Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0956 - Die Schlangenfrau

0956 - Die Schlangenfrau

Titel: 0956 - Die Schlangenfrau
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht von falschen Freunden.«
    »Stimmt. Nur komme ich mir vor wie ein Verräter.« Die Stimme des Jungen sackte ab und wurde leiser. »Ich habe meinen Freund im Stich gelassen, verstehst du? Er ist allein geblieben, völlig allein. Er bewegte sich nicht mehr. Ich weiß nicht mal, ob er tot war.« Das Gesicht des Jungen sah gequält aus. »Wenn er das tatsächlich ist, dann ist es auch meine Schuld.«
    »Nein, Junge, nein. Du hast schon richtig gehandelt, das mußt du mir glauben.«
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    »Und wo könnte Eric sein?«
    Bill hob die Schultern. Er war sich selbst gegenüber ehrlich. Viel Hoffnung hatte er nicht. Was ihm Johnny da berichtet hatte, das war hart an der Grenze. Er konnte sich gut vorstellen, wie sehr die Bande in die Tierfängerei verstrickt war. Und wenn alle Stricke rissen, dann gingen diese Menschen auch über Leichen, denn sie hatten oft noch andere Dinge auf dem Kerbholz.
    Die Tür wurde von innen geöffnet. Der Einsatzleiter stand im Licht. Er hieß Robert Latow, war ein stattlicher Mensch mit einem runden Kinnbart und buschigen Augenbrauen. Er kam in die Kälte und hob dabei die Schultern.
    »Nichts?« fragte Bill.
    »So ist es, Mr. Conolly. Alle sind ausgeflogen. Verschwunden, haben sich aus dem Staub gemacht.«
    Johnny hatte mit einer derartigen Nachricht gerechnet. Trotzdem glaubte er, den Boden unter den Füßen zu verlieren, als er diese Nachricht hörte. Er wollte es einfach nicht wissen und mußte sich trotzdem mit den Tatsachen abfinden.
    »Was ist denn mit meinem Freund?«
    Latow schaute ihn für eine Weile an. Sein Blick zeigte Bedauern. Dann hob er die Schultern.
    »Sie haben ihn nicht gefunden?«
    »Nein, Junge.«
    Johnny schloß die Augen, was auch seinem Vater aufgefallen war. Bill stützte ihn, denn in diesem Augenblick brauchte der Junge den Schutz des Vaters.
    »Laß uns hineingehen - ja?«
    Johnny nickte ihm zu.
    Bill führte ihn über die Schwelle in das Haus. Erst jetzt öffnete Johnny richtig die Augen und schaute sich um. Er sah das, was er auch beim heimlichen Hineinschauen entdeckt hatte. Nur war sein Überblick jetzt umfassender.
    Er hob den linken Arm und streckte ihm den Tisch entgegen, wo noch immer die Flasche mit den beiden Gläsern stand. »Da haben sie gesessen, Dad. Genau an diesem Tisch. Die beiden Stühle kannst du ja noch sehen.«
    »Richtig.«
    Johnny ging tiefer in den Raum hinein. Er sah auch das Regal an der Wand, das so leer war wie seine Geldbörse, bevor er das monatliche Taschengeld bekam. In einem Schrank standen noch weitere Schnapsflaschen und auch Gläser. Einen Teppich gab es nicht. Auf dem Boden lag der graue Estrich. Rechts führte eine offenstehende Tür in einen Flur hinein. Dort brannte ein trübes Deckenlicht. Johnny hörte die Stimmen der anderen Polizisten, als sie dabei waren, auch die übrigen Räume zu untersuchen.
    »Kann ich dort mal nachschauen?« fragte der Junge.
    »Sicher kannst du das. Aber du wirst nichts finden.« Latow hatte die Antwort gegeben. Er war hinter den beiden in das Haus hineingegangen.
    »Ich möchte es aber.«
    »Gut.«
    Bill und der Polizist blieben hinter Johnny, als er den Flur betrat und sich dort scheu umschaute, als erwartete er jeden Augenblick, aus den Wänden heraus angegriffen zu werden.
    Er schob sich an einem Polizisten vorbei, der erkältet war und dauernd schniefte. Nur wenige Schritte weiter betrat er einen großen Raum, der nicht so aussah, als hätten sich in ihm Menschen aufgehalten, denn er war nicht möbliert. Kahle Wände, dunkel gestrichen oder gebeizt.
    Schmutz klebte auf dem Boden wie ein grauschwarzer Schatten. In einer Ecke stand eine Bank ohne Lehne.
    Mehr war wirklich nicht zu sehen, und auch die Polizisten standen ziemlich ratlos herum. Sie schauten Johnny nicht eben freundlich an.
    Schließlich war er der Grund für ihren ergebnislosen Einsatz gewesen.
    »Tut mir leid mein Sohn, aber da ist wirklich nichts zu sehen. Sie haben nichts hinterlassen.«
    »Stimmt, Dad, man sieht nichts, aber man riecht etwas.« Johnny hatte so laut gesprochen, daß er auch von den anderen Polizisten gehört worden war, auch von Latow.
    »Bitte, was sagst du?«
    Johnny drehte sich um. »Ja, Mr. Latow, man kann etwas riechen. Ich rieche jedenfalls etwas.«
    »Was denn?«
    »Es stinkt nach Urin und Kot. Die Tiere haben Angst gehabt, sie haben deshalb auf den Boden gemacht.« Er deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger vor seine Füße. »Alles ist klebrig, das sehen Sie ja. Wenn Sie das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher