Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0956 - Die Schlangenfrau

0956 - Die Schlangenfrau

Titel: 0956 - Die Schlangenfrau
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
denn?«
    »Scheiße!«
    »Nun sag doch schon!« flüsterte Johnny. »Was hast du da gesehen?«
    Eric hielt den Mund. Seine Augen waren verdreht, als wollte er in sich selbst hineinschauen. Er schüttelte einige Male den Kopf, dann sackten seine Schultern ein, bevor er sagte: »Du mußt es dir selbst ansehen, sonst glaubst du es mir nicht. Das ist unwahrscheinlich. Das, das kann man nicht beschreiben.«
    »Verdammt, was denn?«
    »Geh hin, aber sei vorsichtig.« Eric sah aus wie jemand, der im nächsten Moment zusammenfallen würde. Er brauchte tatsächlich die Hauswand als Stütze.
    Johnny Conolly wußte nicht so recht, wie er sich verhalten sollte. Hingehen, nachschauen? Dem anderen glauben? Oder hatte Eric sich nur etwas eingebildet? Nein, eigentlich war er nicht der Typ, der so etwas tat. Er stand mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen. Manche hielten ihn zwar für einen Spinner, aber Johnny kannte ihn besser. Sie waren lange genug zusammen in der Schule.
    »Dann bleibst du hier, nicht?«
    Eric nickte nur. Trotz der Kälte schwitzte er auf der Stirn, und das sollte bei ihm etwas heißen.
    Johnny war auf dem Weg zum Fenster ebenso vorsichtig wie sein Freund noch vor zwei Minuten. Auch er ging gebückt, um ein so kleines Ziel wie möglich zu halten. Dabei dachte er nach, was Eric wohl entdeckt haben könnte, aber er kam zu keinem Resultat. Also würde er sich überraschen lassen, sicherlich nicht angenehm.
    Geduckt blieb er unter der Scheibe hocken. Er schaute zurück. Eric stand noch immer mit dem Rücken an der Hauswand und kämpfte mit sich selbst, weil er unter dem Eindruck des Entdeckten stand.
    Johnny begann nachzudenken. Er sah zwar aus wie ein Jugendlicher in seinem Alter, aber sein Leben war nicht so verlaufen wie das der anderen aus seiner Klasse.
    Er hatte viel durchgemacht, ebenso wie seine Eltern. Für sie gab es die Mächte der Finsternis. Er wußte genau darüber Bescheid, welche Konstellationen sich da breitmachten, wie die Dinge liefen, wie sich das Böse immer weiter vordrängte, um die Menschen und deren Welt allmählich zu beherrschen.
    Und er hatte Personen erlebt, die ähnlich ausgesehen hatten wie sein Freund Eric. Und zwar immer dann, wenn ihnen etwas Schauriges und Unglaubliches widerfahren war.
    Daran mußte Johnny einfach denken, als er sich noch einige Sekunden Zeit ließ, bevor er sich dann in die Höhe schob, und zwar so langsam wie möglich.
    Sein Gesicht glitt dicht an den kleinen Eiszapfen entlang. Er schob sich noch weiter in die Höhe, wurde vom Lichtschein erwischt, und dann gelang ihm ein erster Blick in den Raum.
    Er sah zwei Männer. Sie waren dunkel gekleidet saßen an einem Tisch, auf dem eine Flasche Brandy von zwei Gläsern eingerahmt stand, und schauten zu einer Person hin, die vor ihnen stand.
    Es war eine Frau, die einen grauen Pelzmantel trug, der ihr bis über die Waden reichte. Das konnte Eric nicht erschreckt haben, und es hatte ihn auch nicht erschreckt.
    Plötzlich hielt Johnny den Atem an, denn er hatte sich auf das Gesicht der Frau konzentriert.
    Es war so kalt, so abweisend, aber unter ihm, am Hals, der frei lag und von keinem Stoff bedeckt wurde, bewegte sich etwas. Zuerst dachte Johnny an eine Kette, aber die war es nicht, sondern eine dunkelgrüne, schuppige Schlange, deren Kopf genau in das Tal zwischen den Brüsten deutete, die der Ausschnitt des Pelzmantels frei ließ…
    ***
    Johnny schrie nicht. Er keuchte nicht einmal. Er hielt nur den Atem an.
    Eine Frau, die sich mit einer Schlange schmückte. Das war unwahrscheinlich, das konnte es kaum geben. Zugleich kannte er aus dem Zirkus Frauen, die sich mit Schlangen abgaben und sie so behandelten wie die besten Freunde.
    Hier war es ebenso.
    Die Frau liebte Schlangen. Sie hatte sich sogar eine als Schmuck um den Hals gehängt und sie trotz der Kälte mitgebracht. Das war zumindest nicht normal.
    Johnny hatte seinen ersten Schock überwunden und auch die Umgebung vergessen. Er schaute weiterhin nach, denn der erste Eindruck war nicht mehr als eine Momentaufnahme gewesen.
    Sein Blick glitt am Gesicht der Frau hoch. Er wollte sie sich genau anschauen, denn er hatte nicht die Nerven verloren oder war so stark geschockt wie Eric Ganter.
    Plötzlich schüttelte sich der Junge. Er mochte die Frau nicht. Sie war ihm total unsympathisch. Nicht mal das Gesicht gefiel ihm. Dieses Weib war kalt. Eiskalt. Ihre Gesichtshaut ähnelte glattem, dünnen Metall, das wie poliert glänzte. Die hochstehenden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher