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0958 - Der Keller

0958 - Der Keller

Titel: 0958 - Der Keller
Autoren: Jason Dark
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du es doch ändern können.«
    Stahl strich durch sein dunkles Haar, das ein paar graue Strähnen optisch auflockerten. Er sah wieder besser aus, nachdem er einen guten Job bekommen hatte und nicht mehr als Detektiv von der Hand in den Mund leben mußte. »Vielleicht hätte ich das sogar ändern können, John, aber die Zeiten vor der Wende sind schon so lange her. Zwar nur sechs Jahre, aber mir kommt alles doppelt so lang vor.«
    »Du siehst also in den alten Zeiten die Anfänge.«
    »So ist das.«
    »Wieso?«
    »Da sind sie verschwunden, John. Einfach weg, verstehst du? Plötzlich waren die Menschen nicht mehr da. Spurlos, sagt man dazu wohl. Aber das darf nicht sein in der neuen Zeit. Ich habe den Job bekommen und hoffe, daß du mir dabei helfen kannst, denn nach der Wende ging es weiter, John.«
    »Es verschwanden noch welche.«
    »Unter anderem Briten. Ob es zehn Personen sind oder mehr, das wissen wir nicht, aber jemand muß den Fall lösen, und den hat man mir aufgebrummt.«
    »Wobei er nichts für deine normalen Kollegen ist?«
    »Richtig geraten.«
    »Warum nicht?«
    »Man glaubt nicht daran, daß die Leute normal verschwunden sind. Da muß mehr dahinterstecken.«
    »Was?«
    Harry verzog den Mund. »Muß ich dir das sagen? Eine andere Macht. Dämonen, wie auch immer. Jedenfalls waren sich meine neuen Vorgesetzten darüber einig, daß es etwas für mich ist.«
    »Wo sind die Leute verschwunden?«
    »Alle in einem bestimmten Umkreis. Wir sitzen praktisch in der Nähe und brauchen nur einige Kilometer zu fahren, dann werden wir mehr sehen können.«
    »Was denn?«
    »Eine Zeugin, zum Beispiel. Sie liegt im Krankenhaus. Ich hoffe, daß sie vernehmungsfähig ist.«
    »Das ist mir neu.«
    Harry nickte. »Weiß ich. Ich selbst habe es erst heute morgen richtig mitbekommen.«
    Ich schob den Kaffee zur Seite. »Was hat diese Zeugin genau gesehen?«
    Harry hob die Schultern. »Das weiß ich nicht, John. Aber sie ist einer verdammten Falle entwischt. Es war Zufall, daß man sie fand. Einige Männer, die zufällig in der Nacht unterwegs waren, entdeckten sie. Die Leute mußten zur Montage und sollten sehr früh an einer Sammelstelle abgeholt werden.«
    »Wie heißt die Zeugin?«
    »Gisela Behle.«
    »Sie liegt jetzt im Krankenhaus und wird behandelt.«
    »So ist es. Man hat ihr«, Harry schüttelte den Kopf, als wollte er es selbst nicht glauben, »ein Stück Wade herausgerissen. Stell dir das vor, John, ein Stück Wade!«
    »Wer?«
    »Das werden wir herausfinden.«
    »Hat sie denn nichts gesagt?«
    »Nein. Oder doch. Du kennst doch die Leute. Wer glaubt denn schon derartige Aussagen?«
    »Stimmt auch wieder.«
    »Die Frau ist ausgelacht worden, auch von meinen Kollegen. Immerhin hat man ein Protokoll angefertigt. Ich bin an dieses Protokoll herangekommen, was natürlich sehr interessant war. Zudem habe ich die Aussagen ernst genommen. Die Kollegen haben ja getan, als wären die Aussagen im Fieberwahn gemacht worden. Daran glaube ich wiederum nicht. Diese Gisela Behle ist von einem Monstrum verfolgt worden, das wohl auch ihren Freund umgebracht hat.«
    »Rede ruhig weiter, Harry, es wird interessant.«
    »Mehr weiß ich nicht, nur, daß es in einem alten Verwaltungsgebäude passierte, das zu einem Industriekombinat gehörte. Es ist längst stillgelegt worden und gammelt so vor sich hin, wie auch der Bau.«
    »Was hat sie darin zu suchen gehabt?«
    »Sie wollte übernachten, John. Einen Platz suchen, an dem es nicht mehr so kalt war.«
    »Mit dem anderen, der jetzt tot ist.«
    »Ja.«
    Ich blickte auf die Uhr. »Weißt du schon, wann wir die Frau besuchen?«
    »Nein, aber wir können sofort verschwinden, wenn du fertig bist.«
    »Ja, das bin ich. Es war nicht der Nabel der Welt, dieses Hotelfrühstück. Das war das Geld nicht wert!«
    Ich tupfte mir die Lippen ab, ließ ein Croissant zurück, das aussah wie aufgebacken, dann folgte ich meinem Freund Harry Stahl durch den Anbau in die Hotelhalle, die auf mich einen kühlen Eindruck machte.
    »Willst du noch mal hoch, John?«
    »Ja, ich werde mir noch die Hände waschen. Warte die paar Minuten auf mich.«
    Es dauerte nicht lange, da war ich wieder zurück. Harry saß in einem Sessel und blätterte eine Zeitung durch. Er legte sie weg, als er mich sah.
    »Hast du was entdeckt?«
    »Nein, John, nichts. Es ist nichts über den nächtlichen Vorfall geschrieben worden.«
    »Gut.«
    Wir verließen das Hotel und wurden wieder an die rauhe mitteldeutsche Wirklichkeit erinnert, denn
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