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0956 - Die Schlangenfrau

0956 - Die Schlangenfrau

Titel: 0956 - Die Schlangenfrau
Autoren: Jason Dark
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Wangenknochen fielen auf, die leicht schräg stehenden Augen und der kalte Blick ebenso. Pupillen wie dunkles Eis auf der gefrorenen Oberfläche eines Tümpels. Der Mund sah künstlich aus, so exakt saß er in ihrem Gesicht.
    Dann die hohe Stirn. Ebenfalls glatt. Keine Falte war darauf zu entdecken.
    Der Junge kam sich selbst Vor wie ein Roboter, der alles rastermäßig erfaßte und dabei bestimmte Zeitabläufe benötigte. Auf die Haare konzentrierte er sich besonders. Sie konnten durchaus lang sein, aber sie lagen trotzdem flach und zugleich wie Gewürm auf dem Kopf der Frau, als hätte sie ihre Haare zusammengedreht und geflochten. Sie waren von einem aschigen Grau, aber das interessierte ihn nur am Rande, denn auf dem Kopf bewegte sich tatsächlich etwas. Die Haare?
    Nein, das konnte es nicht sein. Das hätte er nie und nimmer unterstrichen. Es war etwas anderes, das durch die Haare hindurchglitt, aber mit dem Kopf nicht verwachsen war. Eine Schlange!
    Eine zweite Schlange. Ebenfalls grün wie die erste. Der größte Teil ihres Körpers war unter den geflochtenen Haaren verborgen. Das Tier hatte genügend Lücken gefunden, um sich einen freien Weg zu bahnen, und plötzlich trat es an der rechten Seite des Kopfes hervor ins Freie. Johnny sah den Kopf, auch das kleine, geöffnete Maul, durch das die Zunge ihren Weg nach draußen fand.
    Er war geschockt. Nur nicht so stark wie sein Freund Eric. Es lag bei ihm an der Vergangenheit, denn Johnny hatte tatsächlich schon einiges erlebt.
    Eine Erklärung hatte er für dieses Phänomen trotzdem nicht. Er merkte auch, daß sich in seinem Magen ein Kloß bildete, der immer größer wurde, als wollte er sich wie ein Stein ausbreiten.
    Die beiden Männer schienen die Nähe der unheimlichen Frau gewohnt zu sein. Sie schauten sie an, sie sprachen sogar mit ihr, wobei Johnny nicht verstehen konnte, was sie sagten.
    Aber die Frau schüttelte plötzlich den Kopf. Sie streckte ihren rechten Arm vor, die Hand ebenfalls. Johnny konnte die langen, dünnen Finger sehen, deren Nägel grau oder in einem giftigen Grün bemalt waren. So genau war das nicht zu sehen.
    Urplötzlich hob die fremde Schlangenfrau ihren Kopf an.
    Sie schaute zum Fenster.
    Es war ein eisiger, ein tödlicher Blick, und Johnny ging davon aus, daß sie ihn entdeckt hatte.
    Dennoch handelte er.
    Blitzartig ließ er sich auf die Knie fallen. Er prallte auf die harte Erde, was ihn nicht weiter störte, sondern drehte sich nach rechts, um zu seinem Freund zu gelangen. Erst als Johnny einige Meter gekrochen war, raffte er sich auf und ging normal weiter.
    Eric erwartete ihn. Er brauchte keine Frage zu stellen, denn Johnny nickte ihm zu.
    »Kennst du sie?«
    »Nein«, sagte Eric. »Ich habe sie heute zum erstenmal gesehen. Und ich habe Angst bekommen.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Wer ist das nur?«
    Johnny hob die Schultern. Er kannte keinen Namen. Er wußte nicht, wer sich hinter dieser glatten Fassade verbarg. Zudem schien sie ihn doch nicht entdeckt zu haben, denn dann hätte sie doch schon längst eine Reaktion gezeigt.
    »Hat sie dich denn gesehen, Johnny?«
    »Das weiß ich nicht. Dich denn?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube nicht. Ich habe Schiß bekommen, als ich das Weib sah.«
    »Kann ich mir denken.«
    Eric wischte über sein Gesicht. »Wie kannst du eigentlich so cool bleiben?«
    »Bin ich das?«
    »Klar. Ich bin hier abgehauen. Ich weiß auch nicht mehr, wie es jetzt weitergehen soll. Mit dieser Frau haben wir nicht gerechnet. Die sieht aus, die ist die Chefin, glaube ich. Hast du die beiden Schlangen gesehen?«
    »Klar doch.«
    »Kennst du eine Frau, die mit Schlangen herumläuft?«
    »Nein, bisher noch nicht.«
    »Bisher noch nicht.«
    »Eben.« Er schaute sich um. Eric war nervös. Die Überlegenheit und die Ruhe, die ihn immer ausgezeichnet hatten, waren dahin. Er wußte plötzlich nicht mehr, wie er sich bewegen sollte und ob das, was er vorhatte, alles auch fichtig war.
    »Wir werden gehen!« erklärte Johnny.
    Dieser Satz traf bei Eric Ganter auf fruchtbaren Boden. Eric wirkte plötzlich erleichtert. Fast hätte er noch aufgestöhnt, hielt sich aber im letzten Augenblick zurück. »Das ist okay. Wir kommen dann mit den anderen zurück. Zu zweit schaffen wir das nicht mehr. Ich hatte das Gefühl, als könnte diese Frau in meine Seele schauen. Hast du den Blick gesehen? Hat sie dich mal angeschaut?« Er redete Johnny hektisch an und konzentrierte sich nur auf ihn.
    Im Gegensatz zu dem jungen Conolly. Dessen
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