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0956 - Die Schlangenfrau

0956 - Die Schlangenfrau

Titel: 0956 - Die Schlangenfrau
Autoren: Jason Dark
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wäre.
    Daß Suko auf der Rückfahrt das Steuer übernehmen sollte, hatten wir schon zuvor abgemacht. Er schloß die Fahrertür auf, stieg aber noch nicht ein, sondern schaute mich an. Meine Haltung schien ihm nicht zu gefallen. »Du hast doch was, John.«
    »Irgendwo schon.«
    »Und?«
    »Ich sehe keinen Menschen, Suko, aber ich weiß, daß jemand in der Nähe lauert. Das sagt mir mein Gefühl. Nichts hat sich verändert, und trotzdem ist etwas anders geworden.«
    Mein Freund hütete sich davor, über diese Worte zu lachen. Im Lauf der Jahre waren wir beide für gewisse Dinge sensibilisiert worden. Da spielten Gefühle, Strömungen und Verhaltensmuster oft genug eine Rolle.
    Auch Suko wollte noch nicht einsteigen. Immer wieder drehte er sich auf der Stelle. Ich sah, daß sich seine rechte Hand in der Nähe der Beretta befand. Wenn es sein mußte, konnte er die Waffe blitzschnell ziehen.
    Sekunden vergingen. Wieder war nichts passiert. Trotzdem konnten wir nicht beruhigt sein.
    Ich öffnete die Wagentür. Die Innenbeleuchtung ging an, deshalb kam ich mir beim Einsteigen vor wie eine Zielscheibe und löschte sie sofort.
    »Sehr gut«, sagte Suko beim Einsteigen.
    »Was?«
    Er deutete nach oben.
    Ich schloß die Tür, setzte mich richtig hin, auch Suko griff bereits nach dem Gurt, um sich anzuschnallen, als wir beide zugleich in der Bewegung stoppten.
    »Da stimmt was nicht!« flüsterte mein Freund. »Aber was?«
    »Hör zu, John, das ist zwar unser Wagen, aber ich komme mir trotzdem vor, als säße ich in einem fremden. Und komischerweise auch viel tiefer, aber nicht nur an einer, sondern an vier verschiedenen Stellen. Muß ich dir noch sagen, was ich meine?«
    »Nein, das brauchst du nicht. Irgend jemand hat uns die Reifen zerstochen…«
    ***
    Bill Conolly hatte das Zimmer seines Sohnes verlassen und war nachdenklich geworden. Im Haus war es ruhig, verständlich, aber ihm ging die Stille schon auf die Nerven. Er war nervös, nicht nur wegen der Ruhe, sondern auch wegen der Spuren im Garten. Bill konnte sich vorstellen, daß sich die Schlangenfrau noch in der Nähe des Hauses aufhielt, und das machte ihn nervös. Er nahm sich vor, noch einen Rundgang zu machen, wollte aber zunächst mit seiner Frau darüber reden, die bereits im Wohnzimmer saß. Sie machte einen abwesenden und beinahe schon apathischen Eindruck, denn sie schaute ins Leere und rührte sich kaum, als Bill in ihre Nähe trat.
    »Alles okay?« fragte er.
    Sheila hob die Schultern. »Ich bin nur müde, verstehst du?«
    »Ja, das glaube ich.«
    »Deshalb gehe ich gleich ins Bett.«
    »Und ich komme etwas später nach.«
    Sheila runzelte die Stirn. »Etwas später? Hast du vielleicht noch etwas vor?«
    »Auch wenn du dich darüber aufregen solltest, ich möchte noch einen letzten Rundgang um das Haus machen.«
    »Das bleibt dir überlassen.«
    »Gut, bis gleich.«
    »Da werde ich wohl schon im Bett liegen.« Sie strich durch ihr Gesicht.
    »Mir reichte es.«
    Bill lächelte seiner Frau noch einmal zu, dann verließ er den Wohnraum.
    Im Flur veränderte sich sein Gesichtsausdruck, aber er beschäftigte sich nicht mit seinen Gedanken, sondern drückte sie weit weg, als er die Jacke vom Haken nahm.
    Später dann - draußen - kam er schon ins Grübeln, und der Grund dafür hieß Sheila.
    Sie hatte sich auf eine ungewöhnliche Art und Weise verhalten, sich seltsam benommen und war ihm sogar fremd geworden. Eine Erklärung fand er dafür nicht. Aber er war kein Mensch, der dieses Verhalten so einfach hinnahm. Er würde Sheila fragen, wenn sie im Bett lag. Bill war sicher, daß beide so leicht keinen Schlaf finden konnten.
    Als er die Stelle erreicht hatte, wo sich die ersten Spuren abzeichneten, blieb er stehen. Eine Taschenlampe hatte sich der Reporter eingesteckt.
    Er leuchtete die Abdrücke an und mußte sich eingestehen, daß keine neuen hinzugekommen waren. Zumindest nicht hier an der Stelle, aber das Haus war ja viel größer.
    Er hatte den Kragen hochgestellt, um sich gegen den kalten Wind zu schützen. Der Garten lag in einer üblichen nächtlichen Stille vor ihm.
    Dort bewegte sich nichts Fremdes. Es war alles in Ordnung. Jenseits des Grundstücks sah er die schwachen Lichter des Nachbarhauses, auch das kannte er. Es gab nichts, über das er sich hätte aufregen können.
    Aber diese Nacht war nicht die letzte. Bill empfand sie als anders. Es hatte in den letzten Stunden eine große Umkehr gegeben, als das Unterste nach oben gestülpt worden war. Selbst
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