen, die - geschützt durch eine schwarze Hornbrille - in die relative Dunkelheit des Raums stierten. Der Mann hatte das Potenzial zu einer Witzfigur, doch an Selbstbewusstsein schien es ihm keineswegs zu mangeln. Er fiel dem Offizier einfach ins Wort.
    »… Peebody von der Kanzlei Peebody, Peebody, Peebody & Son .« Er lächelte voller Stolz. »Ich bin der Son . Doktor van Zant, wie ich vermute?« Artimus nickte nur, denn der Auftritt des Mannes beeindruckte auch ihn. »Wunderbar, ich soll Ihnen einen herzlichen Gruß von Mister Robert Tendyke ausrichten, der Sie gerne wieder in seinem weltumfassenden Konzern begrüßen würde.« Tendyke Industries war durchaus ein global aktiver Konzern, doch dies zu erwähnen hatte nur den Sinn gehabt, den Offizier noch einmal zu beeindrucken. Der reagierte absolut nicht darauf. Man konnte ihm ansehen, wie sehr er sich darauf freute, diesen lästigen Kerl zu verabschieden.
    Peebody war ganz in seinem Element. »Okay, Doktor, wir verlassen nun diesen ungastlichen Ort und ich bringe Sie nach Bogota, direkt zum Flughafen, wo unsere Maschine bereits auf uns wartet. Mister Tendyke hat da keine Kosten gescheut.«
    Da war Artimus ganz sicher, denn Robert Tendyke schaute tatsächlich nicht auf Cent und Dollar, wenn er Freunden helfen konnte. Sie hatten ihn also gesucht, auch wenn er das so nicht gewollt hatte. Ehrlich gesagt, wäre er in diesem Augenblick gerne in lauten Jubel ausgebrochen, weil sie es dennoch getan hatten, denn so langsam hatte er befürchtet, hier verrotten zu müssen. Bevor er die Zelle verließ, wandte er sich noch einmal an den Offizier - irgendwie hatte Artimus das Gefühl, hier einem grundehrlichen Burschen begegnet zu sein.
    »Wenn Sie doch noch etwas von den Kindern und der Frau hören…«
    Der Kolumbianer nickte.
    »Dann verständige ich Ihr Konsulat. Die werden Ihnen die Nachrichten dann schon weiterleiten.«
    Als Artimus endlich wieder das Sonnenlicht erblickte, fühlte er sich wie neu geboren. Allerdings stellte er jetzt fest, dass er stank wie ein Skunk und seine Klamotten reichlich ruiniert an ihm klebten. Peebody brachte den Physiker zu einer Nobellimousine, die zu dem Gehabe des Anwalts sehr gut passte. Als er in Richtung
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